Trotzreaktion? Trauerspiel! Halle-Pleite beendet endgültig die Aufstiegsträume des TSV 1860
München – Stöpsel ins Ohr, Mikro an den Mund und los: Sascha Mölders marschierte diesmal schon vor dem Anpfiff auf den Rasen. Und zwar in Zivil. Der geschasste Ex-Kapitän der Sechzger feierte sein Comeback als TV-Experte. Und was für eines, denn ein Glücksbringer war der 36-Jährige nicht: Er sah die Löwen schon wieder versagen.
"Man kann es nicht mit Worten beschreiben, wieder hier zu stehen ist Wahnsinn. Fußball riechen im Grünwalder Stadion, sehr schön", meinte Mölders noch vor dem Flutlicht-Duell TSV 1860 gegen den Halleschen FC. Nach dem 0:2 (0:0) gab es nicht viel schönzureden: Jan Shcherbakovski (53.) und Michael Eberwein (62.) sorgten dafür, dass die Löwen am Ende dieses feucht-kalten Abends dastanden wie begossene Pudel. "Wir haben, glaube ich, schon ein gutes Spiel gemacht", meinte Trainer Michael Köllner: "Wir haben lediglich die Chancen nicht verwertet." 1860 habe "ein deutlich besseres Gesicht gezeigt als am Mittwoch." Eine Meinung, die der Chefcoach nicht mit allzu vielen Sechzger-Anhängern teilen dürfte...
Pfiffe zur Halbzeit für 1860
Die Löwen, wieder mit Abwehrchef Stephan Salger, Merveille Biankadi und Fabian Greilinger in der Startelf, begannen sichtlich engagiert. Wie am Schnürchen lief der Ball aber auch diesmal nicht, zu verunsichert zeigte sich der TSV. "Das Heft des Handelns in die Hand zu nehmen", hatte Sport-Boss Günther Gorenzel gefordert. Dieser Plan gelang zu Beginn nur selten. Und wenn, dann nur bis zur Strafraumgrenze. Fazit der aktionsarmen Anfangsphase: Halle tauchte etwas öfter vor dem Kasten auf, kein Team hatte echte Großchancen. Nur ein Warnschuss von Yannick Deichmann: verzogen (14.).
Schon in den ersten 45 Minuten ging mehrfach ein Raunen durch die nicht vollbesetzten Ränge im Grünwalder (6.100 Zuschauer). Technische Fehler, falsches Timing, Fehlpässe in die Spitze: 1860 agierte schon wieder zu fahrig, um einen gut gestaffelten Gegner in die Knie zu zwingen. Immerhin: In der Defensive brannte trotz einiger Wackler zunächst nichts an. Symptomatisch aber eine Szene, die man gemäß einer alten Fußballer-Weisheit schon in der E-Jugend anders lernt: Ein Einwurf von Greilinger weit zurück, der Salger in arge Bedrängnis brachte. Bitterer Lohn der Löwen-Mühen: Pausen-Pfiffe. Und Mölders knorrige Antwort auf die Frage, ob er noch Kontakt zu Köllner habe: "Nein."
Elfmeter für Halle eine Fehlentscheidung
Zu Beginn des zweiten Durchgangs setzte, wie schon kurzzeitig beim Anpfiff, ein fieser Nieselregen ein. Richy Neudecker trotzte den Widrigkeiten und marschierte durch den Strafraum, doch einmal mehr kam der Querpass nicht an den Mann. Halle machte es streng genommen auch nicht viel besser. Bis zum wuchtigen Nachschuss von Shcherbakovski, dem der Ball mit Glück vor die Füße fiel. Schon der nächste "Schlag", wie von Gorenzel kürzlich in den Mund genommen, der saß.
Kurios: Erst dieser Rückschlag erweckte, zumindest für einige Augenblicke, den Löwen in den Spielern der Sechzger. In einer viel zu kurzen starken Phase rutschte Biankadi an einem Lex-Pass vorbei (56.), ein Neudecker-Freistoß landete in den Armen von Schreiber (60.). Weil Semi Belkahia zwar klar den Ball, aber auch ein bisserl Gegner traf, zeigte der Schiedsrichter unter Protesten der Giesinger auf den Punkt. Tendenz: Fehlentscheidung. Die zweite Pleite in Serie besiegelte das trotzdem.
Und wie lautet das Mölders-Fazit über sein Comeback der anderen Art? Die 1860-Pleite bedauerte er freilich, doch es soll nicht seine letzte Fahrt an die alte Wirkungsstätte gewesen sein: "Irgendwann will ich hier wieder zurückkehren. Ich liebe den Verein." Ob er den Giesingern dann mehr Glück bringt?