TSV 1860: Geht's hoch oder runter? Sechzigs Wochen der Wahrheit mit fünf Stolperfallen

München – Eng. Unberechenbar. Verrückt. Die Dritte Liga hat schon seit langer Zeit den Ruf, jedes Jahr wieder unvorhersehbar zu sein, was das Abschneiden der 20 Klubs anbelangt.
Das aktuelle Tabellenbild setzt dieser Theorie - mal wieder - die Krone auf.
3. Liga: Klare Tendenzen eher Fehlanzeige
Zehn Spieltage sind schon gespielt in der Saison 2023/24, was gut einem Viertel der gesamten Spielzeit entspricht. Im Normalfall zeichnet sich zu einem solchen Zeitpunkt schon ein bisschen ab, ob es für einen Verein eher nach oben oder unten geht.
Und jetzt? Die Mannschaften zwischen Rang drei (Jahn Regensburg, 19 Punkte) und 15 (Rot-Weiss Essen, zwölf Punkte) liegen maximal sieben Zähler voneinander entfernt, bei allen steht auf der Haben-Seite vorne die Eins. Und mittendrin die Löwen.
Das Team von Trainer Maurizio Jacobacci hat 13 Zähler gesammelt - und liegt mit vier Siegen, fünf Niederlagen und nun dem ersten Remis der Saison (0:0 gegen Tabellenführer Dresden) auf Rang 13. Die Löwen haben damit, wie zwei Drittel der Liga, noch unbegrenzte Möglichkeiten: mit einer Siegesserie Anschluss an die Spitzenplätze herstellen - oder durch entsprechende Negativ-Ergebnisse im Abwärtsstrudel landen.
TSV 1860 zwischen (Fußball-)Himmel und Hölle
"Es ist nach dieser Woche wie in der ganzen Saison: Es könnte gefühlt ein bisschen mehr sein", lautete das Zwischenfazit von Neu-Löwe Morris Schröter über die bisherige, weiß-blaue Saisonbilanz: "So eine Englische Woche kann dich gleich mal herauskatapultieren, wenn man erfolgreich spielt, genauso aber auch das Gegenteil."
Frag' nach bei Jahn Regensburg: Der Zweitliga-Absteiger hat in den vergangenen sieben Tagen alle Neune geholt - nach den Siegen gegen Erzgebirge Aue und Waldhof Mannheim schlug der Jahn am Sonntagabend Michael Köllners Ingolstädter mit 4:2.
Oder bei Arminia Bielefeld: Der andere Absteiger, mit Semi Belkahia, Christopher Lannert, Marius Wörl und Merveille Biankadi gleich mit vier Ex-Löwen der letzten Jahre in seinen Reihen, holte nach Pleiten gegen Saarbrücken und den SC Verl trotz des Drittliga-Tordebüts von Wörl nur ein Pünktchen gegen den BVB II. Kein Wunder, dass die Arminen mit erst neun Punkten unter dem Strich auf Rang 17 rangieren.
TSV 1860: Noch fünf Partien bis zur nächsten Länderspielpause
Und wo geht's für die Blauen hin? Bis zur nächsten Länderspielpause, die 1860 das Totopokal-Viertelfinale beim SV Pipinsried beschert (18. November), steigen noch fünf Partien: nächsten Sonntag bei Aufsteiger Preußen Münster (16.30 Uhr), am darauffolgenden Wochenende daheim gegen den kriselnden Vorjahres-Vizemeister SC Freiburg II, bei der aufstrebenden Viktoria aus Köln und das Heim-Derby gegen den SSV Jahn Regensburg Anfang November. Wohl ein jeder Löwen-Fan erinnert sich mit Grauen an die Abstiegsrelegation 2017...
Den Abschluss des Fünferpacks macht zum Karnevalsbeginn das Duell mit dem Konkurrenten der Aufstiegsrelegation ein Jahr später, dem 1. FC Saarbrücken, gegen den man seither kein Duell gewinnen konnte.
1860-Coach Jacobacci: "Der Mannschaft wirklich Zeit lassen"
Cheftrainer Maurizio Jacobacci scheint, trotz seiner öffentlichen Kritik an einzelnen Spielern, von seinem Team überzeugt zu sein. "Wenn man einer Mannschaft Zeit lässt, zu wachsen, sich einzubringen, sich wohlzufühlen, wo sie dann zu Hause ist, dann kann natürlich etwas sehr, sehr Gutes entstehen", meint der 60-Jährige und befindet: "Diese Mannschaft hat Potenzial."
Deshalb könne man "nicht immer den Stab über sie brechen, wenn etwas nicht optimal läuft" bei 1860.
Jacobacci über das unruhige Umfeld 1860, das er selbst bereits zu spüren bekam: "Wenn man gewinnt, ist alles gut. Wenn man verliert, ist alles schlecht. Ich glaube, man sollte schon verstehen, dass man einer Mannschaft wirklich Zeit lassen sollte."