TSV 1860-Coach Michael Köllner: Ein sperriger Herr

1860-Coach Köllner eilt der Ruf eines Menschenfängers und fairen Sportsmannes voraus. Zuletzt hat der 52-Jährige rumgegrantelt und sich eine Gelb-Sperre abgeholt - zudem spinnt er eine krude Theorie.
Matthias Eicher
|
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
3  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Kämpft wie ein Löwe um die Chance, mit dem TSV 1860 aufzusteigen: Trainer Michael Köllner, zuletzt öfter grantig, kritisch, emotional.
Kämpft wie ein Löwe um die Chance, mit dem TSV 1860 aufzusteigen: Trainer Michael Köllner, zuletzt öfter grantig, kritisch, emotional. © sampics / Stefan Matzke

München - Michael Köllner zeigt sich für gewöhnlich als sympathischer Trainer und fairer Sportsmann, der bekennende Christ gilt nicht nur im Lager der Löwen als Menschenfänger.

Am Samstag im Breisgau fing sich der Coach allerdings etwas ein, worauf er und der TSV 1860 gerne verzichtet hätte: seine bereits vierte Verwarnung, die zu "köllnerlosen" Löwen führt.

Tut Köllner dem TSV 1860 mit seinem aktuellen Kurs einen Gefallen?

Der 52-Jährige wird den Sechzgern nun ausgerechnet im Aufstiegskracher am Karsamstag gegen den VfL Osnabrück (14 Uhr) fehlen. Ein klarer, selbstverschuldeter Nachteil der Blauen im Aufstiegsrennen, wenngleich Köllner selbst nach dem 2:1 seiner Sechzger beim SC Freiburg II trotzig meinte: "Die werden das schon machen gegen Osnabrück, da muss man sich keine Sorgen machen." Ganz so einfach dürfte die Sache für die köllnerlosen Löwen allerdings nicht werden, wie Spielmacher Richard Neudecker befand: "Das tut natürlich schon weh."

Zudem gilt es zu hinterfragen: Tut Köllner den Sechzgern mit seinem aktuellen Kurs einen Gefallen? Da wäre zuerst mal die Entstehung seiner Gelben Karte: Der Fuchsmühler schimpfte wie ein Rohrspatz über einen Zweikampf, nachdem Löwe Yannick Deichmann verletzt vom Rasen musste.

"Das ist ja völlig eindeutig. Deichmann wird gefoult, der muss sogar noch verletzt runter und dann reklamiert die Freiburger Bank, dass er nicht mal getroffen worden ist", schimpfte Köllner. Er kriegte sich gar nicht mehr ein: Deichmann gehe "jetzt humpelnd raus, hat eine Riesen-Bandage dran und dann sagen sie wahrscheinlich, eine Fliege ist vorbeigeflogen und hat ihn berührt".

Selbst, nachdem Schiedsrichter Nicolas Winter ihm die folgenschwere Gelbe gezeigt hatte, betextete Köllner noch den Schiri-Assistenten weiter.

Eigenwillige Theorie von Michael Köllner

Dann wäre da auch noch seine eigenwillige Theorie. Die hatte der Löwen-Dompteur kürzlich geäußert. "Man muss aufpassen, dass man nicht die Täter- und Opferrolle verwechselt", meinte Köllner im Interview mit "transfermarkt.de" über das Aus von Löwen-Rivale Türkgücü München und der Annullierung aller Ergebnisse, aus der Sechzig bekanntlich als einer der größten Punkte-Profiteure hervorgegangen ist.

Lesen Sie auch

Köllner dazu: "Die Situation darf jetzt nicht dazu führen, dass wir die Leidtragenden sind, weil es heißt, dass wir profitieren. Ich hoffe nicht, dass die Denkweise im Unterbewusstsein verankert ist, dass man aufgrund dessen etwas ausgleichen muss." Klingt komisch, meint er aber so.

Bei allem Engagement Köllners, bei all den Emotionen, die rund um den Rasen dazugehören: Es dürfte im Schiedsrichterwesen nicht allzu gut ankommen, wenn ein Trainer die Objektivität der Unparteiischen infrage stellt.

