TSV 1860: Bernhard Winkler über Spiel gegen Schweinfurt
München - Der 51-jährige Bernhard Winkler spielte von 1993 bis 2002 beim TSV 1860, erzielte in 217 Einsätzen 93 Tore. 1989/90 war er beim FC Schweinfurt aktiv. Am Samstag treffen die beiden Teams aufeinander.
AZ: Herr Winkler, am Samstag trifft der TSV 1860 auf den 1. FC Schweinfurt – Herzensklub gegen Ex-Verein. Da dürften Erinnerungen wach werden, schließlich haben Sie Sechzig damals auf Seiten des 1. FCS den Aufstieg vermasselt.
BERNHARD WINKLER: Es war eine super erfolgreiche Zeit in Schweinfurt (1989-90, d. Red). Wir waren damals alle Amateure und konnten uns trotzdem gegen die Profis von 1860 durchsetzen: Wir waren vom ersten bis zum letzten Spieltag Erster, dann kam es am letzten Spieltag im Grünwalder Stadion zu diesem legendären Showdown gegen die Löwen – und wir haben beim 3:3 den benötigten Punkt geholt. Ich bin Torschützenkönig geworden, wir sind in der Relegation in die Zweite Liga aufgestiegen. Damals hat alles gepasst, das war einfach eine geile Truppe.
Ihr Trainer damals: Werner Lorant, der Sie aus Heidingsfeld nach Schweinfurt holte.
Ja, wobei ich sagen muss: Bei Heidingsfeld, wo er Spielertrainer war, konnte man ihn nicht gerade meinen Förderer nennen. Ich kam frisch aus der Jugend, und Lorant sagte: "Mit so einem Jungen kann ich nix anfangen – der soll in der Zweiten spielen." Erst in Schweinfurt hatte er großen Anteil an meiner Entwicklung.
Danach wollten die Löwen Sie verpflichten, doch Sie entschieden sich anders.
Ja, Sechzigs Trainer Karsten Wettberg wollte mich holen. Aber ich hatte ein Angebot vom 1. FC Kaiserslautern. Mit 24 zu einem Erstligisten, das musste ich einfach versuchen. Ich bereue es auch nicht, schließlich bin ich mit Lautern Meister geworden. Wenn ich ehrlich bin: Hätte ich mich dort als Stammspieler durchgesetzt, vielleicht wäre ich dann nie zu 1860 gewechselt.
Ein Wiedersehen mit Lorant gab es schließlich – zum Glück für die Löwen – dennoch, als Sie in die Bundesliga durchmarschierten und insgesamt in 217 Spielen 93 Tore für 1860 schossen.
Das war eine prägende und schöne Zeit, die für meinen engen Bezug zu 1860 verantwortlich ist. Ich bin sehr stolz darauf, diesen Durchmarsch mitgestaltet zu haben. Lorant hat da wirklich alles aus uns rausgeholt. Es weiß ja jeder, wie er tickt: Er hat keinen in Watte gepackt (lacht). Ich war da auch kein Liebling, er hat alle gleich behandelt. Entscheidend war, was sportlich rauskam – und das hat immer gepasst.
Sechzig gegen Schweinfurt, am Samstag steigt das Spitzenspiel – nur leider in der falschen Liga, oder?
Ich hätte nie gedacht, dass man sich in der Regionalliga trifft. Ich hoffe neben 1860 auch für Schweinfurt, dass sie es mit diesem starken Umfeld und einem guten Stadion wieder nach oben schaffen.
Schweinfurts Trainer Gerd Klaus hat den Zweikampf um die Meisterschaft schon vor dem Duell für beendet erklärt.
Ach, das sind nur kleine Spielchen, kleine Scharmützel. Er will die Favoritenrolle ganz klar an 1860 schieben, wo sie ja ist. Es ist ein absolutes Spitzenspiel, keine Frage. Es wird aber noch keine Entscheidung fallen, die Saison ist noch lang.
Der letzte Satz könnte auch von Trainer Daniel Bierofka stammen, der stets die Euphoriebremse zu treten pflegt.
Das ist ja auch verständlich. Dass es kein Selbstläufer wird, ist klar. Aber wir haben bei 1860 Profibedingungen, einen überdurchschnittlichen Kader, der auch in der Breite sehr gut aufgestellt ist. Und tausende Fans, die das Ganze begleiten. Biero weiß ja auch: Sechzig ist eben leider der Favorit.
Ihr Tipp für Sonntag?
An einem guten Tag kann Schweinfurt die Sechzger auch mal schlagen. Wie sagt man so schön: Die Tagesform entscheidet. Ich glaube aber an ein 2:1 für die Löwen.
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