TSV 1860: Aus der Quarantäne in den Jetzt-erst-recht-Modus

Mit Löwen-Trainer Köllner und dem befreiten Quarantäne-Quartett muss gegen Zwickau ein Dreier her. Der Remis-Frust, ein Blitz-Comebacker und die Fans sollen helfen. "Jetzt ist ein Sieg Pflicht", sagt der Löwen-Coach.
von  Matthias Eicher
Die Corona-Quarantäne hat er überstanden, jetzt will er mit den Löwen die Hürde Zwickau nehmen: Coach Michael Köllner.
Die Corona-Quarantäne hat er überstanden, jetzt will er mit den Löwen die Hürde Zwickau nehmen: Coach Michael Köllner. © sampics / Stefan Matzke

München - Was müssen es für unermessliche Qualen gewesen sein für Michael Köllner, zuhause auf seiner Couch. Eingekerkert in den eigenen vier Wänden. Fußball übers Fernsehen. Für Köllner eine Qual...

"Es gibt fast keinen Begriff dafür, wie unangenehm das ist: Du sitzt fünf Tage zuhause und dein Radius bewegt sich zwischen Balkon, weil zum Glück das Wetter schön war, Wohnzimmer, Schlafzimmer und Esszimmer. Das war moderne Haft, wenn du nicht raus darfst. Ich glaube, im Gefängnis ist es teilweise auch nicht anders", klagte Köllner über jene Corona-Quarantäne, die ihn und ein Quartett seiner Spieler rund um das 1:1 beim Halleschen FC vergangenes Wochenende in ihren Freiheiten und der Ausübung ihres Jobs beschnitten hatte: "Ich wünsche keinem, seine eigene Mannschaft am TV anschauen zu müssen."

Der TSV 1860 muss gegen Zwickau wieder gewinnen

Erfreut über die wiedergewonnene Freiheit schob Köllner hinterher: "Mit der eigenen Frau ein Spiel anzuschauen, ist auch nicht das Tollste - sie weiß alles besser." Dann lachte er schelmisch. Nun steht, nach der umjubelten Beendigung der Quarantäne, das Heimspiel gegen den noch sieglosen FSV Zwickau und seinen Torjäger-Oldie Ronny König an. Samstag, 14 Uhr, Grünwalder Stadion: In diesem Rahmen gilt für Köllner, seine Kicker und die Löwen am neunten Spieltag der Dritten Liga in vielfacher Hinsicht, was einen dreifachen Punktgewinn anbelangt: Jetzt erst recht!

"Keine leichte Aufgabe": Köllner warnt vor Zwickau

Die Post-Quarantäne-Lust: Köllner legte schon bei der Pressekonferenz am Freitag einen derart beseelten Auftritt hin, indem er nicht nur seine Überleitung zum Zwickau-Spiel fand ("Corona nervt, sprechen wir bitte endlich über Fußball!"), sondern schon die Medienwelt im Stile einer Kabinenansprache packen wollte: "Klar haben wir uns in Halle alle mehr gewünscht in Überzahl, aber wir haben noch einen Punkt geholt und es in Überzahl auch nicht schlecht gespielt. Wenn ihr euch erinnert, wie viele Konter wir früher in Überzahl zugelassen haben: Diesmal war das nicht der Fall. Natürlich ist vorne leider auch keiner mehr reingegangen", meinte Köllner und ergänzte über den Gegner: "Es wird keine leichte Aufgabe, sie waren zuletzt immer nahe dran an einem Sieg und haben ihre Spiele durch dumme Fehler aus der Hand gegeben. Wir brauchen jetzt auch nicht hergehen und sagen: Zwickau ist übermächtig. Aber wir wissen: Jetzt ist ein Sieg Pflicht!"

Zwickau und 1860 sind die Remis-Könige der Liga

Der Remis-Frust: Gleich fünf Mal musste sich 1860 die Punkte teilen. Wie Zwickau. "Jetzt müssen wir schauen, dass wir endlich statt einem Unentschieden wieder drei Punkte holen. Frag nach bei Zwickau, die haben auch fünf Unentschieden!", wusste Köllner und forderte, alles für einen Dreier in die Waagschale zu werfen. Gewiss auch Remis-Frust.

Der vergrößerte Personal-Pool inklusive Blitz-Comebacker: Neben Köllner kehrt auch das Startelf-Trio Yannick Deichmann, Phillipp Steinhart, Quirin Moll Sowie Edeljoker Keanu Staude zurück, die nicht nur "unglaublich froh" über die wiedergewonnene Freiheit seien. Die vier Spieler, mit denen Köllner ein tägliches Quarantäne-Workout per Zoom absolviert hat, verschaffen dem TSV wieder deutlich mehr Möglichkeiten. Selbst Marcel Bär könnte laut Köllner trotz Schulterverletzung eventuell sein Blitz-Comeback geben."

Der fünfstellige Fan-Support: 500 Tickets waren Stand Freitag noch zu haben, bis zum Zwickau-Spiel aber sollten sie allesamt vergriffen sein. Köllner über die satte Zahl von 10.000 Fans, die 1860 zum Sieg pushen können: "Es ist super, dass wieder so viele Fans ins Stadion dürfen." Es sei "Sechzigs Normalität, dass unser Stadion ausverkauft ist. Ich hoffe sehr, dass wir das schnell wieder erleben dürfen." Genauso wie die kürzlich eingeschränkte Freiheit - und einen Sechzger-Sieg.

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