TSV-1860-Freigeist Eroll Zejnullahu fordert Jacobacci-Umdenken, "weil da noch Luft nach oben ist"

München - Etwas unsicher stapfte Eroll Zejnullahu am Samstag nach dem 2:0-Erfolg der Löwen über den SC Freiburg II in die Mixed Zone zu den wartenden Journalisten. "Wo muss ich mich hinstellen? Ich hab das noch nicht gemacht", fragte der Mann des Spiels lächelnd. An beiden Treffern hatte der gebürtige Berliner, der in der vergangenen Woche 29 Jahre alt wurde, einen gehörigen Anteil.
Vor dem 1:0 hatte er per Fernschuss die Ecke herausgeholt und sie auch noch selbst getreten, das 2:0 erzielte er selbst. "Tore schießen ist immer geil, ne? Besser als vieles andere", grinste er zufrieden. Vollkommen ausgepumpt hatte er nach 85 Minuten unter dem donnernden Applaus der Fans das Spielfeld verlassen.
"Den musst du machen lassen": Lässt Maurizio Jacobacci nun Eroll Zejnullahu von der Leine?
Nicht nur für die Löwen war der Heimsieg über die Breisgauer der (vermeintliche) Befreiungsschlag, auch für Zejnullahu persönlich könnte die Partie zum Knotenlöser werden. Der technisch starke Offensivkicker, der im Sommer von Drittliga-Absteiger SpVgg Bayreuth nach Giesing gewechselt war, hatte bislang Schwierigkeiten sein Können auf den Platz zu bringen – was auch am System von Maurizio Jacobacci liegt, das vor allem auf defensive Stabilität setzt.
"Der Trainer verlangt viel von uns Offensivspielern, muss man schon sagen", gibt Zejnullahu zu. Vielleicht manchmal zu viel für Akteure wie den blauen Freigeist? "Eroll ist ein Spielertyp, denn du machen lassen musst", erklärte Mittelfeldkollege Julian Guttau. "Das ist so ein Straßenkicker, den du einfach spielen lassen musst, der dann seine Kreativität ins Spiel bringt. Er kann uns in dieser Saison noch sehr weiterhelfen. Gegen Freiburg hat man gesehen, zu was er in der Lage ist und ich hoffe, dass er das auch weiter auf den Rasen bringt."
Eroll Zejnullahu wünscht sich beim TSV 1860 noch mehr Fokus aufs Offensivspiel
Und auch Zejnullahu lässt durchblicken, dass die bisherige Jacobacci-Marschroute der langen Bälle nach vorne nicht ganz seinen Geschmack trifft: "Ich bin ein Schniker. Bälle, die flach kommen, sind mir lieber als oben auf den Schädel." Da hatte der Trainer vor dem Freiburg-Spiel laut eigener Aussage bereits an der Offensiv-Stellschraube gedreht: "Flanke flach vors Tor – was ich auch der Mannschaft mit auf den Weg gegeben habe in dieser Woche. Flanken können auch flach vors Tor kommen und die sind enorm schwierig zu verteidigen."
Geht es nach Zejnullahu, dürfte Jacobacci da noch viel weiter drehen. Die Partie sei "ein guter Schritt nach vorne für das Offensivspiel" gewesen, doch da gehe noch mehr: "Wir sind am Ball eine richtig gute Mannschaft und wir müssen das noch mehr ausleben. Wir haben die Qualitäten und Spieler dazu. Mit dem Sieg haben wir uns jetzt Selbstvertrauen geholt. Das war in den letzten Wochen etwas schwieriger. Da haben wir schon viele lange Bälle gespielt, jetzt haben wir mehr Fußball gespielt. Darauf können wir aufbauen."
Zu Beginn der Saison hatte es den Anschein, dass es Zejnullahu noch an der für den Jacobacci-Fußball nötigen Fitness mangelte. Doch durch die harten Trainingseinheiten hätten er und das Team mittlerweile, "die Körner, dass wir auch die Kilometer abspulen können. Ich finde trotzdem, wir sollten mehr auf unser Offensivspiel schauen, weil da noch Luft nach oben ist."
"Wir stehen im Mittelfeld": Noch gibt es für den TSV 1860 keinen Grund zum Feiern
Dass er diesmal offensiv so befreit wie nie aufspielen konnte, lag auch an der Arbeit von Tim Rieder und Manfred Starke, die ihm als Doppel-Sechs den Rücken frei hielten. "Das versuchen sie immer, da will ich meinen Mannschaftskollegen auch danken", so der zurückhaltende Kosovare. "Nichtsdestotrotz müssen wir alle an einem Strang ziehen. Ich bin mehr fürs Offensivspiel zuständig, versuche ihnen aber auch defensiv zu helfen."
Der 29-Jährige beschreibt sich selbst als eher ruhigen Typ, der erst einmal ankommen muss und sich öffnet. Der Samstag könnte sportlich somit sein Öffner gewesen sein, doch er mahnt: "Es gibt keinen Grund zum Feiern. Wir stehen im Mittelfeld, alles in Ordnung, aber wir haben gewisse Ansprüche."