TSV 1860: Das macht Michael Köllner zu Sechzigs Chef-Integrator
Vier Wochen ist es her, da verkündete der TSV 1860: "Michael Köllner wird neuer Cheftrainer der Löwen." Seit einem Monat "köllnert" es nun schon an der Grünwalder Straße. Und siehe da: Trainer und Mannschaft haben erstaunlich schnell zueinander gefunden.
"Es waren vier interessante Wochen. Was mich am meisten überrascht hat: Ich bin hier sehr gut aufgenommen worden", erklärte Köllner. Also der Mann, der vor nur einem Monat die Mammut-Aufgabe angetreten hatte, Sechzigs Vereinsikone Daniel Bierofka zu ersetzen – inmitten des tobenden Machtkampfes zwischen Vereinsbossen und Investor Hasan Ismaik.
Dank der Zurückhaltung der Gesellschafter, dank Bierofkas Vermächtnisses eines intakten Teams, aber auch dank Köllner selbst ist schneller Ruhe eingekehrt beim TSV, als zu erwarten war.
"Sieg gegen Haching war eine Willensleistung"
Die Ergebnisse in den beiden Derbys, aber auch die Emotionalität der Duelle mit dem FC Bayern (1:1) und der SpVgg Unterhaching (3:2) haben ihm in die Karten gespielt. "Davon haben wir in den letzten Wochen profitiert, keine Frage", gestand der 49-Jährige und hob heraus: "Der Sieg gegen Haching war eine Willensleistung, ein Sieg des Teams."
Seine Ansage: "Ich denke, das Allerwichtigste, ist: Die Mannschaft funktioniert nur, wenn du einen hohen Teamgeist hast. Dafür bist du als Trainer in erster Linie verantwortlich."
Auf dem Rasen wie bei der harmonischen Weihnachtsfeier am vergangenen Sonntag ersichtlich: Der Zusammenhalt stimmt gerade bei den Löwen .
Wie hat es der Nürnberger Aufstiegscoach geschafft, die Löwen und auch den Bierofka-Vertrauten und Torjäger Sascha Mölders so schnell um sich zu scharen? "Dafür tue ich alles, 24 Stunden am Tag", meinte Köllner und zählte auf: "Sei es in der Trainingsarbeit, dass Teamgeist aufkommt. Im Umgang mit den Spielern, eine Beziehung zu den Spielern aufzubauen. Mit Kommunikation, Verbindlichkeit, aber auch Härte." So geht Köllners Dreiklang. "Wir brauchen einen fairen, aber verbindlichen Umgang miteinander. So schaffst du Teamgeist."
Heißt noch lange nicht, dass die Köllner-Löwen keine Rückschläge erleiden. Im Gegenteil: Der erste Dämpfer ist mit dem 1:1 gegen Kellerkind Großaspach trotz einer Halbzeit in Überzahl schon passiert. "Natürlich ist es ärgerlich, wenn du das 1:0 in Überzahl nicht nach Hause bringen kannst, oder ein zweites oder drittes Tor nicht machst", weiß auch der Chefcoach. Aber: "Auch ein bitteres 1:1 kann Kraft und Spirit entfachen."
Auf einem guten Weg in Sachen sorgenfreier Saison
Zudem weist der Übungsleiter auf Sechzigs Serie (fünf Spiele ungeschlagen) und den Abstand zu den Abstiegsrängen hin: "Vor vier Wochen war das Tabellenbild noch ein anderes, wir haben uns von Großaspach und Chemnitz abgesetzt." In Sachen sorgenfreie Saison sei man "auf einem guten Weg."
Neben den Teambuilding-Maßnahmen, etwa der neu etablierten Arm-in-Arm-Ansprache auf dem Spielfeld, ist auch Aufbauarbeit gefragt.
Stürmer Prince Owusu, den ganz Giesing zwei Minuten vor Spielende gegen Großaspach bereits als Matchwinner wähnte, sei nach seiner verballerten Hunderprozentigen "am Boden zerstört" gewesen: "Man meint immer, dass wenn einer 1,91m groß ist, er müsste eine Psyche wie ein 1,91 Meter großer Mann haben. Aber manche Spieler haben die Psyche kleiner Kinder."
Diese muss Köllner nun bis zum Montagspiel beim Tabellenzweiten FC Ingolstadt (19 Uhr) wieder zu Löwen machen.
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