TSV 1860: Derby Nummer drei

Am Sonntag spielen die Löwen in Ingolstadt. Der Vergleich zeigt: Die Unterschiede könnten kaum größer sein
MÜNCHEN Beim ersten Mal fuhren die Löwen bester Laune heim und gingen abends auf die Wiesn. Beim zweiten Mal schlitterten sie nachts über die Autobahn und zogen lange Gesichter. Nach dem Sieg in Augsburg und der Pleite in Fürth steht für den TSV 1860 jetzt das dritte Bayern-Derby der Saison an, am Sonntag müssen die Sechzger beim FC Ingolstadt ran.
„Drei Derbys, zwei Siege, das wäre eine gute Bilanz“, fordert Löwen-Trainer Reiner Maurer, dessen Mannschaft raus will aus der Zweiten Liga und damit das genaue Gegenteil zu Ingolstadt bildet, das als Aufsteiger nichts lieber wollen als drinzubleiben. Der Ex-Löwe und heutige Ingolstädter Andreas Görlitz verdeutlicht: „Es gibt viele Unterschiede zwischen den Vereinen, man kann fast von verschiedenen Welten sprechen.“
Die AZ vergleicht die Klubs vor dem Oberbayern-Derby, von dem Benny Lauth sagt: „Es ist kein echtes Derby wie gegen die Bayern oder Augsburg. Aber ein kleines Derby ist es schon.“
Tradition
Wenn die Löwen auf eines stolz sind, dann auf ihre Vergangenheit. Die Meister von 1966 sind heute noch Helden, in Ingolstadt sind die Geschichtsbücher inhaltslos. Den reinen Fußballverein gibt es erst seit sechs Jahren, doch aus der Bayernliga ging es rasch nach oben.
Fans
Auch wenn sie in den vergangenen Jahren viele Anhänger vergrault haben, mit etwa 466 Fanklubs genießen die Löwen nach wie vor mit die größte Unterstützung der Liga. Ganz anders in Ingolstadt: 15 Fanklubs. Am Sonntag werden bis zu 7000 Löwen-Fans in Ingolstadt erwartet, mit solchen Zahlen können die freilich nicht mithalten. „Das Aufkommen echter Fans geht bei Ingolstadt gegen null“, sagt der 1860-Fanbeauftragte Axel Dubelowski.
Ziele
Die Löwen sind bemüht, an die Spitzenränge ranzukommen. Trainer Maurer wünscht sich aus den verbleibenden zwei Spielen sechs Punkte, „das wäre ein toller Abschluss“. Zwar hat Ingolstadts Trainer Benno Möhlmann bescheidenere Ziele – den Klassenerhalt –, dennoch sagt Maurer: „Mit der finanziellen Unterstützung von Audi im Hintergrund hat der Verein große Ambitionen.“ Görlitz lobt: „Die Arbeitsbedingungen sind erstligareif.“
Team
Weil Ingolstadt einen Lizenzspieleretat von rund 8,5 Millionen Euro aufweist, etwa eine Million unter dem Löwen-Etat, kam der schwache Saisonstart überraschend – immerhin gönnt man sich namhafte Spieler wie Görlitz. Zuletzt erlebte der Drittletzte der Tabelle einen Aufwind, erspielte sich sieben Punkte in drei Spielen und trat derart überzeugend auf, dass Maurer sagt: „Sie waren so gut, dass sie zu Hause sogar einige Gegner komplett beherrscht haben.“
M. Plein