Tschau, Sechzig!

Löwen-Keeper Philipp Tschauner patzt beim Pokal-Aus drei Mal: „Das schlimmste Spiel meiner Karriere!“
HAMBURG Da ging er, der Verlierer des Tages. Philipp Tschauner verzichtete auf den obligatorischen Gang in die Kurve. Stattdessen holte er sich das Trikot von Ivica Olic. „Ich bin zu ihm gegangen und habe gesagt: Ich habe dir quasi das Spiel geschenkt, nun kannst du mir dein Trikot schenken.“ Der Kroate hatte Mitleid – und der traurige Löwen-Torwart beim Marsch aus dem Stadion das Trikot jenes Mannes an, der ihm „das schlimmste Spiel meiner Karriere“ beschert hatte.
1:3 hatten die Löwen das Pokal-Achtelfinale beim Hamburger SV verloren. Zu hoch. An allen drei Gegentoren war der Keeper beteiligt. Drei Mal hatte er gepatzt. Er selbst war es, der die Pannen auflistete. „Beim ersten Tor muss ich den Ball weghauen, beim zweiten darf er aus diesem spitzen Winkel gar nicht rein und das dritte haue ich mir quasi selbst rein. Normalerweise muss ich alle drei Bälle haben“, bilanzierte der sichtlich frustrierte Torwart. Etwas zu beschönigen, wäre auch überflüssig gewesen. In allen Punkten lag der 23-Jährige mit seiner Analyse richtig.
Für Tschauner war es denn auch kein Trost, dass Trainer Marco Kurz ihn dennoch verteidigte. „Das erste Tor, das war unser aller Fehler. Das zweite Tor? Gut... Aber das dritte, das war ein Flatterball. Das ist eine Hallo-Wach-Aktion fürs Wochenende.“ Für das Heimspiel am Sonntag (14 Uhr, Premiere live) in der Allianz Arena gegen Freiburg. Kurz weiter: „Philipp ist eben ein junger Torwart, der seine Erfahrungen machen muss.“
Beruhigend für ihn, dass er trotz seines schwarzen Tages beim HSV gegen die Badener wieder im Löwen-Tor stehen darf. Denn daran ließ Kurz keinen Zweifel. „Es wird nun auf keinen Fall eine Torhüterdiskussion geben“, erklärte der 1860-Cheftrainer, „das wäre ja auch komplett falsch. Das ist ein Lernprozess.“ Der Keeper selbst will sich auf seine Art für das Vertrauen bedanken: „Es ist mein Charakter, dass ich nun mehr arbeiten werde – und muss.“ Einen simplen Tipp erhielt er auch noch beim Weg in die Katakomben. Dort stand HSV-Torwarttrainer Claus Reitmaier, sein früherer Coach bei der U21. „Der Claus hat zu mir gesagt: ,Schnell abhaken, dieses Spiel!’“ Daran wolle er sich halten, so Tschauner. „Heute muss ich die Schuld auf mich nehmen. Das waren alles individuelle Fehler, die so nicht passieren dürfen“, sagte er, „ich muss mich bei der Mannschaft entschuldigen, die alles gegeben hat.“
Und Kurz wollte seinem Torwart ohnehin nicht die Alleinschuld am K.o. geben. „Man hat gesehen, dass die Qualität beim HSV einfach höher war. Außerdem war die Fehlerquote bei uns zu hoch – nicht nur in der Defensive, sondern auch in der Offensive.“ Und so konnte sich Stefan Reuter zumindest mit der Einnahme trösten. „Gut, wir wir haben blöde Tore kassiert“, sagte der Sportdirektor, „aber wir haben mit diesem Spiel rund 300000 Euro kassiert.“ Für den Pokal aber gilt: Tschau, Sechzig!
jos, og.