TSV 1860: Jan Mauersberger mahnt: Wer zu spät kommt, muss blechen

Löwen-Routinier Jan Mauersberger spricht in der AZ über die 3. Liga, den neuen Konkurrenzkampf und den neuen Strafenkatalog der Mannschaft: "Zu spät kommen sollte besser keiner".
von  Matthias Eicher
Der 33-jährige Verteidiger spielt seit 2016 beim TSV 1860, mit dem er vergangene Saison den Aufstieg in die Dritte Liga schaffte.
Der 33-jährige Verteidiger spielt seit 2016 beim TSV 1860, mit dem er vergangene Saison den Aufstieg in die Dritte Liga schaffte. © Rauchensteiner/Augenklick

München - Die AZ hat mit Jan Mauersberger gesprochen. Der 33-Jährige ist einer der Führungsspieler und gleichzeitig Kassenwart beim TSV 1860.

AZ: Herr Mauersberger, mal ganz unabhängig vom Ergebnis: Wie schön war es, nach der Bayern-Tour in der Regionalliga auf den Betzenberg zum 1. FC Kaiserslautern zu fahren? Wie schön ist die Dritte Liga?
JAN MAUERSBERGER:
Ich gehe jetzt in mein 15. Jahr als Profi, war schon sieben, acht Mal auf dem Betze. Es war für mich das schönste Spiel, das ich von der Atmosphäre her erlebt habe. Diese Kulisse, die Stimmung, endlich wieder Profifußball – das war fantastisch. Man hat gemerkt: Wir haben Bock auf die Dritte Liga, die Fans haben Bock auf die Dritte Liga! Kosta Runjaic (Ex-Trainer des TSV 1860, d. Red.) hat mal einen treffenden Satz über solche Fußball-Feste gesagt.

Der da wäre?
Am Anfang der Karriere bist du sehr verbissen und so mit dir selbst beschäftigt, dass du den Rahmen gar nicht so genießen kannst. Das sehe ich genauso: Wenn du 30 oder älter bist, nimmst du das ganz anders wahr. Das war fußballerischer Genuss.

Das 0:1 dürften Sie dagegen nicht genossen haben...
Leider nicht. Sehr ärgerlich, dass wir so spät verloren haben und auch, dass ich zur Pause verletzt raus musste. Ich war grundsätzlich d’accord mit unserem Auftritt: Wir hätten das Spiel auch in unsere Richtung lenken können. Wenn man in der 80. Minute bei einem Aufstiegsfavoriten noch ein 0:0 hält, muss man es cleverer zu Ende spielen. Ich habe das für mich unter "Lehrgeld bezahlen" abgehakt.

Konkurrenzkampf: Mauersberger ist entspannt

Letztes Jahr waren Sie unumstritten, in Kaiserslautern standen Sie nun auch in der Startelf, obwohl Ihnen mit Simon Lorenz ein Neuzugang im Nacken sitzt. Wie gehen Sie mit dem Konkurrenzkampf um?
Wir haben großen Konkurrenzzuwachs, das ist gut so. Aber da bin ich entspannt. Klar ist, dass ich meine Position verteidigen möchte. Ich hoffe, dass ich meine Qualitäten oft beitragen kann.

Womit kann der "alte Haudegen" gegen das jüngere und schnellere Talent punkten?
Ich leide noch nicht an Altersschwäche (lacht). Andere Spieler in meinem Alter haben mit ihren Knien zu kämpfen, mir zwickt durch einen früher erlittenen Bandscheibenvorfall ab und zu einmal der Rücken. Sonst fühle ich mich nach der tollen Vorbereitung aber topfit. Ich weiß, was ich kann und was ich nicht kann, das weiß auch der Biero (Trainer Daniel Bierofka, d. Red.).

Sprechen wir über Ihre Ämter: Daniel Bierofka hat Felix Weber weiter zu seinem Kapitän bestimmt. Sind Sie wieder Vize-Spielführer?
Das haben wir nicht offiziell bestimmt, ist aber auch nicht nötig. Jeder weiß, dass ich auf – und neben – dem Platz Verantwortung übernehme. Ob ich Vize-Kapitän bin oder nicht, ist völlig egal.

Eine Frage an Sechzigs Kassenwart: Wie schaut es eine Liga höher mit dem Strafenkatalog aus?
(grinst) Die Strafen haben wir saftig angehoben. Ein Tunnel im Kreis kostet einen Zwickel – also hundert Prozent mehr. Zu spät kommen sollte besser keiner: Da rechnen wir nicht mehr nach Minuten ab, sondern da gibt's für die ersten zehn Minuten Verspätung eine Pauschale von einem Zwanziger.

Mauersberger hofft auf 19 ausverkaufte Heimspiele

Die Aufstiegsprämie von 50.000 Euro wurde dank Ihnen und Weber hauptsächlich an die Reservisten verteilt. Wie kam es dazu?
Der Gedanke dahinter war: Wir haben im letzten Jahr so oft betont, dass wir ein gutes Team haben, Spieler wie Lukas Aigner und Felix Bachschmid waren Paradebeispiele für bedingungslosen Einsatz im Training. Das hat uns als Team stärker gemacht. Daher wollten wir, dass es nicht nur leere Worte sind, sondern zeigen: Wir haben euch nicht vergessen. Somit haben wir die Prämien umgedreht und hauptsächlich an diese Spieler verteilt, die wenig bis gar keine Einsätze hatten.

Zurück zum Sport: Vor nicht allzu langer Zeit tauschten die Löwen alle paar Monate den Trainer aus, jetzt dreht sich das Karussell fast täglich...
Das ist normal, wenn der Cheftrainer den Fußballlehrer macht. Wir haben den Vorteil, mit Günther Gorenzel einen Sportdirektor zu haben, der schon als Trainer gearbeitet hat und die Inhalte von Bierofka genauso weitergeben kann. Ich denke, dass wir von allen gut betreut werden. Und Olli Beer als Trainer, der hat eine Serie zu verteidigen. Zweimal hatte er schon die Verantwortung. Gegen Eichstätt gewannen wir 5:0 und gegen Bayreuth 4:1 – demzufolge muss jetzt auch was gehen (lacht).

Und zwar am Samstag gegen Lotte. Wie gehen Sie Sechzigs Heimpremiere an?
Voller Vorfreude. Ich hoffe auf 19 ausverkaufte Heimspiele, bei denen wir unseren Fans so viele Siege wie möglich schenken können. 1860 hat einen klangvollen Namen, der uns irgendwo zu Erfolg verpflichtet. Aber wir sind auch Aufsteiger und wissen, wo wir herkommen. Wir wollen alles dafür tun, das Grünwalder wieder zur Festung machen. Am besten schon gegen Lotte.

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