Trainersuche: Mr. X und vier Schicksale
München - Die Lage ist verzwickt. Ein Trainer muss her. Und zwar so schnell wie möglich. Deshalb trafen sich TSV-1860 Straße.
Von 13 Uhr an ging es wieder um die Frage nach dem Nachfolger für den entlassenen Trainer Alexander Schmidt.
Dabei konnten die vier (wieder einmal) nicht viel anderes tun, als auf einen Anruf von Investor Hasan Ismaik zu warten. Der Jordanier wird am Ende über das Wohl und Wehe des neuen Trainers entscheiden. Und damit gleich über die Zukunft von einigen Verantwortlichen mit.
Auch wenn der Kapitän Guillermo Vallori die verzwickte Lage der Führungscrew durchaus verstehen kann: „Es ist schwierig. Wir müssen alle die Ruhe bewahren.” Geht es nach Noor Basha, passiert genau das: „Wir lassen uns Zeit.”
Die AZ zeigt, für wen der nächste Schuss dennoch sitzen muss – und warum.
Hasan Ismaik:
Natürlich muss der Investor nicht um seine Rolle bei den Löwen bangen. Weil er sich jetzt aber zum ersten Mal entscheidend in die Trainersuche einmischt, am Ende sogar den Daumen hebt oder senkt, wird die umstrittene Position von Ismaik nur dann gestärkt, wenn sich mit seinem Wunschkandidaten auch der Erfolg einstellt. Die Löwen-Fans werden jedenfalls genau hinschauen.
Gerhard Mayrhofer:
Der neue Löwen-Präsident hat sich am Samstag bei großen Teilen der Fans beliebt gemacht. Mit der schnellen Entlassung von Schmidt hielt er Wort, bei einem erkennbaren Negativtrend umgehend zu handeln. Bei der anschließenden Trainersuche glänzt Mayrhofer aber lediglich durch Abwesenheit. Seinen Dänemark-Urlaub setzt er unbeeindruckt fort und wird nicht vor dem 9. September zurück in München erwartet. Die Gespräche mit möglichen Kandidaten führten Schäfer, Hinterberger und Helfer. Auch wenn Mayrhofer ständig über die Vorgänge informiert wird, könnte ihm seine Abwesenheit bei einer neuerlichen Fehlbesetzung schnell negativ ausgelegt werden.
Robert Schäfer:
Der Geschäftsführer ist der Erste, der sich bei den Löwen mit Ismaik auseinandersetzen muss. Der den Ärger und die Launen des Investors abbekommt. Dazu kommt der gerichtliche Streit mit Ismaik-Cousin Noor Basha. Alles keine guten Voraussetzungen für eine langfristige Zukunft von Schäfer bei den Löwen. Zumal er sich im vergangenen November gegen den Willen von Ismaik für eine Verpflichtung von Schmidt starkmachte.
Ein Vorstoß, der letztlich erfolglos blieb – und Ismaik in seiner Meinung über den Geschäftsführer bestärkt haben dürfte.
Florian Hinterberger:
Seit 2011 ist der 54-Jährige Sportdirektor bei den Löwen. In seiner Funktion als Einkäufer konnte er bisher nur wenig wirklich sinnvolle Verstärkungen präsentieren – zuletzt immerhin Yannick Stark vom FSV Frankfurt. Das Team hat sich seit seinem Amtsantritt nicht erkennbar fortentwickelt.
Zwei Trainerentlassungen in zwei Jahren waren die Folge. Für Hinterberger muss der nächste Schuss sitzen.
Sonst könnte Ismaik auch auf der Position des Sportdirektors schnell handeln. Zumal der Sportdirektor dem Investor schon länger missfällt. „We need a new Sportdirektor”, hatte er unlängst gepoltert. Auch Schmidt war dem mächtigen Mann aus Abu Dhabi stets ein Dorn im Auge, seit Samstag ist er weg. Bekommt Hinterberger noch eine Chance? Wenn, dann ist es die letzte. Vor allem dann, wenn sein Wunschkandidat Friedhelm Funkel wirklich neuer Löwen-Coach wird.