Traum vom Pokal-Wunder geplatzt: TSV 1860 gegen Borussia Dortmund chancenlos

Tapfere Löwen bekommen von Borussia Dortmund im DFB-Pokal eine Lehrstunde erteilt. Ex-Sechzger Stevic erklärt warum: "Der BVB hat eine Mischung aus Leichtigkeit und eigener Überzeugung."
von  Matthias Eicher
Der Anfang vom Ende der Pokal-Träume der Sechzger: Die Dortmunder schießen das vorentscheidende 2:0 durch Bellingham, Yannick Deichmann (l.) und Leo Morgalla sind bedient.
Der Anfang vom Ende der Pokal-Träume der Sechzger: Die Dortmunder schießen das vorentscheidende 2:0 durch Bellingham, Yannick Deichmann (l.) und Leo Morgalla sind bedient. © IMAGO/MIS

München - Auf in goldene Zeiten, auf zur Pokal-Sensation gegen den BVB! Hunderte Löwen marschierten vom Candidberg hoch ins Sechzgerstadion. "Einmal Löwe, immer Löwe", hallte darin so laut, dass es in den Ohren schmerzte. Die ganze Westkurve in grün-gold getaucht, die Ostkurve in schwarz-gelb.

Die Kulisse im Grünwalder Stadion war auf jeden Fall erstligareif: Die Sechzger-Fans pushen ihr Team - leider ohne Erfolg.
Die Kulisse im Grünwalder Stadion war auf jeden Fall erstligareif: Die Sechzger-Fans pushen ihr Team - leider ohne Erfolg. © IMAGO/foto2press

Die weiße Mähne von Kult-Trainer Werner Lorant, schon ewig nicht mehr hier gewesen, wehte durchs Sechzgerstadion. Der ZDF-Experte hieß Sven Bender, Ex-Löwe, Ex-Borusse und -Nationalspieler. 15.000 Fußball-Verrückte fragten sich auf Giesings Höhen: Hat Sechzig gegen den großen BVB wirklich eine Chance?

TSV 1860: Der Traum vom Pokal-Wunder währte nur acht Minuten

"Wenn dann heute im Grünwalder bei Flutlicht!", meinte Bender über die Pokal-Sensation des TSV 1860 gegen Bundesliga-Schwergewicht Borussia Dortmund. Als die Münchner Löwen ihre spektakulär-schöne Choreo auspackten, mochte man daran glauben. Doch die Hoffnungen, Träume, Wünsche, das Wunder möge wahr werden, währten nur acht Minuten lang. Zu klar war sie, die BVB-Übermacht bei Sechzigs 0:3-Pleite.

Donyell Malen war es, der die Elf von Edin Terzic mit einem Billard-Treffer in Führung brachte. Die Antwort der Sechzger-Anhänger? "Ole, Ole, Sechzig München, ole!" Die wackeren Löwen auf dem Rasen, mit Doppelspitze Marcel Bär und Fynn Lakenmacher sowie Neulöwe Chris Lannert als Rechtsverteidiger, aber ohne Semi Belkahia, der sich sein Knie im Abschlusstraining verdreht hatte, wehrten sich nach Kräften. Einzig: Sie reichten nur dazu aus, um die Borussen auf recht wackligen Beinen irgendwie vom eigenen Kasten fernzuhalten.

Torjäger verletzt: Bär muss schon nach 20 Minuten runter

In der 20. Minute der nächste Schock für den TSV: Top-Torjäger und 21-Tore-Mann Marcel Bär saß am Boden,musste gegen Albion Vrenezi ausgetauscht werden. Trainer Michael Köllner nahm den gelb-rot-gefährdeten Lannert gleich mit vom Rasen und brachte Niklas Lang. An den Kräfteverhältnissen sollte sich nicht viel ändern: Ein Doppelschlag von Jude Bellingham (31.) und Karim Adeyemi (35.) sorgte zwischen den drittklassigen Sechzgern und dem Champions-Lague-Teilnehmer für glasklare Verhältnisse.

Bitter, dass der dritte Treffer unter dem zuvor mehrfach überragend parierenden Torhüter Marco Hiller durchrutschte.

Sturm-Hüne Lakenmacher hat keine Chance gegen Süle

Doch kaum lieferten die Giesinger einmal einen brauchbaren Angriff über Joker Vrenezi und Yannick Deichmann, riss es die Weiß-Blauen auf den Rängen. Dumm nur, dass die Deichmann-Flanke Lakenmacher nicht fand. Und überhaupt: In den Reihen der Sechzger zwar ein wahrer Hüne, schaute der 1860-Neuzugang gegen Ex-Bayer Niklas Süle trotz gerade mal 22 Jahren ziemlich alt aus.

So wie alle Löwen trotz allen Kampfgeistes ziemlich indisponiert wirkten, als sie nach den ersten 45 Minuten in die Kabinen schritten. 14:0 Torschüsse, 70:30 Prozent Zweikämpfe und eine Passquote von 90 Prozent - an der Dominanz der Borussen war nicht zu rütteln. Das Fazit von Miki Stevic, der ebenfalls für beide Vereine aufgelaufen war: "Sechzig hat hoch angegriffen, wollten die Kulisse ausnutzen." Gelingen wollte dieser Plan nicht, denn: "Der BVB hat eine Mischung aus Leichtigkeit und eigener Überzeugung, sie können alle ihre Positionen tauschen."

Marco Hiller und Leandro Morgalla gegen Dortmund die besten Löwen

Kleine Löwen-Freuden in der Pause: "Wir würden nie zum FC Bayern geh'n", dröhnte der Kult-Song von den Toten Hosen aus den Boxen. Und was tat Terzic? Der brachte Weltmeister Mats Hummels, der auch mal bei Uli Hoeneß im Büro saß. Die Sprechchöre der Fans seien an dieser Stelle nicht detailgetreu überliefert. Schon sportlicher: "Hiller-Hiller", riefen sie, als ihr Keeper nach einem Fauxpas durch Jesper Verlaat im Eins-gegen-Eins-Duell Sieger gegen keinen Geringeren als Marco Reus blieb (60.).

Der 25-Jährige avancierte neben Juwel Leandro Morgalla zum besten Löwen, lenkte auch noch einen Hazard-Hammer über die Latte (80). Am Ausscheiden in Runde eins sollte es nichts mehr ändern - und an der Tatsache, dass die Giesinger nur gelb sahen an diesem Pokal-Abend.

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