TSV 1860: Jugend forscht

1860-Coach Maurer testet im Trainingslager der Löwen im österreichischen Wallfahrtsort Maria Taferl neun Junioren
von  Marco Plein
Trainer Reiner Maurer versammelt im Traingslager seine Löwen um sich.
Trainer Reiner Maurer versammelt im Traingslager seine Löwen um sich. © sampics/augenklick

Maria Taferl - Für die Prozession hatten die Löwen keine Augen. Und so zog ein Spieler nach dem anderen sein Köfferchen stillschweigend an jener Menschentraube vorbei, die sich am Donnerstagmorgen im Ortskern von Maria Taferl zu den Fronleichnamsgebeten getroffen hatte.

Zu dem ungewöhnlichen Treffen – junge Fußballprofis und katholische Gläubige – kam es im niederösterreichischen Sommertrainingslager des TSV 1860, weil einige Spieler nach der ersten Nacht (das Team war am Mittwoch angereist) von einem Nebengebäude des Hotels ins Haupthaus umziehen mussten. „Wegen der unsicheren Zukunft des Vereins wurde das Hotel erst so spät endgültig gebucht, dass einige Zimmer im Hauptgebäude schon für eine Nacht belegt waren”, erklärte eine Mitarbeiterin des Hotels Schachner zur Krone, wo die Löwen bis zum 1, Juli residieren werden. Kein Grund, den Löwen die Laune zu vermiesen. „Hier passt alles, die Bedingungen könnten besser nicht sein", freute sich Coach Reiner Maurer.

"Diesmal ist es etwas schlichter"

Auch dass das Hotel bei weitem nicht so luxuriös ist wie im vergangenen Jahr, als die Löwen bei Wörgl in Tirol in einem wahren Prachthotel abstiegen, störte nicht. „Diesmal ist es etwas schlichter", sagte Daniel Halfar, „aber wir sind ja auch zum Arbeiten hier. Und dafür sind die Voraussetzungen top." Da war es dann auch kein Problem, dass Donnerstagfrüh ein paar in der Nacht wohl ziemlich durstig gewesene Fans aus Bregenz das Training vor dem Testspiel gegen Sparta Prag gröhlend verfolgten. „Früher", erkannte Sportkoordinator Florian Hinterberger, „hätte man sich die Jungs gepackt und ihnen die Hintern versohlt. Heute geht das leider nicht mehr."

Die Spieler würden sich das nicht trauen. Auch, weil viele doch noch arg jung sind. Von den 29 Spielern, die Maurer mit an die Donau genommen hat, stammen gleich neun aus der A-Junioren-Auswahl, die erst im Halbfinale um die Deutsche Meisterschaft ausschieden: Korbinian Vollmann, Daniel Jais, Sebastian Maier, Tobias Schilk und Phillipp Steinhart. Dazu noch Kevin Volland, Bobby Wood, Markus Ziereis und Daniel Hofstetter, die zwar schon letzte Saison bei den Profis dabei waren, aber zuletzt auch noch für die U19 spielten. „Das Trainingslager hat auch was von Jugend forscht", bemerkte Hinterberger. Und weil so viele Junge mitreisten, reichte sogar die Kapazität des Mannschaftsbusses nicht aus, um alle Mann nach Maria Taferl zu bringen. Masseur Tobias Adams fuhr einige der Nachwuchskräfte im Kleinbus hinterher.

Da konnten sie froh sein, dass sie nicht noch weiter als 350 Kilometer fahren mussten; denn eigentlich wollten die Löwen ja in der Sportschule Lindabrunn bei Wien gastieren, „das war ihnen letztlich aber nicht familiär genug", erklärte Herta Mikesch vom Tourismusverband Niederösterreich, „dem Verein war die Nähe zu den Fans wichtig, und es sind ja auch einige hier." Und vielleicht kam ja die junge Horde aus Bregenz auch aus jenem Grund nach Maria Taferl, den Mikesch wie folgt erklärte: „Maria Taferl ist ein so bekannter Wallfahrtsort, hier war jeder Österreicher in seinem Leben schon mal zu Gast." Jetzt also auch die Löwen.

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