TSV 1860: Hasan Ismaiks rechnet vor, wie viel die Löwen jedes Jahr wegen des Grünwalder Stadions verlieren

TSV-1860-Investor Hasan Ismaik fordert Oberlöwe Reisinger in einem Interview-Pingpong auf, "die Wahrheit zu erzählen", spricht von einem Stadion-Neubau mit mindestens 37.000 Plätzen und will OB Reiter treffen.
von  Matthias Eicher
Hasan Ismaik ist seit 2011 der Hauptgesellschafter des TSV 1860.
Hasan Ismaik ist seit 2011 der Hauptgesellschafter des TSV 1860. © IMAGO/Ulrich Wagner

München -  Was wollen die Löwen in der schier unendlichen Geschichte der Stadionfrage denn eigentlich? Und was will Investor Hasan Ismaik? Der Investor des TSV 1860 hat sich energisch in die Frage eingeschaltet, in welcher Spielstätte die Löwen in Zukunft spielen und Geld verdienen wollen. "Was das Thema Stadion betrifft, braucht 1860 eine langfristige Lösung", hatte Ismaik der AZ vergangene Woche erklärt: "Leider ist das Grünwalder Stadion keine Lösung: Es ist ein sehr altes Gebäude, das hohe Kosten verursacht und vor allem nicht zweitligatauglich ist."

Auf Nachfrage des e.V.-nahen Fanblogs "Löwenmagazin" wies Ismaik dagegen darauf hin, dass das altehrwürdige Sechzgerstadion "aus aktueller Sicht keine langfristige Perspektive" biete und war bemüht, Einigkeit mit Sechzigs Vereinsoberen zu demonstrieren: "Ich bin jedoch voll und ganz bei Präsident Robert Reisinger. Es gilt zu prüfen, ob das Grünwalder Stadion den Löwen eine zweitligataugliche Lösung bieten kann."

Löwen-Investor Ismaik: Grünwalder Stadion? 1860-Verantwortliche schaden dem Verein

Also doch ein gemeinsamer Stadionplan und eine starke Stimme in Verhandlungen mit der Stadt und OB Dieter Reiter, der Sechzig kürzlich unterstellt hatte, gar nicht zu wissen, was man wolle?

Nun ist der investorennahe Fanblog "dieblaue24" dran: Dort wird Ismaik am Sonntag mit gänzlich anderen Aussagen zitiert. "Die Leute, die die Kontrolle über 1860 haben, haben drei Prioritäten: Grünwalder Stadion, Grünwalder Stadion, Grünwalder Stadion – egal, was ist. Das ist wichtiger als alles andere. Sie wissen aber nicht, dass sie ihrem Verein dadurch schaden und ihn kleinmachen", so Ismaik anklagend in Richtung Robert Reisinger und Co.: "Ich wünsche mir, dass die Verantwortlichen vom e.V. – das Präsidium und der Verwaltungsrat – sowie Pro1860 den Fans die Karten auf den Tisch legen und ihnen die Wahrheit erzählen."

1860-Investor Hasan Ismaik: "Wir verlieren jedes Jahr sechs Millionen Euro"

Mit anderen Worten: Sechzig braucht endlich ein neues Stadion, das Grünwalder könne man maximal für die Jugend, für die Frauenmannschaft und der Nostalgie wegen erhalten. "Wir verlieren jedes Jahr sechs Millionen Euro", erkennt Ismaik in einer eigenwilligen Rechnung und spricht von einem Fassungsvermögen von "nicht weniger als 37.000 Plätzen". Fragt sich nur, an welchen Stellschrauben die Klubbosse drehen wollen, um die finanzielle Lage zu verbessern. Ismaik, der sein baldiges Erscheinen in der Stadt ankündigt, weiter: "Wenn ich im November nach München komme, will ich unbedingt mit Dieter Reiter sprechen und ihn darum bitten, ob er uns ein Grundstück – außer das in Riem – anbieten kann."

Was wohl Sechzigs Vereinsführung zu Ismaiks Haltung, oder besser, seinen scheinbar schwankenden Meinungen sagt? Reisinger hatte der AZ kürzlich im Interview erklärt, der Stadt mehrere Varianten einer Ertüchtigung auf Giesings Höhen angepriesen zu haben, darunter auch eine Art "Umbau light" für etwa 40 Millionen Euro. Auf Gegenliebe gestoßen waren diese Vorschläge zu Reisingers Enttäuschung allerdings nicht.

Stadionneubau wird vom TSV München von 1860 e.V.  kritisch beäugt

Ein Stadionneubau wird vom Mutterverein aufgrund der unklaren Finanzierung bei einem eigenen, hohen Schuldenberg der KGaA kritisch beäugt. Sechzig sei nicht aufgrund von "Verzwergern" in den Amateurfußball abgestürzt, hatte Reisinger schon auf der Mitgliederversammlung im Juni erkannt: "Nein, der TSV 1860 München ist deshalb ein Drittligist und war 2017 ein Viertligist geworden, weil Menschen mit hochtrabenden Plänen ihn im Größenwahn genau dort hingebracht hatten."

Ob Reisinger damit auch Ismaik meinte? Man darf gespannt sein, wie stark sich der Strang letztlich darstellt, an dem 1860 in weiteren Verhandlungen mit der Stadt ziehen will. Eines steht schließlich völlig außer Frage: Mit dem Grünwalder Stadion im derzeitigen Zustand ist keiner zufrieden.  

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