Tschauner: "Bei 1860 gibt es nur Schwarz oder Weiß"

Hier spricht Ex-Löwe Philipp Tschauner über seine Freundschaft zu Benny Lauth – und erklärt die Faszination des FC St. Pauli
AZ: Philipp Tschauner, Sie werden am Samstag 27 Jahre alt. Die perfekte Möglichkeit, sich selbst zu beschenken: durch einen Sieg beim Ex-Klub.
PHILIPP TSCHAUNER: Natürlich kann ich mir das Geschenk machen. Dafür liegt allerdings noch sehr viel Arbeit vor uns und mir. Wir müssen erst einmal die Form der zweiten Halbzeit gegen Dresden erreichen, als wir den Rückstand drehten (St. Pauli gewann mit 3:2 nach einem 0:2-Rückstand, die Red.). Aber klar: Ziel ist es, Punkte aus München mitzunehmen.
Ein spezielles Spiel für Sie in doppelter Hinsicht.
Klar, es ist wirklich ein besonderes Spiel für mich. Letztes Jahr war ich beim Spiel in München verletzt, da war es ein total komisches Gefühl in der Arena zu sein und auf der Tribüne zu sitzen. Jetzt überwiegt einfach die Vorfreude, auf dem Platz zu stehen und diese Gefühle zu erleben, die sich dort entwickeln. Für mich ist es ein Wahnsinnsspiel!
Und anschließend wird auf den Geburtstag angestoßen…
Viele Freunde sind dort, mit denen ich im Stadion nachher ein wenig feiern werde, abends fahre ich dann in die Heimat nach Nürnberg zu meiner Familie.
Aber ein Bier mit Benny Lauth, einem Ihrer besten Freunde, ist doch bestimmt möglich.
Vielleicht treffen wir uns ja sowieso bei der Dopingprobe, dann können wir dort anstoßen (lacht). Aber ich werde auch so nach dem Spiel in die Kabine der Löwen gehen.
Haben Sie im Vorfeld der Partie viel mit Lauth geflachst?
Der Kontakt ist während der letzten Tage intensiver geworden. Es ging die eine oder andere SMS wegen des Spiels hin und her.
Sportlich läuft es auch bei St. Pauli nicht so wie vorgestellt.
Wir hatten einen großen Umbruch im Sommer, haben mehr als zehn neue Spieler bekommen. Es wird dann schwierig, wenn du nicht von Anfang an Erfolge einfährst. Seit dem Trainerwechsel (Michael Frontzeck kam für André Schubert, d. Red.) haben wir eine neue Mentalität in der Mannschaft und haben zwei ordentliche Spiele absolviert. Die Situation ist immer noch kritisch, die Tabelle nicht so, wie sie sein sollte.
Welche Mannschaft steht denn mehr unter Zugzwang?
Der Hauptdruck liegt bei den Löwen. In München wird erwartet, dass 1860 34 Spiele an der Tabellenspitze stehen. Dort gibt es nur Schwarz oder Weiß. Somit wird es ein prekäres Spiel. Wenn du oben mitspielen möchtest, darfst du dir keine Negativserien erlauben.
Freuen Sie sich auf das Wiedersehen mit Löwen-Trainer Reiner Maurer? Unter ihm lief es damals bei den Löwen für Sie ja nicht optimal. Sie kamen kaum zum Einsatz.
Ich bin immer gut mit ihm zurechtgekommen, auch wenn es nicht optimal lief. Aber ich bin sicherlich kein Trainer-Rebell. Maurer ist ein richtiger Sechzger, man merkt, dass er für den Verein lebt und er versucht, dies auf die Mannschaft umzumünzen.
Moritz Volz, der vor der Saison von St. Pauli zu den Löwen wechselte, sagte, dass er am meisten das Millerntor vermisse. Die Löwen würden lieber heute als morgen ein eigenes Stadion bauen.
Das Millerntor ist von der Atmosphäre her einzigartig in Deutschland. Bei jedem Heimspiel bekomme ich Gänsehaut, vom ersten bis zum letzten Fangesang. Es ist aber auch etwas Besonderes, wieder in der Allianz Arena in München zu spielen. Jedoch ist es wirklich schon traurig, dass das Stadion derzeit nur so schwach gefüllt ist. Zu meinen ersten Jahren bei Sechzig waren stets 40000 Zuschauer da, dann ist es dort der Wahnsinn. Man sieht, was für ein Potential da wäre. Im Moment müssen die Löwen damit einfach klarkommen.