TSV 1860: Bewährung nach der Höchststrafe für Christopher Lannert?

München - Christopher Lannert hatte ziemliche Herzchen-Augen, als er erstmals über seine Rückkehr zu den Löwen sprach. "Es ist überragend, wieder hier zu sein", meinte der Neuzugang von Drittliga-Konkurrent SC Verl über seine Reise in die Vergangenheit.
"Man kommt an die Anlage und hat das Gefühl: Hier gehört man hin. Meine Familie ist in München, meine Freundin. Es ist einfach perfekt. Ich hätte es mir nicht besser vorstellen können." Wie sehr der gebürtige Münchner sein Startelf-Debüt beim TSV 1860 rückblickend wohl zu schätzen weiß?
Christopher Lannert: Pflichtspiel-Premiere bei 1860 nach 20 Minuten beendet
Der Rechtsverteidiger gab, ausgerechnet im Pokal-Kracher gegen Bundesliga-Schwergewicht Borussia Dortmund (0:3), seine Pflichtspiel-Premiere von Beginn an für die Blauen. Es war ein Spiel mit einem enormen Spektakel drumherum, doch es sollte sich zum Leidwesen der Löwen alles anders als erhofft entwickeln: Früher Rückstand, Doppelschlag noch vor der Halbzeit-Pause, fertig war der standesgemäße BVB-Erfolg.
Als der Pausenpfiff ertönte, war Lannert schon längst nicht mehr auf dem Rasen. Ausgewechselt, die Höchststrafe. Der Verler Dauerbrenner (37 Einsätze in der Vorsaison über 90 Minuten) lag während der Sommerpause aufgrund einer Corona-Infektion flach.
Beim Drittliga-Auftakt bei Dynamo Dresden (4:3) entschied sich Trainer Michael Köllner vor Jungspund Leandro Morgalla (17) anstelle des erfahreneren Rechtsverteidigers, weil er laut Köllner im Vergleich der aggressivere Typ sei. Lannert dagegen sei der offensivstärkere, feinere Fußballer.
Gegen den BVB half's alles nichts: Lannert, der endlich als einer von elf Starter-Löwen auf dem Aufstellungsbogen stand, sah beim 0:1 von Donyell Malen alles andere als gut aus und musste aufgrund von akuter Gelb-Rot-Gefahr rekordverdächtig schnell schon wieder vom Feld.
Seine ersten drei auffälligen Szenen 2022/23: das 0:1 durch Malen nicht verhindern können (8.), Verwarnung kassiert (12.), gegen Abwehr-Talent Niklas Lang ausgewechselt worden (20.). "Dann kommt noch der zweite Wechsel dazu, weil Chris Lannert Gelb-Rot gefährdet ist", erklärte Köllner, der dazu den verletzten Marcel Bär vom Feld nehmen musste,
Köllner über Pokal-Aus gegen BVB: "Von der ersten Minute an hat man ein Klassenunterschied gesehen"
Nun steht Sechzigs Übungsleiter vor der Frage: Lannert die Stange halten oder wieder eine andere Lösung anstreben? Fairerweise muss man festhalten, dass es sämtlichen 1860-Kollegen gegen den BVB nicht viel besser erging als ihm. "Von der ersten Minute an hat man ein Klassenunterschied gesehen", meinte Köllner über das Wirken seines Kollektivs gegen übermächtige Dortmunder.
Willsch oder Lang statt Lannert gegen Oldenburg?
Der Löwen-Trainer könnte also dafür sorgen, dass Lannert direkt im Heimspiel gegen den VfB Oldenburg am Samstag (14 Uhr live bei Magenta Sport und im AZ-Liveticker) gegen einen deutlich schwächeren Gegner seine Bewährungschance erhält.
Mit Yannick Deichmann bietet der Köllner den Stamm-Rechtsverteidiger der Vorsaison bekanntlich dort auf, wo er eigentlich hingehört: im offensiven Mittelfeld.
Blieben als Lannert-Alternativen Leistungsträger Marius Willsch, der nach seiner langwierigen Schambeinentzündung aber noch längst nicht bei 100 Prozent ist oder einmal mehr Lang, der gegen den BVB eingewechselt wurde.
Lannert wäre jedenfalls zu wünschen, dass er bald seine Chance auf Wiedergutmachung erhält - sonst würde sich der Neu-Löwe wohl recht lange und auf eher unschöne Art und Weise an seine ersten Fußspuren seit seiner Rückkehr erinnern.