TSV 1860 chancenlos: Schicht im Schacht
Die Löwen erspielen sich in Aue nicht eine einzige Chance. Die Euphorie der letzten Monate verpufft immer mehr – nun plant 1860 für eine weitere Zweitligasaison. Die Lizenz ist schon beantragt.
Aue - Es ist noch nicht mal eine Woche her, da hatten die Löwen noch süße Träume, am Ende der Saison auf Platz drei zu hüpfen. Eine tolle Erfolgsserie war ihnen über den Winter gelungen, Euphorie hatte sich verbreitet. Doch mit all den blauen Wünschen und Hoffnungen dürfte es jetzt vorbei sein. Denn nach dem bitteren 1:3 bei Abstiegskandidat FSV Frankfurt verpatzten die Löwen nun auch den Ausflug nach Aue – die Löwen erspielten sich nicht eine einzige Torchance und mussten sich im Erzgebirge mit einem 0:0 begnügen. „Das ist zu wenig, um oben anzugreifen“, gestand Kapitän Benny Lauth enttäuscht nach dem Torlosgeplänkel in der Bergbauregion. Schicht im Schacht heißt es nun wohl für die stark abbauenden Löwen.
Lesen Sie hier: Die Löwen in der Einzelkritik
Vergangene Woche hatte Lauth noch darüber geklagt, dass das Spiel in Aue in den Köpfen der Löwen-Fans schon als gewonnen verbucht worden sei, doch nun geht 1860 in das letzte von drei Spielen der selbsterklärten Woche der Wahrheit (Samstag gegen Fürth) mit nur einem mickrigen Pünktchen. Immerhin dürfte es den Löwen nach diesem treffenden Beweis der Erstligauntauglichkeit nicht mehr schwerfallen, sich auf ein neuntes Jahr in der zweiten Liga vorzubereiten. Am Mittwoch reichten die Löwen ihre Lizenzunterlagen dazu ein; mit einem unveränderten Etat von 6,4 Millionen Euro plant Geschäftsführer Robert Schäfer die nächste Saison. „Über etwaige Zusatzinvestitionen müssen die Gesellschafter entscheiden“, sagte er.
Während der Kampfpartie in Aue, bei der Löwen-Doc Willi Widenmayer schon nach 20 Minuten drei Mal im Einsatz gewesen war, offenbarte 1860 vergessen geglaubte Spielmängel, die selbst vom ordentlichen Einsatz nicht wettgemacht wurden. „Im Spiel nach vorne haben wir einiges vermissen lassen“, sagte Trainer Reiner Maurer, deutlicher wurde noch Abräumer Dominik Stahl: „Ich bin sehr frustriert, dass wir keine Torchancen rausgearbeitet haben.“ Und Maximilian Nicu gab zu: „Unsere Leistung hat nicht gestimmt und wir haben unser Ziel verfehlt.“
Tatsächlich hielten die Löwen den sächsischen Arbeitertrupp entschlossen vom eigenen Tor fern, vor allem Startelf-Debütant Guillermo Vallori ging beherzt zur Sache. Auch Stahl warf sich energisch in jegliche Zweikämpfe – das hatte Maurer auch gefordert. Doch mit Angriffsfußball hatte das Nachholspiel rein gar nichts zu tun. „Wir haben es verpasst, Fußball zu spielen“, gestand Lauth, der trotz des Frusterlebnisses zumindest mit einem Lächeln in den Bus nach Hause einstieg. Denn nach einem Frustfoul gegen Aues Jan Hochscheidt hätte sich der Löwen-Kapitän nicht über eine rote Karte beschweren dürfen. Die zog Schiedsrichter Sascha Stegemann in seinem erst zweiten Profispiel dann aber doch – nach einer heftigen Grätsche gegen Stahl schickte er Aues Adli Lachheb in die Kabine. Doch die Löwen wussten mit einem Mann mehr nicht nur nichts anzufangen, vielmehr offenbarte Maurer später sogar: „Wir müssen froh sein, einen Punkt geholt zu haben.“ Klingt so ein Trainer, der mit seiner Elf oben angreifen will?
1860 hat nun wieder acht Punkte Rückstand auf Relegationsplatz drei. Vor dem letzten Heimspiel der Saison gegen ein Topteam hatte man sich mehr Rückenwind erhofft. Immerhin dürfte sich die Arena gegen Fürth noch mal einigermaßen füllen – das würde auch gut passen, denn in den am Mittwoch eingereichten Lizenzunterlagen kalkulieren die Löwen erstmals seit Jahren wieder mit einem wachsenden Zuschauerschnitt - sie hoffen auf künftig 23.000 Fans pro Spiel.
- Themen:
- Benny Lauth
- FSV Frankfurt
- TSV 1860 München