TSV 1860: Deshalb ist Schweinfurts Gehling kein Löwen-Fan mehr

Schweinfurt/München – Als erster Klub der Toto-Pokal-Kreissieger ist Landesligist FT Schweinfurt im Juli bei der Auslosung der ersten Runde aus dem Topf gezogen worden.
Und es war klar, dass Ernst Gehling (63) – Abteilungsleiter der Freien Turnerschaft und liebevoll "Vor-Turner" genannt – dann die Wahlmöglichkeit nutzte und sich den TSV 1860 als Gegner aussuchte.
"Viele unserer ehemaligen Spieler halten zu Sechzig, und auch ich war früher ein ausgemachter Löwen-Fan." Jetzt, da es nicht mehr lange hin ist bis zum Anpfiff des Highlight-Duells (ab 18.30 Uhr im AZ-Liveticker), denkt Gehling – 1977 lief er erstmals als Spieler für die FT Schweinfurt auf – viel über die Blauen nach.

Ernst Gehling: Seine besondere Begegnung mit Werner Lorant
Darüber, wie aus seiner glühenden Leidenschaft für den Klub diese spröde Sympathie werden konnte. Schuld daran sei "WL", wie er ihn nennt, also ausgerechnet 1860-Legende Werner Lorant (70), der die Löwen einst in der Bundesliga etablierte und in den Uefa-Cup führte.
"Ich habe mich von Sechzig losgesagt, wollte mich distanzieren", erzählt Gehling. Was war passiert? In den 1980er Jahren traf Gehling als FT-Coach in vielen Spielen auf Lorant, der damals zuerst den SV Heidingsfeld und dann den FC Schweinfurt 05 trainierte.
Werner Lorant und die Sache mit dem Respekt
Die beiden hatten in Gehlings Augen nie ein Problem miteinander, begegneten sich stets mit Respekt. Und genau den vermisste der Schweinfurter, als sich die beiden vor knapp zehn Jahren wieder trafen. Gehling: "Das lief nach dem Prinzip ‚Großer Gott, was willst du eigentlich von mir?‘ ab. Wirklich schade."
Denn Respekt sei einer der wichtigsten Werte im Sport – und Respekt müsse man gerade als Aushängeschild eines Vereins dem Nachwuchs vorleben, sagt Gehling.
Ernst Gehling: 25 Jahre Trainer bei der FT Schweinfurt
Inzwischen ist es fünf Jahre her, dass sich Gehling als Trainer von FT Schweinfurt verabschiedete – ein Vierteljahrhundert hatte er die Geschichte jener Mannschaft geprägt, die es 2010 als zweiter bayerischer Vertreter nach dem TSV 1860 Rosenheim auf sensationelle 1.000 Landesliga-Spiele brachte.
2014 hörte Gehling auf, 2015 stieg FT ab: Nach 31 Jahren in der alten Landesliga Nord und drei Jahren in der Landesliga Nordwest ging es für die Freien Turner dann sogar runter in die Kreisliga.
Dank zweier Meistertitel hintereinander kehrten sie in die Landesliga zurück, dann kam das Super-Los TSV 1860 im Toto-Pokal – und am Donnerstag wird es ernst. Ein Wunschresultat hat Gehling übrigens nicht: "Es soll für uns alle einfach nur ein tolles Erlebnis werden."
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