TSV 1860: Fünf Gründe fürs Elversberg-Debakel
München - Elversberg: vier. Sechzig: eins. Tabellenführung weg. Zumindest bis Freitag, wenn die Löwen gegen Schusslicht Aue die richtige (Trotz-)Reaktion auf das denkwürdige Debakel beim Aufsteiger geben wollen. Doch vorher stellen sich viele Fans an den Stammtischen, Trainer Michael Köllner bei seiner Analyse und MagentaSport-Experte Martin Lanig im Auftrag der AZ die Frage: Woran hat's gelegen?
Martin Lanig: "Krasser Dämpfer für die Löwen"
"Das war schon ein krasser Dämpfer für die Löwen. Einer, den man in dieser Art und Weise nicht erwarten konnte. Da haben gleich mehrere unterschiedliche Dinge zusammengespielt", sagte der Ex-Bundesligaprofi - und nannte gleich fünf Gründe für das, was selbst Köllner trotz mehrerer falscher Schiedsrichterentscheidungen als verdiente Pleite einordnen musste:
Die Systemfrage: Köllner ließ den TSV wie gewohnt im favorisierten 4-1-4-1-System auflaufen. An eine Umstellung, um auf die Stärken des Gegners zu reagieren, wollte der Oberpfälzer schon vor dem Duell nicht denken. Kollege Horst Steffen überraschte den TSV dagegen mit einer defensiven Dreierkette. "Sechzig ist mit der Dreierkette der SVE nicht klargekommen", meinte Lanig: "Die haben das mit einer Selbstverständlichkeit gespielt, als hätten sie kein anderes System." Dabei hieß dieses zuvor zumeist im 4-4-2. Jegliche Köllner-Korrekturen im Spiel sollten sich nicht mehr auszahlen.

Zu viele Offensiv-Löwen: Fynn Lakenmacher stürmte - diesmal ohne Durchschlagskraft. Dazu sollten Stefan Lex, Albion Vrenezi und Joseph Boyamba wirbeln. Ergebnis: zu wenig Balance und Stabilität? Lanig dazu: "An einem guten Tag kann 1860 seinen Gegner mit seinem hohen Pressing einschnüren. Diesmal ist das nicht aufgegangen."
Führungsspieler waren zu schlecht
Patzende Leistungsträger: Wenn selbst die zuverlässigsten Löwen nicht liefern, wird's schwierig: Keeper Marco Hiller oder Abwehrchef Jesper Verlaat hatten nicht ihren besten Tag. "Sechzig war im Kollektiv zu schlecht, auch die Führungsspieler", erklärte der Ex-Profi (u.a. VfB Stuttgart und FC Köln): "Marco Hiller ist für mich einer der besten Keeper der Liga. Beim 0:2 greift er daneben. Wenn die Leistungsträger patzen, kannst du das kaum kompensieren."
Die Verletzten: Selbiges gilt für unpässliche Spieler, die eigentlich zu den besten Löwen zählen: "Marcel Bär fehlt den Löwen natürlich", sagte Lanig über den verletzten Torschützenkönig: "Gerade in einem Topspiel macht ein solcher Stürmer oft den Unterschied." Über den Ausfall von Marius Willsch, Semi Belkahia, Niklas Lang, Phillipp Steinhart und Meris Skenderovic urteilte Lanig: "Ein, zwei, drei solcher Spieler kannst du schon ersetzen, aber zu viele Ausfälle kann selbst ein breit aufgestelltes Team wie 1860 nicht auffangen."
Die Körpersprache: Was nutzen Aufstellung, System und sogar gesunde Spieler, wenn Einstellung und Tagesform nicht stimmen? Lanig erkannte bei der SVE und Sechzig von vornherein zwei unterschiedliche Gesichter. "Man hatte von Beginn an das Gefühl, dass dieses Duell mit dem Verfolger und auch noch auswärts für die Köllner-Elf eine unangenehme Aufgabe ist." 1860 habe "zu viel Respekt" gezeigt und "nie zu der gewohnten Sicherheit" gefunden.
Schlusswort Lanig: "Am Freitag kann 1860 zeigen, dass es nur ein Ausrutscher war."