TSV 1860: Der Joker von Giesing - Ex-Löwe Keller glaubt an neue Mölders-Rolle

München - Sascha Mölders avancierte letzte Saison zum Torschützenkönig von Giesing. Ganz nebenbei kam der 36-jährige Sturm-Oldie auf die Idee, seinen etwas übergewichtigen Körper als "Wampe von Giesing" zu vermarkten. Wird der Ex-Bundesligaspieler des FC Augsburg nun zum Joker von Giesing?
Michael Köllner, Cheftrainer des TSV 1860, beorderte seinen Kapitän und Torjäger in den letzten beiden Spielen beim SV Verl und Viktoria Berlin (jeweils 1:1) nur auf die Ersatzbank. Prompt zeigte sich, vor allem im Heimspiel gegen Berlin, der Effekt: Mölders agierte wieder mit deutlich mehr Überzeugung als zuvor, warf sich in die Zweikämpfe, animierte die Fans in der Westkurve – und vor allem traf der Angreifer zum 1:1. Fragt sich nur: Kann Mölders Joker auch auf Dauer?
Keller: Mölders als Joker? "Das könnte funktionieren"
Ein Ex-Löwe, der inzwischen selbst als Cheftrainer wirkt, könnte sich Mölders in dieser Rolle vorstellen, vergleicht ihn mit einem prominenten Beispiel – und nennt aber auch eine Herausforderung, die Köllner vor große Probleme stellen könnte. "Sascha Mölders war letzte Saison sehr wichtig für die Löwen", erklärt Jens Keller im Gespräch mit der AZ über den Mann, der sich mit seinen 22 Volltreffern zum ältesten Torschützenkönig im deutschen Profifußball gekrönt hat.

Keller, der zwischen 1992 und 1996 den Durchmarsch der Sechzger aus der Dritten Liga in die Bundesliga mitgemacht hat, weiß aber auch um die jüngste Krise bei den Blauen. "Ich bin nicht so nahe dran, um seine Verfassung zu beurteilen, aber Mölders in der Jokerrolle, das könnte schon funktionieren."
TSV 1860: Wird Sascha Mölders der Nils Petersen der Löwen?
Keller, der sich als Trainer vor allem beim FC Schalke 04, Union Berlin und beim 1. FC Nürnberg als Köllners Nach-Nachfolger einen Namen machte, hat dafür auf ein namhaftes Beispiel parat, wo dieses Modell bestens funktioniert: "Wenn man Nils Petersen anschaut – er ist der perfekte Joker in Freiburg. Er hilft jedes Mal, wenn er reinkommt, und hat schon viele Tore als Einwechselspieler geschossen."

Wohl nicht ganz unwissend um Mölders' Charakter, fügt Keller hinzu: "Es geht darum, die Rolle anzunehmen. Petersen hat sie bei Freiburg bestens angenommen." Die Statistik belegt: Mit 30 Jokertoren ist der 32-Jährige erfolgreichster Einwechselspieler in Europas Top-Ligen.
Zurück vom Bundesliga-Fußball im Breisgau an die Grünwalder Straße und dem Knackpunkt der Geschichte: Lässt sich Mölders nach den Meriten der Vorsaison, nach seiner erstklassigen Vergangenheit und seinem Status als "Fußballgott" der Sechzger einfach mir nichts, dir nichts zum Einwechselspieler umfunktionieren? "Wenn Mölders die Rolle annimmt, kann er sehr wertvoll sein", meint Keller, doch er warnt auch: "Nimmt er sie nicht an, kann so ein Spieler schnell zum Unruheherd werden."
Auch Mölders-Vertreter Bär ist kein Torgarant
Wer Mölders kennt, der weiß: Der gebürtige Essener ist Sechzigs Aggressiv-Leader, sein Ventil sind mit Vorliebe Gegenspieler und Schiedsrichter. Schmort der Alpha-Löwe auf der Bank, könnte es die Vulkanausbrüche vermehrt abseits des Rasens geben. In Mölders' Wahrnehmung ist Konkurrent Marcel Bär gewiss nicht besser. Laut Keller müsste ihm Köllner signalisieren: "Du bleibst unheimlich wichtig für uns, auch wenn es für 90 Minuten nicht mehr reicht!"
Köllners und auch Bärs Problem mit Mölders auf der Bank: Der Neuzugang mag zwar besser pressen als Mölders und im Verbund mit Stefan Lex und Merveille Biankadi schneller wirbeln, doch dies müsste sich über kurz oder lang auch in den Zahlen des 29-Jährigen (zwei Saisontreffer) niederschlagen. Aktuell heißt der beste 1860-Torjäger mit drei Treffern – richtig: Mölders.