TSV 1860: 18 Verträge laufen aus, Sportchef dringend gesucht – doch die Löwen-Bosse werden sich nicht einig

München - Neuzugänge holen, Spieler abgeben, Junglöwen hochziehen – einen schlagkräftigen Kader zusammenbauen. Das sind, ganz grob umrissen, die Aufgaben eines Sportchefs beim TSV 1860 vor und in der Sommer-Transferperiode.
Diesen Job haben, nach dem Abschied von Sport-Geschäftsführer Günther Gorenzel und in Ermangelung eines Nachfolgers, hauptsächlich Trainer Maurizio Jacobacci, Finanz-Geschäftsführer Marc-Nicolai Pfeifer und Chefscout Jürgen Jung übernommen. Nun steht, langsam aber sicher, das Winter-Transferfenster an. Einziges Problem: Der TSV 1860 hat immer noch keinen neuen Sportlichen Leiter.
TSV 1860: Verlaat, Rieder, Zejnullahu ohne Vertrag am Saisonende
Ein Problem, das nachhaltige Konsequenzen haben könnte. 18 Bestandsverträge laufen insgesamt im Sommer 2024 bei den Sechzgern aus: darunter der neue Alpha-Löwe und Leistungsträger Jesper Verlaat, Routinier Tim Rieder, die Mittelfeld-Antreiber Manfred Starke oder Eroll Zejnullahu bis hin zu Sturm-Bulle Fynn Lakenmacher.
Man könnte jede Position durchgehen: In allen Mannschaftsteilen würden sie geradezu davon purzeln, würden die Giesinger nicht auf die Idee kommen, ihr (brauchbares) Spielermaterial zu verlängern. Doch nicht nur das: Langsam aber sicher muss sich der TSV Gedanken über den ein oder anderen Winter-Transfer machen, andererseits hätte man die Gelegenheit, den ein oder anderen Akteur abzugeben. Aufgrund der Vielzahl an Herausforderungen fragt sich auf Giesings Höhen: Wer hat hier einen Plan bei den Löwen?
1860-Coach Jacobacci: "Wir sind dran, Marc Pfeifer ist dran"
"Die Leute im Verein wissen, dass wir eine zusätzliche Person in diesem Bereich brauchen. Wir sind dran, Marc Pfeifer ist dran", sagte Cheftrainer Maurizio Jacobacci am Dienstag über die weiß-blauen Zukunftsplanungen, eng gekoppelt an die Frage nach einem neuen Sportchef. Jacobacci weiß um die Notwendigkeit, einen neuen Fachmann zu verpflichten und lässt durchblicken, dass ihm dessen konkrete Berufsbezeichnung ziemlich egal ist: "Es geht darum, zuerst mal einen zusätzlichen Sportmanager, Sportchef, wie auch immer er heißen soll, an Land zu ziehen und gemeinsam was auf die Beine zu stellen."
Dabei ist die Lage nach AZ-Informationen weiter festgefahren. Pfeifers Kandidat Christian Werner steht nach wie vor bereit, um unter dem Finanzboss als Sportchef zu wirken. Die Gesellschafterseite von Investor Hasan Ismaik hatte die Personalie bekanntlich mitgetragen, ebenso wie Vizepräsident Hans Sitzberger, der sich prompt den Ärger seines Oberlöwen Robert Reisinger einhandelte und das Tischtuch zerschnitten zu sein scheint.
1860-Ikone Horst Heldt zog sein Interesse zurück
Präsident Reisinger seinerseits hatte dagegen mit 1860-Ikone Horst Heldt einen Löwen von Format als neuen Geschäftsführer Sport etablieren wollen, aber anfangs im Präsidium keine Unterstützung erhalten, bis Heldt geraume Zeit später nach einem Gespräch mit Ismaik-Statthalter Saki Stimoniaris sein Interesse zurückgezogen hat. Anhand der Personalie eines neuen Sportchefs musste sich Pfeifer schließlich von Reisinger vorwerfen lassen, die Nachfolge "gezielt verschleppt" zu haben, was Pfeifer vehement dementierte und inzwischen neben Sitzberger auch noch von Sechzigs Hauptsponsor "die Bayerische" und 18 Sponsoren Unterstützung erhalten hat.
Nun appelliert Jacobacci an beide Gesellschafterseiten, die Sportliche Leitung endlich wieder zu komplettieren: "Die Zeit ist sicher reif, dass man Nägel mit Köpfen machen kann. Es wäre sicher von Vorteil, wenn jetzt jemand kommen könnte und wir das gemeinsam vorantreiben könnten." Schließlich weiß der 60-Jährige um die Konsequenzen: Das Kompetenzteam Kaderplanung der Blauen um Jacobacci und Pfeifer, das der Sommer-Transferperiode von Vereinsseiten für angebliche Ungereimtheiten massiv attackiert, müsste wieder tätig werden. "Wir sind nicht auf den Kopf gefallen", erklärt der Schweizer und schiebt hinterher, dass man sich "Gedanken" mache: "Wo können wir uns verbessern? Wo hat man Bedarf? Wie sieht es mit dem bestehenden Kader aus? Welche Spieler sind vielleicht unzufrieden?"
1860-Bosse bei Sportchef-Frage uneins
Nun ist davon auszugehen, dass die (verbleibende) Sportkompetenz bei Sechzig durchaus zu der ein oder anderen richtigen Transfer-Entscheidung oder Vertragsverlängerung wie Anführer Verlaat in der Lage wäre. Doch eigentlich sind sich bei Sechzig alle einig: Ein neuer Fachmann muss her. Dumm nur, dass sich die zerstrittenen Gesellschafter in der Sportchef-Frage derart uneinig sind, dass ein Kompromiss unmöglich scheint. Jacobacci weiß gewiss, dass er wohl nicht noch eine Übergangssaison überstehen würde, sollte er in dieser explosiven Giesinger Gemengelage überhaupt so lange Sechzger-Trainer sein.
Aber die Löwen wären nicht die Löwen, wenn sie nicht doch noch irgendwie eine Lösung finden würden – so unverhofft wie sie auch den ein oder anderen Transfer-Coup in ihrer traditionsreichen Vergangenheit an Land gezogen haben.