TSV 1860 darf sich keine Ausrutscher mehr erlauben

Fakt ist, dass er der Mannschaft mit seiner Sperre ebenfalls keinen Gefallen getan hat. Die Konsequenzen seines Fehlens gegen Osnabrück: Die Pressekonferenz vor dem Duell darf er noch leiten, danach übernehmen Sport-Boss Günther Gorenzel und Co-Trainer Günther Brandl, die beide im Besitz der Fußballlehrer-Lizenz sind. Gorenzel wird wohl wie in Halle, als Köllner coronabedingt gefehlt hatte, Interviews und Pressetermine übernehmen, Brandl dann das Coaching an der Seitenlinie.

Lesen Sie auch

Im Lager der Löwen bleibt zudem zu hoffen, dass die köllnersche Zwangspause keinen Punktverlust nach sich zieht. Sechzig darf sich, sechs Punkte hinter Eintracht Braunschweig auf Relegationsrang drei, keine Ausrutscher mehr erlauben.

Der Doppelüberzahl-Sieg gegen Freiburg geriet doch ziemlich wacklig. Nun gilt es, ohne Köllner, diesen sperrigen Herren, die Kurve zu kriegen.

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
3 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
  • Radio Pähl am 13.04.2022 07:55 Uhr / Bewertung:

    Eigentlich kommentiert der Matthias Eicher den Köllner immer sehr positiv und wertschätzend! Warum er ihm dieses Mal so heftig an die Gurgel fährt ist mir etwas schleierhaft! Dass der Köllner in dieser Phase alles raushaut um noch an die Aufstiegsplätze ranzukommen ist nachvollziehbar. Er lebt vor, was die Mannschaft jetzt braucht: letzten Einsatz und Kompromisslosigkeit! Nur so kann es noch was werden! Da semantische Nuancen zu monieren ist kleinlich und kontraproduktiv. Fans, Mannschaft und Trainer müssen jetzt auf einer Welle reiten - sonst ist's schnell vorbei!

  • Chris_1860 am 12.04.2022 15:58 Uhr / Bewertung:

    Es dürfte im Schiedsrichterwesen nicht allzu gut ankommen, wenn ein Trainer
    die Objektivität der Unparteiischen infrage stellt."

    Welche "Objektivität", Herr Eicher? Ist Ihnen entgangen, dass gemäß den Rafati-Analysen die Löwen in den letzten Jahren immer unter den Top 3 der am
    meisten durch Schiri-Fehlentscheidungen benachteiligten Teams gelegen haben?
    Auch in dieser Saison dasselbe Bild. Z.B. 2 Elfer gegen uns in Mannheim,
    davon mind. 1 falsch gemäß Rafati. Und gegen Saarbrücken hätten wir Rafatis
    Analyse zufolge sogar 2 Elfer bekommen müssen, gepfiffen wurde keiner. 2
    Spiele, 3 falsche Elferentscheidungen zulasten 1860. "Objektivität"? Da kann
    einem schon mal der Gaul durchgehen, auch wenn Köllner sich mehr zsammreißen
    muss.

  • ottomania am 12.04.2022 14:04 Uhr / Bewertung:

    Aber hallo! Glaubte zuerst meinen Augen nicht trauen zu können was der Herr der schreibenden Zunft hier von sich gegeben hat! Jemanden, der endlich einmal auf die permanente Benachteiligung durch gewisse "Unparteiische" hinweist als "sperrig" zu bezeichnen haut dem Faß den Boden durch den Deckel. Gerade in den letzten Spielen waren immer wieder krasse Fehlentscheidungen zum Nachteil von 1860 zu beobachten. Leider MUSS die Objektivität der sog. Unparteiischen angesichts dieser Vorfälle bezweifelt werden. Was soll an der Überlegung falsch sein, dass es eine latente Denkweise gibt die den vermeintlichen "TG-Vorteil" ausgleichen will. Benachteiligungen können nicht einfach nur immer wieder geschluckt werden, irgendwann ist das Maß voll und man muß anfangen sich zu wehren. Auf Missstände hinzuweisen ist keine Straftat die zu sanktionieren ist sondern eine Notwendigkeit, egal ob es dem Schiedsrichterwesen gefällt oder nicht. Alles andere bedeutet Inkompetenz zu legimitieren.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.