Trotzige Löwen vor Bielefeld: „Feuer frei!“
Bringt ausgerechnet das Auswärtsspiel beim Tabellenersten die Wende? 1860-Trainer Ewald Lienen ist skeptisch.
MÜNCHEN Statt wie sonst üblich von den Nachwuchskickern beäugt zu werden, nahmen am Mittwoch die Sechzger- Profis selbst für einen Moment die Zuschauerrolle ein. Beim Dehnen blickten sie auf den Nebenplatz, wo das U14-Jugendteam der Löwen ein Punktspiel absolvierte. Und bei dem, was es dort zu sehen gab, dürften dem ein oder anderen Profi ein paar dunkle Gedanken an die mögliche eigene Zukunft gekommen sein. 1860 gegen SpVgg Unterhaching lautete die Paarung. Ein Duell, das es bald auch im Profifußball geben könnte: in Liga Drei.
Nach zwölf Spieltagen liegen die Löwen auf dem 15. Tabellenplatz, nur zwei Pünktchen trennen sie von der Abstiegszone, und für das Spiel am Freitag bei Tabellenführer Arminia Bielefeld (20.30 Uhr, Liveticker auf abendzeitung.de) fallen mit Peniel Mlapa, Kenny Cooper und Sandro Kaiser gleich drei Leistungsträger aus. Die Situation, in der sich der TSV 1860 befindet, ist – gelinde gesagt – schwierig. Und gleichzeitig doch auch ganz einfach. Das findet zumindest Alexander Ludwig: „Wir spielen jetzt gegen den Tabellenersten“, sagt der Mittelfeldspieler, „da kannst du befreit aufspielen. Feuer frei!“ Ein bisschen Ironie schwingt mit bei Ludwig, vor allem aber Trotz: „Jeder weiß, dass wir in den letzten Spielen nicht gerade eingebombt haben. Die Gegner halten sowieso nicht mehr viel auf uns. Was haben wir schon zu verlieren?“
Frei aufspielende Löwen also, die gegen den Tabellenführer die Überraschung schaffen? Auch Stefan Aigner ist zuversichtlich. Der 22-Jährige absolvierte in der Saison 2007/2008 fünf Bundesligaspiele für die Arminia, kennt das Team bestens. „Arminia hat gute Spieler“, sagt Aigner, „aber überragend sind sie nicht. Unser Ziel ist, dass wir drei Punkte holen.“
Optimismus beim TSV. Nur Trainer Lienen will nicht so recht an den Vorteil des Außenseiters glauben. „Dann hätten wir in den letzten Wochen schon oft einen Vorteil gehabt“, sagt er. Gute Laune macht dem Coach immerhin das sich lichtende Löwen-Lazarett. Hoffmann, Gvinianidze, Schäffler und Ignjovski, die zuletzt alle angeschlagen waren, konnten am Mittwoch wieder beschwerdefrei trainieren.
Ein Problem könnte sich allerdings auf der rechten Abwehrseite ergeben: Antonio Rukavina kehrt erst am Donnerstag von seiner Länderspielreise zurück. Der als sein Ersatzmann eingeplante Kaiser konnte die ganze Woche wegen „Unwohlseins“ (Lienen) nicht trainieren. Nutznießer der Situation könnte Florian Jungwirth sein.
Alexander Neumann