TSV 1860: Darum öffnet Giannikis mit dem Vollath-Knall eine extrem riskante Baustelle

München - Der eine Torhüter ist Urlöwe und Publikumsliebling, war in der letzten Saison Vizekapitän - und ganz nebenbei einer der besseren Schlussmänner der Dritten Liga.
Der andere Torwart ist mit seinen 34 Jahren ein routinierter Neuzugang, der bei Rivale Unterhaching degradiert werden und sich hinter U17-Weltmeister Konstantin Heide anstellen sollte - aber sein Können im Vorjahr ebenfalls unter Beweis gestellt hat.
Marco Hiller oder René Vollath? Trainer Argirios Giannikis hat sich kurz vor dem Auftakt des TSV 1860 gegen den 1. FC Saarbrücken (Freitag, 19 Uhr, live bei Magenta Sport und im AZ-Liveticker) festgelegt: Herausforderer Vollath wird die neue Nummer eins. Der Vollath-Knall.
1860-Trainer Giannikis über T-Frage: "Es war eine Millimeter-Entscheidung"
"Die Entscheidung war eng, es war keine einfache Entscheidung. Wir haben uns entschieden, mit René Vollath zu starten", sagte Giannikis auf der ersten Spieltags-Pressekonferenz der neuen Saison: "Es waren Nuancen, da brauchen wir nicht ins Detail gehen, es war eine Millimeter-Entscheidung."
Dass Vollaths Führungsqualitäten, seine lautstarke Art und Weise, die Vorderleute zu dirigieren, dass das Gesamtpaket des Routiniers letztlich den Ausschlag geben wird, hatte sich angedeutet: Giannikis hatte Vollath bei Sechzigs Generalprobe in Kaiserslautern (0:2) aufgeboten, während der bisherige Stammkeeper Hiller zuvor im vorherigen Test in Karlsruhe (0:2) das Tor gehütet hatte.
"Mentalitätsspieler" Vollath setzt sich gegen Fan-Liebling Hiller durch
Nicht zuletzt hat 1860 für den Ex-Hachinger eine Ablöse im unteren sechsstelligen Bereich bezahlt - ein Schachzug, den man hätte bleiben lassen können, wenn man nicht viel mit dem gebürtigen Amberger vorhätte. Geschäftsführer Christian Werner hatte schließlich im AZ-Interview erklärt, dass Sechzig auf dem Torhütermarkt mehr oder weniger die Qual der Wahl habe - man hätte also auch einen günstigeren Ersatzkeeper holen können. Stattdessen verpflichtete man Vollath, den Werner als "Mentalitätsspieler" bezeichnete.
Wie das Duo auf die Klärung der T-Frage reagiert hat, wurde Giannikis gefragt - und antwortete wie folgt: "Marco Hiller war natürlich enttäuscht, aber er ist ein Sechzger Junge, er ist professionell, er ist weiter ein Führungsspieler für die Mannschaft und das Trainerteam." Ex-Vizekapitän Hiller war vor zwei Tagen zumindest wieder in den Mannschaftsrat gewählt worden - im Gegensatz zu Vollath. Der sei, so Giannikis, "natürlich zufrieden" gewesen, "dass er morgen beginnt."
Torhüter-Position birgt Konflikt-Potenzial - siehe Jacobacci
Zu guter Letzt sei auf die Standard-Floskel verwiesen, die Giannikis schon eingangs der Pressekonferenz loswerden wollte: "Zunächst einmal muss man festhalten, dass wir sehr gute Torhüter haben, da stehen wir im Ligavergleich sicher weit oben und werden beneidet." Die sicherlich richtige Feststellung, dass 1860 zwei Top-Torhüter habe, kann aber Fluch und Segen zugleich sein: Durch Hillers Degradierung hat Giannikis dieselbe Baustelle aufgemacht, die Vorgänger Maurizio Jacobacci unter anderem zum Verhängnis geworden war. Bleibt abzuwarten, ob dem 44-Jährigen der Erfolg recht gibt und ob er diese Maßnahme besser moderiert bekommt.
Auf allen anderen Positionen ist beim TSV ein Konkurrenzkampf entbrannt, den Giannikis bis Ende der Vorbereitung freien Lauf ließ, ohne sich auf eine Startelf festzulegen. Giannikis dazu: "Wir haben nicht rumgespielt, sondern nur den Erwartungen mancher Leute nicht entsprochen." Ziel gegen Saarbrücken sei "ganz klar, zu gewinnen" - mit Vollath im Kasten.