Aufatmen beim TSV 1860: "Das sollte der Klassenerhalt sein" – oder?

Regensburg - In Führung gegangen, Spitzenreiter Regensburg auswärts dominiert, schließlich auch gestürzt – und doch nicht gewonnen. Was hat dieses 1:1 mit Löwen-Trainer Argirios Giannikis gemacht – gerade vor dem Hintergrund, dass man durch die 2:4-Pleite des Halleschen FC den Vorsprung auf die Abstiegsränge trotz des verpassten Sieges auf zehn Punkte ausbauen konnte?
Argirios Giannikis: Frust über zwei verlorene Punkte des TSV 1860
"Wissen Sie, wenn das Spiel so läuft und du 1:0 führst und du noch ein, zwei Hundertprozentige hast, erhoffst du dir doch, dass einer von beiden reingeht und du 2:0 in Führung gehst und die Wahrscheinlichkeit erhöhst, zu gewinnen", sagte der Trainer des TSV 1860 auf die entsprechende AZ-Nachfrage: "Wir haben ein sehr gutes Auswärtsspiel gemacht gegen einen Top-Gegner der Liga und haben es verpasst, das 2:0 zu machen." Außenstürmer Morris Schröter war es, dem nach einem Bilderbuch-Konter das 1:0 gelang. Torjäger Fynn Lakenmacher hatte zwei beste Chancen auf die Vorentscheidung vergeben.
So weit, so richtig war die Analyse des TSV-Trainers, auch wenn er damit die eigentliche Frage gar nicht beantwortet hatte. Seine Worte zeigen: Giannikis misst sich in erster Linie lieber mit dem Spitzenreiter der Dritten Liga, als in den Tabellenkeller schauen zu müssen. Und dennoch ist dieses 1:1 in Regensburg, für Giannikis aus der ersten Emotion nach dem Schlusspfiff heraus ein Verlust von zwei Punkten, für Sechzig unter dem Strich ein Punktegewinn.
Marlon Frey: TSV 1860 vor Klassenerhalt
Haben die Löwen nach der Halle-Pleite den Klassenerhalt denn nun sicher? "Ich habe ja letzte Woche schon geantwortet: 42, 44 Punkte", meinte Sechser Marlon Frey und lehnte sich nach dem eingefahrenen 42. Zähler des TSV etwas aus dem Fenster: "Das sollte der Klassenerhalt sein!" Der 28-Jährige schob aber sicherheitshalber noch hinterher: "Aber für uns heißt es trotzdem, in den letzten fünf Spielen so viele Punkte zu holen wie möglich."
Eine Klassenerhaltsparty, im Stile der frenetischen Feier des Saisonabschlusses 2020/21, als der TSV den Aufstieg mit Rang vier zwar knapp verpasste, sich aber dennoch nach dem letzten Saisonspiel in Ingolstadt (1:3) vor dem Stadion der Schanzer und später auf dem Dach des Löwen-Stüberls feiern ließ, wird es diesmal nicht geben. Zu ernüchternd verlief die Spielzeit insgesamt, um eine große Fete zu schmeißen. Dennoch dürfen die Giesinger aufatmen: Nach der Serie von vier Pleiten in Folge hat der TSV Schlimmeres verhindert, die Rettung so gut wie unter Dach und Fach gebracht.
Kollege Kilian Ludewig wollte ohnehin noch nichts davon hören, sich nun in sicheren Gefilden zu wiegen. "Das ist mir egal", sagte der Rechtsverteidiger, "wir haben noch fünf Spiele, geben alles, hauen uns rein und wollen die letzten Spiele trotzdem gewinnen." Im Sinne des Vereins hat der Mann eine gute Medienschulung genossen: Kämpfen bis zum Schluss, das wollen die Fans gerne vernehmen.
Christian Werner: Löwen noch nicht sicher
Der Mann, der den Sport bei 1860 aktuell verantwortet, formulierte es ähnlich. "Wir müssen unseren Hausaufgaben mit voller Konsequenz bis zum letzten Tag machen", sagte Geschäftsführer Christian Werner bei Magenta Sport schon vor dem Spiel beim Jahn: "Ich sehe das überhaupt nicht so, dass wir schon gesafed sind". Noch sind 15 Punkte zu vergeben.
Der Tabellenrechner spuckt allerdings gute Nachrichten aus: Schon am nächsten Spieltag könnten die Löwen de facto gerettet sein: Siegt 1860 im nächsten Heimspiel am Samstag gegen Saarbrücken (14 Uhr) und kann der Tabellen-17. Halle sein Duell gegen Verl nicht gewinnen, so kann der TSV dank des um 21 Tore deutlich besseren Torverhältnisses zu 99,9 Prozent für die nächste Spielzeit planen.
Das Auftreten körperlich präsenter und gerade bei schnellen, zielgerichteten Angriffen brandgefährlichen Sechzgern hat, trotz des von Giannikis monierten verpassten Erfolges, also etwas Gutes: Es ist ein Mutmacher für die Zukunft.