TSV 1860: Deshalb besiegten die Löwen gegen Saarbrücken den blauen Fluch

Endlich selbst am Zug: Der TSV 1860 trotzt seinem Schicksal und siegt dank Matchwinner Lang in Saarbrücken. "Wir wollten nicht wieder spät verlieren", sagt Kapitän Verlaat. Eine AZ-Analyse.
von  Matthias Eicher
Explosion im Löwen-Kosmos: Lang und Schröter schießen 1860 zum Sieg.
Explosion im Löwen-Kosmos: Lang und Schröter schießen 1860 zum Sieg. © IMAGO / Fussball-News Saarland

München - Sechzig bei Viktoria Köln, 92. Minute: Es setzt den späten Treffer durch Michael Schultz zum 1:2. Sechzig zuhause gegen Jahn Regensburg, 92. Minute: Tobias Eisenhuth besiegelt die nächste Löwen-Pleite. Dazu die ärgerlich-aufschlussreiche Statistik, dass die 75-Minuten-Löwen Zweiter wären.

Muss das denn immer sein, dass hinten noch einer reinfällt, Löwen? Nein, muss es nicht: Im Ludwigspark hat der TSV seinem schier unausweichlichen Schicksal endlich getrotzt.

1860 gelingt gegen Saarbrücken der später Auswärtserfolg

"Das ist eine große Last, die von den Schultern abgefallen ist", sagte Kapitän Jesper Verlaat nach dem 3:2-Auswärtssieg des TSV 1860 beim 1. FC Saarbrücken und brachte es auf den Punkt: "Wir wollten nicht wieder spät verlieren." Die AZ zeigt die Gründe, weshalb die Fluch-Brecher-Löwen diesmal siegten:

Das blaue Bollwerk: Sechzig ist in der Rangliste der besten Drittliga-Defensive zwar hinter der SpVgg Unterhaching (14 Gegentore) zurückgefallen und hat jetzt 16 Gegentreffer gefressen, doch wie Verlaat betonte: "Saarbrücken hatte bis auf die Standards gar nichts aus dem Spiel heraus. Das ist dann schon ärgerlich." Zwei Standards, zwei Treffer. Positiv zu bewerten ist, dass die Viererkette um Verlaat in den verschiedensten Besetzungen zumeist liefert. Nächste Baustelle: Standards. . .

Schröter-Qualität und Lang-Mentalität verhelfen 1860 zum Sieg

Die-Morris-Schröter-Qualität: In den oftmals enorm engen Duellen der Dritten Liga braucht es Unterschiedsspieler. Stichwort: individuelle Qualität. Zum wiederholten Male darf sich Morris Schröter angesprochen fühlen: Der Neulöwe von Hansa Rostock schoss laut Trainer Maurizio Jacobacci "zwei fantastische Tore", wobei das Können des pfeilschnellen Flügelflitzers vor allem beim 2:0 in der 16. Minute auffiel: mit gleich zwei frechen Haken ließ er Saarbrückens Defensive alt aussehen und traf gekonnt in die kurze Ecke. "Es ist immer schön, Tore zu schießen", sagte er hinterher demütig: "Ich hätte vielleicht noch den ein oder andern Pass besser anbringen können oder ein Tor mehr machen können." Können schon, aber nicht müssen, um als bester Löwe an der Eins zu kratzen (AZ-Note zwei).

Die-Niki-Lang-Mentalität: "Dann hat sich jeder in jeden Ball geschmissen. Das ist die Mentalität, die wir zeigen müssen", meinte Verlaat über die Schlussphase und damit den großen Unterschied zu den eingangs geschilderten Duellen: Diesmal waren es die Löwen in Person von Matchwinner Lang, die mit viel Willenskraft nach 2:0 und 2:2 wieder vorlegten. "Das war eine Reaktion, die wir zeigen wollten", so Verlaat. Was folgte, war Mentalität pur: Lang warf sich nicht nur in die Bälle, sondern ohne Rücksicht auf seine eigene Gesundheit in Torhüter Tim Schreiber, was nach bangen Momenten der Bewusstlosigkeit "nur" zu einer Gehirnerschütterung führte.

1860 überzeugt im Kollektiv gegen Saarbrücken

Sechzigs Kollektiv: Man konnte sie durchgehen an diesem Nachmittag, die Startelf-Löwen: Keiner leistete sich einen schlechten Auftritt, das Kollektiv funktionierte gut. Angefangen mit Torhüter David Richter, der in dem Wissen, wieder für Stammtorwart Marco Hiller Platz machen zu müssen, erneut ein verlässlicher Rückhalt war. Abwehrchef Verlaat ist seit Wochen ein Garant. Oder eben Spieler wie Siegtorschütze Lang oder Arbeitstier Kilian Ludewig, die nicht immer zum Zuge gekommen sind. Dazu kommt Torjäger Fynn Lakenmacher, der in Abwesenheit von Torjäger Joel Zwarts zeigt, dass er als Wandspieler nichts verlernt hat. Am Ende gehörte auch Junglöwe Milos Cocic dazu, der sein Saison-Debüt feiern durfte: "Gott sei Dank haben wir die drei Punkte mitgenommen."

Coach Jacobacci: Wollen wir den Hauptverantwortlichen nicht vergessen: Der 60-Jährige wurde schon viel kritisiert, immer wieder muss er wegen Verletzungen oder Sperren umstellen. Nun hat er geschafft, was die Vorgänger Daniel Bierofka und Michael Köllner verpassten: einen Drittliga-Sieg gegen Saarbrücken.

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