TSV 1860: Benny Lauth - Löwe und Adler

München - Benny Lauth hatte in der vergangenen Saison einen Lauf. Vor allem im Spiel gegen den FC Bayern, beim hochdramatischen 5:4 im Mai. Zwei Tore schoss er, ein Doppelpack, der ihm auch gegen den FC Kosova glückte, gegen Thalkirchen und den NK Dinamo. Nur in den beiden Spielen gegen Höhenkirchen traf er insgesamt nur einmal, Höhenkirchen, das war so etwas wie ein Angstgegner für Benny Lauth – mit dem FC Unterföhring in der Oberliga Senioren A.
Benny Lauth, eine Löwen-Legende, der bislang letzte Spieler, den der TSV 1860 für die deutsche A-Nationalmannschaft stellen durfte, 2004 war das gegen Kroatien in seinem fünften und letzten Länderspiel – als Sechzig noch in der Bundesliga kickte. Lang ist's her.
In der Jugend war Benjamin Lauth ein begnadeter Skifahrer, er schaffte es in den Nachwuchskader des Deutschen Skiverbands, eine kleine Parallele zu Bastian Schweinsteiger, seinem alten Kumpel, der von Benjamins Heimatort Fischbachau gesehen drüberhalb vom Wendelstein groß wurde, hinterm Tatzelwurm in Oberaudorf. Beide entschieden sich für den Fußball. Und beide lieferten sich später noch erbitterte Duelle. An der Playstation-Konsole, auch da spielten sie eher FIFA. Weniger Ski Alpin.

Lauth wurde im Oly zum Fanliebling
1992 war Lauth aus Fischbachau in die D-Jugend der Löwen gekommen, durchlief alle Stationen bei den Junioren, zehn Jahre später gab er sein Bundesliga-Kurzdebüt, am letzten Spieltag, drei Minuten beim 4:2 in Gladbach. In der folgenden Saison glückte ihm der Durchbruch mit 13 Toren in 32 Spielen, Lauth wurde im Olympiastadion zum Publikumsliebling. Unvergessen sein Spiel gegen Bochum im Herbst 2003, beim 3:1 erzielte er in der zweiten Halbzeit einen Hattrick – und dabei auch das 1000. Bundesliga-Tor des Löwen.

Doch dann ging es für Sechzig in die Zweite Liga und für Lauth nach Hamburg. Durchsetzen konnte er sich beim HSV genauso wenig wie in der Rückrunde 2007 beim neuen Klub in Stuttgart. Immerhin wurde er in dieser Saison Meister mit dem VfB. Glücklos auch seine Zeit danach in Hannover – bis er 2008 wieder zurückfand zu seiner alten Liebe, den Löwen. Und da lief es dann auch wieder. In einem Interview erklärte er später einmal, wie wohl er sich auch an den anderen Stationen gefühlt habe, wie wichtig es gewesen sei, die Heimat mal für eine andere Sicht zu verlassen, für einen neuen Horizont – und doch schien er sich nirgendwo sonst so wohl zu fühlen wie bei Sechzig.
Bei Sechzig fühlte sich Lauth am wohlsten
Auf die Frage, was für ihn typisch Münchnerisch sei, sagte Lauth: "Die Biergärten. Ob in Hamburg, Berlin oder sonstwo: Überall eröffnen die Leute heutzutage Biergärten, doch keiner erreicht nur ansatzweise die Atmosphäre der Münchner Biergärten. Diese Gemütlichkeit, diese Ruhe, diese Idylle inmitten der Großstadt – die kann es nur in München geben."
Sechs Jahre spielte Lauth noch für die Löwen in der Zweiten Liga, den 22 Toren in 61 Bundesliga-Spielen für die Blauen folgten in der Ära Lauth II 63 Treffer in 188 Partien, 2013 überholte er Bernhard Winkler als den besten Torschützen Sechzigs im Profifußball.
Sein Traum, die Löwen noch zum Wiederaufstieg zu schießen und nochmal in der Bundesliga aufzulaufen, erfüllte sich nicht mehr. "Ich kam 2008 hier her, um aufzusteigen, aber bisher kam immer was dazwischen. Ich habe Vertrag bis 2014. Bis dahin will ich mit 1860 in der Bundesliga", sagte er 2012. Daraus wurde nichts. Stattdessen entschied der Verein in Person des damaligen Sportdirektors Gerhard Poschner, den Vertrag über 2014 nicht mehr zu verlängern. Eine Entscheidung, bei der wie so viele bei 1860 die Fans eifrig darüber debattierten, ob es die richtige war oder ob man nicht doch noch hätte festhalten sollen an ihm.
Für Lauth folgte noch eine Kurzepisode bei Ferencvaros Budapest, 2015 beendete er seine Karriere. Natürlich verfolgte Lauth auch jüngst die aktuellen Entwicklungen bei seinem alten Verein, über den Rücktritt von Daniel Bierofka sagte er: "Dass so einer dann von sich aus aufgibt, sollte dem Letzten gezeigt haben, dass dort nicht viel rund läuft. Der schmeißt nur hin, wenn es wirklich nicht mehr geht."

Und Lauth selbst, einmal in offizieller Position bei den Löwen, ob er sich so etwas vorstellen könnte? 2017 hatte sich schon etwas angebahnt, als der neue Manager Ian Ayre ihn als Assistent holen wollte. Doch Ayre warf nach acht Wochen schon wieder hin, damit hatte sich auch das Engagement von Lauth zerschlagen. Nun sagte Lauth: "Wenn sich sowas ähnliches wieder ergibt und es für beide Seiten sinnvoll ist, bin ich dafür immer offen." Allerdings nur, wenn es passen würde, sagte er. Wenn Ruhe einkehrt. Und das kann beim Löwen noch lang dauern.
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