TSV 1860: Auf der Suche nach dem gemeinsamen Nenner

München - Siegen oder Frust schieben? Weiterentwickeln oder von vorne anfangen?Zusammenarbeiten oder doch wieder streiten? Die Löwen stehen derzeit mal wieder – und in vielerlei Hinsicht – am Scheideweg.
Geht etwas voran bei Sechzig? Auf dem grünen Rasen empfängt der Drittliga-Neunte am Samstag im heimischen Grünwalder Stadion den formstarken Chemnitzer FC (14 Uhr im AZ-Liveticker). "Es wird eine schwere, aber lösbare Aufgabe", sagte Trainer Michael Köllner über die "Herausforderung" Chemnitz, die nach dem 1:1 gegen den 1. FC Magdeburg und schon dem vierten Remis in Folge endlich wieder siegreich gemeistert werden soll. Und wie?
Gelingt die Rückkehr auf die Erfolgsspur?
"Es sind immer dieselben Themen, die wir verbessern müssen: Wir müssen qualitativ besser werden", sagte Köllner: "Im Spielaufbau, im Konterspiel. Gegen den Ball arbeiten wir gut, aber gegen Magdeburg waren wir einige Male zu fahrlässig." Weil sich die Punkteteilungen laut mehreren Spielern zuletzt wie Niederlagen angefühlt hätten, gibt es gegen Chemnitz nur zwei Möglichkeiten: Biegen die Giesinger wieder auf die Erfolgsspur ein – oder bleibt einmal mehr der Ärger über liegengelassene Punkte?
In vereinspolitischer Hinsicht hat sich in der vergangenen Woche nur eines getan: Torhüter Marco Hiller hat seinen auslaufenden Vertrag verlängert, nach AZ-Informationen bis 2022. "Ich bin froh, dass Marco verlängert hat", erklärte Chefcoach Köllner, relativierte aber: "Für mich stand es nie infrage, dass er nicht im Verein bleiben wird. Er steht für den Weg eines Junglöwen, der sich bei den Profis durchsetzt."
Der 50-Jährige weiß: Die ungleich schwereren Aufgaben sind es, teurere Schlüsselspieler wie Torjäger Sascha Mölders, Spielmacher Efkan Bekiroglu oder Defensiv-Allrounder Tim Rieder zu halten – oder adäquat zu ersetzen.
Gorenzel mit Schweigegelübde
Auffällig: Sport-Geschäftsführer Günther Gorenzel hat sich ein Schweigegelübde auferlegt. Seit der Pressekonferenz von Geschäftsführer-Kollege Michael Scharold und der AZ-Berichterstattung über Hauptsponsor "die Bayerische", der auf die Erlöse des Weiterverkaufs von Marin Pongracic (1,5 Millionen Euro) als Sicherstellungen pocht, hat sich der Österreicher nicht nur auf den PKs mit Köllner rar gemacht.
Er gibt auch keinerlei Stellungnahmen ab. Während Präsident Robert Reisinger kürzlich öffentlich erklärte, die Profimannschaft hätte einen Etat von 3,5 Millionen zur Verfügung, lautete die letzte Wasserstandsmeldung von Gorenzel: Es stehen nach wie vor nur knapp drei Millionen zur Verfügung. Nach AZ-Informationen finden derzeit im Hintergrund Gespräche statt.
Ob sich alle Beteiligten zum Wohle der Löwen und der Weiterentwicklung der aktuellen, intakten Mannschaft zusammenraufen?
Findet man den kleinsten gemeinsamen Nenner?
Investor Hasan Ismaik, oder vielmehr dessen PR-Maschinerie, bestückt die Sozialen Medien derzeit nur mit kurzen, sportlichen Botschaften. Reisinger und Co. haben sich im Vereinsmagazin "Sechzger" umso umfangreicher zu Wort gemeldet: Die Oberlöwen loben darin die fortschreitende Restrukturierung der KGaA, das Wirken von Berufsoptimist Köllner und die Nachwuchsarbeit. Zudem beschäftige man sich mit "der Veränderung von Kostenstrukturen und Geschäftsprozessen, neuen Partnerschaften und Kooperationen und mit alternativen Finanzierungswegen für den Profifußball", heißt es.
Konkrete Informationen hierzu, etwa über die angestrebte Kapitalerhöhung, sind nicht herauszulesen. Die "vermeintlichen Unklarheiten und Streitigkeiten zwischen den Gesellschaftern" würden "letztlich auf unterschiedlichen strategischen Interessen" beruhen.
Die Crux ist es also einmal mehr, trotz teils gegenläufiger Interessen einen kleinsten gemeinsamen Nenner zu finden. Welchen Weg die Löwen demnächst wohl einschlagen werden?
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