1860-Fehlstart nach Blamage perfekt: "Alter, das kann doch nicht wahr sein"

Aspach/München - Zieht den Bayern die Lederhosn aus!" Auf der Haupttribüne der WIRmachenDRUCK Arena in Aspach hatten sich ein paar VfB-Fans zusammengefunden, die aufgrund der bayerischen Herkunft auf die Blauen münzten, was eigentlich den Roten gilt. Gesagt, getan - und die Löwen bis auf die Knochen blamiert.
In der "Andrea-Berg-Kampfbahn", wie die Fans des TSV 1860 über das Stadion in Aspach, wo der deutsche Schlagerstar lebt, so schön sagen, bezog der stolze Traditionsverein gegen Regionalliga-Aufsteiger VfB Stuttgart II eine bitterböse 1:3-Pleite und legte damit den schlechtesten Saisonauftakt seit seiner seit 2018 währenden Drittliga-Zugehörigkeit hin.
1860-Trainer Giannikis nimmt gegen VfB II drei Änderungen vor
"Mit dem ersten Torschuss machen die das 1:0", klagte Kapitän Jesper Verlaat frustriert: "Dann machen wir in der zweiten Halbzeit Druck und kriegen so ein Eierding." Als wäre der doppelte Schock nicht schon genug, musste Verlaat weiter aufzählen: "Dann kriegst du auch noch das 3:0, wo du nicht weißt, ob das ein Befreiungsschlag oder ein Torschuss ist und dann denkst du dir: 'Alter, das kann doch nicht wahr sein?'"
An dieser Stelle muss das Giesinger Grauen in der 8300-Seelen-Gemeinde zum Leidwesen aller Löwen aber nochmal aufgerollt werden: Giannikis hatte im Vergleich zur 0:1-Auftaktpleite gegen den 1. FC Saarbrücken drei Änderungen vorgenommen: Morris Schröter, Tunay Deniz und Totopokal-Held Raphael Ott durften anstelle von David Philipp, Julian Guttau und Patrick Hobsch beginnen. Anfangs erspielte sich 1860 ein kleines Übergewicht, doch einmal mehr ohne zwingende Chancen. Bei Temperaturen jenseits der 30 Grad bauten die Giesinger zudem schnell ab.
Kurios wie bedenklich: Schon vor der Pause skandierten die mehr als 2000 mitgereisten Löwen-Fans nach der Führung der VfB-Bubis durch Jarzinho Malanga (37.): "Wir wollen euch kämpfen sehen!" Ein ebenso unzufriedener Giannikis reagierte zur Pause mit einem Dreifachwechsel: Florian Bähr, Julian Guttau und Fabian Schubert kamen und es ging kurzzeitig ein Ruck durch die 1860-Kicker. Guttau Querpass auf Schröter, der zog direkt ab - Glanzparade vom erst 18-jährigen VfB-Toptalent Dennis Seimen (46.).
Stuttgart-Nothnagel düpiert 1860-Keeper Vollath aus rund 60 Metern
Just in diese Drangphase hinein bestrafte Stuttgart die Lederhosn-Löwen eiskalt: Thomas Kastanaras erhöhte auf 2:0, weil die Sechzger-Abwehr im Getümmel nicht dazu in der Lage war, den Ball zu klären (53.). Nur vier Minuten später geschah das schier Unmögliche für Verlaat: Stuttgarts Routinier mit dem Namen Dominik Nothnagel nagelte den Ball gegen den heranstürmenden Lukas Reich aus der Not noch hinter der Mittellinie heraus nach vorne - er senkte sich hinter dem viel zu weit vor dem Kasten stehenden Schlussmann René Vollath aus rund 60 Metern ins Tor (57.).
"Alles, was schief gehen konnte, ist heute schief gegangen", analysierte auch Giannikis konsterniert: "Dennoch haben wir uns nicht hängenlassen, machen das 3:1 und haben noch die Chance auf das 3:2." Damit hatte der Chefcoach nicht unrecht, schließlich traf Joker Fabian Schubert nach scharfer Hereingabe von Guttau (83.). Nachdem Joker Eliot Muteba das 2:3 in der Nachspielzeit verstolperte, war auch dem letzten Löwen klar: Da geht nichts mehr.
Fehlstart perfekt – jetzt Frustbewältigung und Aufarbeitung
Die rundum erneuerten Sechzger werden nun schnell beweisen müssen, dass sie nach dem Horror-Auftakt zu mehr imstande sind, als nur gegen den Abstieg zu spielen: Die nächste Chance dazu haben Giannikis, Verlaat und Co. aber erst am 25. August, wenn Viktoria Köln im Grünwalder Stadion gastiert (13.30 Uhr). Am Donnerstag um 17 Uhr ist erst einmal das Totopokal-Zweitrundenspiel beim FC Thalhofen angesagt (17 Uhr) - wie das 18:0 gegen Kasendorf nach der Saarbrücken-Pleite schon die nächste weiß-blaue Frustbewältigung. . .