TSV 1860: Giannikis unter Bedrängnis – Was tun, mit dem Rücken zur Wand?

Totgesagte leben länger ‒ sogar beim TSV 1860. Trainer Argirios Giannikis zieht den Kopf einmal mehr aus der imaginären Schlinge. Auch, weil er ebenso tiefgreifende, wie erfolgreiche Veränderungen anstellt.
von  Matthias Eicher
Durchatmen bei Löwen-Trainer Giannikis (r.). Die Hereinnahmen von Hiller, Reinthaler und Reich (v.l.) haben gegen Sandhausen bestens funktioniert.
Durchatmen bei Löwen-Trainer Giannikis (r.). Die Hereinnahmen von Hiller, Reinthaler und Reich (v.l.) haben gegen Sandhausen bestens funktioniert. © IMAGO/foto2press

München - Diesen Mann scheint nichts so leicht umhauen zu können: Argirios Giannikis, Trainer der Sechzger, stand in der laufenden Saison gefühlt schon drei Mal mit dem Rücken zur Wand ‒ und jedes Mal sollten die Blauen glatt einen Auswärtssieg bei namhafter Liga-Konkurrenz landen.

TSV 1860 München: Giannikis war nach 1:5-Klatsche in Cottbus einmal mehr in der Kritik

Nach drei Niederlagen in Serie zu Saisonbeginn keimte die Kritik am TSV 1860 und seinem Trainer schneller auf, als dem 44-Jährigen lieb sein konnte. Prompt schlug 1860 am vierten Spieltag im Oberbayern-Derby den FC Ingolstadt 04 in der Fremde mit 2:1.

Vor der Fahrt zu Arminia Bielefeld auf die Alm wurde Giannikis gar ein Endspiel angedichtet, das Sport-Boss Christian Werner und Präsident Robert Reisinger auf AZ-Nachfrage trotz des gehörigen Drucks auf dem Giesinger Kessel dementierten. Sechzig siegte bekanntlich dank Thore Jacobsens 60-Meter-Traumtor mit 1:0.

Und jetzt? Nach der 1:5-Klatsche bei Energie Cottbus mehrten sich die Stimmen derer, die den Coach auf Giesings Höhen hatten loswerden wollen. Giannikis war also aufgrund der höchsten Klatsche der Drittliga-Historie (mit dem 1:5 beim 1. FC Magdeburg anno 2019) einmal mehr unter Bedrängnis.

Werner stellte vor dem Spiel auch auf Nachfrage bei "MagentaSport" klar, ob es ein Schicksalsspiel für den Trainer sei: "Nein, ist es nicht." Und dennoch: Was tun also, mit dem Rücken zur Wand?

Löwen-Dompteur erneuert drei Viertel der Viererkette

Diesmal griff Giannikis bei der Wahl seiner Aufstellung so richtig durch: Torhüterwechsel von René Vollath hin zu Marco Hiller, drei Viertel der Viererkette erneuert. Für manche schon die letzte Patrone eines totgesagten Trainers ‒ für Giannikis der Weg zum Befreiungsschlag. 3:0 in Sandhausen gewonnen, beim Aufstiegsaspiranten.

Hiller hat zu Null gespielt, die Viererkette mit Max Reinthaler (1:0 erzielt), Lukas Reich und Florian Bähr (1:0 eingeleitet) nebst Defensivarbeit sogar vorne geglänzt. Alles richtig gemacht also. Giannikis, das Giesinger Stehaufmännchen.

"Wir haben heute gearbeitet und jeden Schritt nach hinten gemacht. Ich glaube, es war ein hochverdienter Sieg und wir haben eine gute Reaktion auf das letzte Spiel gezeigt", zeigte sich der Übungsleiter hinterher gelöst, aber ebenso gefasst.

Giannikis wird motivationslose Eintönigkeit vorgeworfen

Überhaupt scheint den gebürtigen Nürnberger mit griechischen Wurzeln nichts so schnell aus der Fassung zu bringen. Das, was ihm von manchem Beobachter als vermeintliche motivationslose Eintönigkeit vorgeworfen wird, scheint gerade in Krisen-Zeiten ein echtes Faustpfand zu sein. Und Krisen gibt's auf Giesings Höhen bekanntlich genug.

Fragt sich nur: Kann der TSV-Trainer seine Umbruch-Löwen, deren Stotterstart sowie der ein oder andere Rückschlag in dieser irren wie umkämpften Dritten Liga natürlich erklärbar ist, nachhaltig weiterentwickeln?

Nimmt die Löwen in die Verantwortung: Sport-Geschäftsführer Christian Werner.
Nimmt die Löwen in die Verantwortung: Sport-Geschäftsführer Christian Werner. © IMAGO

Sport-Boss Werner: "Die Leistung des ein oder anderen Spielers war indiskutabel" 

Inzwischen gelten laut Sport-Geschäftsführer Werner "keine Ausreden mehr", wobei der Sport-Boss diese Aussage in Richtung der Spieler abgesendet hatte. Auch vor dem Sandhausen-Spiel stellte Werner noch einmal klar: "Die Leistung des ein oder anderen Spielers war indiskutabel." Giannikis' Wechsel, die harte Analyse der Sechzger, die laut ihres Trainers "jeden Stein umdrehen", wollten, sie hat gefruchtet. Zumindest vorerst.

In den kommenden Wochen und Monaten wird Kritik an Giannikis sowie Kader-Baumeister Werner dennoch damit stehen und fallen, inwieweit Sechzigs sportliche Leitung das Team zu einer stabilen und konstant punktenden Mannschaft formen kann. Oder im Umkehrschluss: Wie lange kann das noch gut gehen, holen 1860 weiterhin so viele Rückschläge ein?

Trares kommt mit Mannheim am Samstag ins Grünwalder Stadion

Schon am Wochenende kommt ein Verein nach Giesing, der aus Fan-Sicht Kracher-Potenzial hat: Waldhof Mannheim, auch noch mit Ex-Löwe und Trainer-Rückkehrer Bernhard Trares an der Seitenlinie (Samstag, 14 Uhr).

Wie so oft bei 1860 kann in diesem einen Duell nicht allzu viel passieren ‒ zumindest nicht zwischen himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt. Für Stehaufmännchen Giannikis ist mit 17 Punkten (sechs Punkte hinter Rang drei, fünf vor dem ersten Abstiegsplatz) ist weiter alles drin.

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