TSV 1860: Blut, Jubel, Tränen - in diesem Derby war alles drin

Liebe Löwen-Fans, wir haben euch heute vermisst. Der Derbysieg, der gehört euch! Und deswegen…"
Diese Worte rief Sechzigs Kapitän Sascha Mölders, die Fäuste ballend, am Samstag auf Giesings Höhen in die Kamera. Es folgte ein weiß-blaues "Humba-Täterä" vor der leeren Westkurve: Die Spieler knieten, sangen, hüpften - und schenkten ihren Anhängern den Triumph über den FC Bayern II.
Der TSV 1860 hat endlich ein schmachvolles Kapitel aus der eigenen Vereinshistorie gestrichen: Angeführt von Mentalitätsmonster Mölders schnappte sich der TSV mit einem 2:0-Auswärtssieg im eigenen Stadion den ersten Derby-Dreier durch ein Eigentor von Timo Kern (44.) und Neuzugang Merveille Biankadi (90.).
"Mit diesem Sieg über die Zweitvertretung des FC Bayern hat die Mannschaft unseren Fans ein wunderschönes Wochenende beschert. Ich bedanke mich für ihren Einsatz und ihre Leidenschaft", frohlockte Investor Hasan Ismaik.
Es war ein Sieg, der Sechzig alles abverlangte - ein Sieg mit Blut, Jubel und Tränen.
Schier übermächtige Bayern ließen keinen Zweifel daran, ihre Ungeschlagen-Serie von vier Spielen ohne Pleite gegen 1860 fortsetzen zu wollen: Mit Ron-Thorben Hoffmann, Chris Richards, Jann-Fiete Arp und Joshua Zirkzee standen gleich vier Profis in der Startelf. Ausgerechnet der kürzlich degradierte Zirkzee sorgte für einen Schlüsselmoment - und eine Schrecksekunde: In der 27. Minute grätschte der 19-jährige Jungstar mit gestrecktem Bein in Schlussmann Marco Hiller.
Hiller: "Ein Schlag, und das Blut ist runtergelaufen"
"Ich habe einen Schlag gespürt, auf einmal war das Gesicht warm, das Blut ist runtergelaufen. Da war ich überall, nur nicht im Grünwalder Stadion", sagte Hiller über den Fast-Knockout.
Auf dem Rasen krümmt sich der blutüberströmte Torhüter vor Schmerzen. "Wenn ich mir Marcos Gesicht ansehe, dann schaut er aus, als hätte er gegen Klitschko gekämpft", meinte Geschäftsführer Günther Gorenzel hinterher. Während Zirkzee glatt Rot sah, taumelte Hiller, musste minutenlang behandelt werden. Doch der Teufelskerl stand wieder auf. "Es ist ja ein Derby. Da muss ich vorangehen für die Mannschaft. Da muss man draufbeißen", sagte der 23-Jährige. Zwei klaffende Wunden wurden notdürftig versorgt, um die Blutung zu stoppen: "In der Halbzeit bin ich dann genäht worden, damit es wieder schön zusammenwächst." Hiller, selbst im TV-Interview noch blutverschmiert, zeigte Nehmer-Qualitäten und hielt den Derby-Sieg im zweiten Durchgang mit mehreren Paraden gegen starke Unterzahl-Bayern fest.
Köllner verlässt das Stadion unter Tränen
Nach der Entscheidung durch Biankadi Sekunden vor Spielende warf sich selbst Hiller in die Giesinger Jubeltraube. Da brachen auch bei Cheftrainer Michael Köllner die Dämme, doch es waren keine Freudentränen: Sein Vater Erich war in der Nacht auf Freitag verstorben. Fast zwei Tage lang hatte Köllner durchgehalten. Dann überkam es ihn, er verließ das Stadion vorzeitig.
Gorenzel, der den Oberpfälzer auf der PK vertrat, sagte mitfühlend: "Ich möchte im Namen des gesamten Vereins und der gesamten Löwenfamilie unser herzliches Beileid aussprechen." Köllner habe dem Sport-Chef am Freitag mitgeteilt, "das hier durchziehen" zu wollen, erklärte der Österreicher: "Größten Respekt dafür, dass er diese Aufgabe gemeistert hat."
Wer weiß, wohin diese Aufopferungsbereitschaft und dieser Zusammenhalt die Sechzger noch führt: Nach diesem denkwürdigen Derby darf der weiter drittplatzierte TSV (30 Punkte) weiter vom Aufstieg träumen.