TSV 1860: Deshalb ziehen andere Trainer vor Michael Köllner den Hut

München/Zürs - Auszeit von den Blauen, ab in die Alpenrepublik: Anfang der Woche durfte Löwen-Trainer Michael Köllner - vielleicht ganz passend nach der Pokal-Pleite im Totocup-Halbfinale bei Regionalligist TSV Aubstadt - dem Löwen-Kosmos entfliehen.
"Ich war seit drei Jahren mal wieder beim Skifahren", meinte der 52-Jährige. Der Grund seines Trips ins österreichische Zürs war jedoch ein anderer: Trainerkongress! Dort traf der 1860-Coach mit einigen ganz großen Fachmännern zusammen. "Ich war dort regelmäßig eingeladen, habe es aber bisher noch nie geschafft. Es war eine gute Bühne, um Kontakte zu halten und neue zu knüpfen", erklärte der Trainer des TSV 1860 über seinen Trip an den Arlberg.
1860-Coach Köllner und andere Profi-Trainer tauschen sich aus
Köllner plauderte auch ein bisschen aus seinem weiß-blauen Nähkästchen, was er mit den Granden seines Geschäfts über die Sechzger und deren Strahlkraft gesprochen hat. "Es waren viele andere Trainer aus dem Profibereich da", meinte Köllner und zählte auf: "Peter Stöger, Thomas Doll, Michael Oenning, aber auch Marco van Basten, Giovane Elber. Man konnte sich gut austauschen."
Etwa über die Auffassung des Fußballs, wie etwa die "Red-Bull-Schule". Köllners Vergleich mit seinem Löwen-Fußball: "Wir haben über die Fußball-Philosophie diskutiert. Die RB-Schule habe ich bisher nicht so mitgemacht, aber wenn man einen Wiedererkennungswert von Sechzig sucht: Wir spielen schon einen sehr aggressiven, offensiven Fußball und legen einen unheimlichen Wert auf Gegenpressing. Das haben wir gerade in unseren besten Spielen gut hinbekommen."
Köllner: ""Sechzig ist einzigartig"
Das 2:1 gegen den 1. FC Kaiserslautern oder das 6:0 gegen den SC Freiburg II lassen grüßen. Man tauschte sich auch über Münchens große Liebe aus, wie Köllner verriet: "Marco van Basten saß einmal neben mir. Er kannte Sechzig schon auch und hat mir dort 'Alles Gute' gewünscht", so Köllner über die einstige holländische Fußball-Legende, die jetzt selbst als Trainer aktiv ist.
Köllner generell über die Marke 1860: "Sechzig ist einzigartig. Das wird auch von anderen Trainern immer wieder an mich herangetragen." Will heißen: Sechzig ist immer noch eine große Nummer.
Zum Beispiel bei Peter Stöger. Der Österreicher, der vielleicht bald neuer österreichischer Nationaltrainer wird, hat schon Bundesliga-Topklub Borussia Dortmund gecoacht oder auch den 1. FC Köln. "Viele wundern sich, wie es ein Trainer so lange bei den Löwen aushalten kann", meinte Köllner über die Herausforderung Sechzig bei einem großen Traditionsverein, der seinen eigenen Erwartungen chronisch hinterherhinkt: "Peter Stöger hat mir gesagt: Hut ab, dass Du schon so lange unterwegs bist bei den Löwen. Er verfolgt das, wie viele andere auch."
Alle haben die Löwen auf dem Fußball-Radar
Auch mit Michael Oenning habe sich Köllner ausgetauscht. Der 56-Jährige ist nicht nur Chefcoach beim Hamburger SV gewesen, sondern auch aktuell als Trainer und Sportchef bei Wacker Innsbruck ein Nachfolger von Köllner-Vorgänger Daniel Bierofka beim österreichischen Zweitligisten.
"Er war auch mein Vorgänger als Aufstiegstrainer beim 1. FC Nürnberg" erinnerte sich Köllner. Von Basten, Stöger, Oenning, auch der als Spieler wie Trainer erstklassige Doll: Sie alle haben die Löwen auf ihrem Fußball-Radar.
Und nicht nur das: Die Marke 1860 macht - zumindest Köllners Aussagen zufolge - auch irgendwie die Tatsache wett, dass die Sechzger nur die dritthöchste deutsche Spielklasse mit ihrer Anwesenheit beehren. "Ich habe nicht das Gefühl, dass die anderen Trainer auf mich herabschauen."
Köllner: Job als Löwen-Trainer ein Privileg
Köllner selbst empfindet seinen Job bei 1860 als Privileg - und freut sich über die Entwicklung der Blauen: "Wir können in meiner dritten Saison in Folge um den Aufstieg mitspielen. 1860 ist immer im Finish dabei und wir können was erreichen. Es ist noch alles möglich!"
Schafft Köllner die Rückkehr in die Zweite Liga, dürften Coach und Klub nicht nur internationale Trainer wie van Basten, Stöger oder Oenning einen Blick auf 1860 werfen - Köllner und seine Kicker würden a bisserl weiter in den Fokus der Fußball-Welt rücken.