Trainer Maurizio Jacobacci: Hilferuf an TSV-1860-Geldgeber Ismaik

TSV-1860-Trainer Maurizio Jacobacci fürchtet schon vor dem Saisonfinale am Samstag in Zwickau weiß-blauen Abstiegskampf 2023/24. "Wir wissen alle: Wenn wir einen nominell guten Kader haben wollen, wird es den Investor brauchen".
von  Matthias Eicher
Hilfsbedürftiger Optimist: TSV-1860-Trainer Maurizio Jacobacci.
Hilfsbedürftiger Optimist: TSV-1860-Trainer Maurizio Jacobacci. © Foto: sampics/Augenklick

München - Ein hochambitionierter Drittligist, ein mehr als solider Etat (über sechs Millionen Euro) und sowieso: ein schlafender Riese namens TSV 1860. Maurizio Jacobacci hatte sicherlich gewisse Vorstellungen, als er Ende Februar bei den Löwen anheuerte.

Nachdem die letzten, verzweifelten Aufstiegshoffnungen verloren gingen, musste der 60-Jährige in den letzten Wochen auch realisieren, was die Perspektive angeht.

TSV-1860-Trainer Maurizio Jacobacci: "Positiv zu bleiben, ist entscheidend"

Zehn Abgänge hat der TSV 1860 schon vor dem Saisonfinale am Samstag bei Fix-Absteiger FSV Zwickau (13.30 Uhr) zu verzeichnen. Zuletzt auch Yannick Deichmann und Marius Wörl, wobei Letzterer noch per Leihe von Neu-Verein Hannover 96 ein Jährchen bleiben könnte.

"Ich habe das zu akzeptieren, wir können es leider nicht entscheiden. Aber entscheidend ist, so positiv wie möglich zu bleiben", meinte der Italiener eingangs einer denkwürdigen Pressekonferenz.

Für die neue Saison: Gerade einmal 17 Spieler bleiben für den TSV 1860 übrig

Obwohl sich Jacobacci als Optimist bezeichnete und seine Hoffnungen auf eine schlagkräftige Truppe 2023/24 nicht begraben will, legte er den Finger schmerzend in die Wunde.

"Wenn ich heute auf diese Frage antworten muss, sage ich: Ja, wir spielen um den Abstieg." Kein Wunder, schließlich bleibt mit nur noch 17 Spielern eher eine Art Grundgerüst denn ein aufstiegsreifes Team.

TSV 1860: Trainer Jacobacci gibt den knallharten Realisten

Und was ist mit Neuzugängen? Nächste Frage. Nach AZ-Informationen hat 1860 zwar einige Kandidaten an der Angel, doch mit den aktuellen Möglichkeiten lässt sich kein schlagkräftiger Kader zusammenbasteln. Von daher hätte Jacobaccis Hilferuf viel deutlicher nicht sein können – ein Hilferuf an Hasan Ismaik.

"Wir wissen alle: Wenn wir einen nominell guten Kader haben wollen, wird es den Investor brauchen", sagte Jacobacci unumwunden: "Wir wollen alle aufsteigen, klar, aber das sind große Ziele. Die Realität sagt im Moment etwas anderes." Diese Realität besagt: Mit 4,5 Millionen Etat kann 1860 zwar ein Team formieren, aber eher eines, das sich nach unten orientieren muss.

TSV-1860-Geschäftsführung bestreitet zweitägige Klausurtagung

Was Vizepräsident Hans Sitzberger, der als Zuschauer im Pressestüberl saß, in diesem Moment wohl dachte? Die Einstellung der Vereinsbosse ist hinlänglich bekannt: Nach dem ausgerufenen Konsolidierungskurs würde man eine Finanzspritze des Jordaniers zwar annehmen, nicht aber in Form weiterer Darlehen an die schon bis über beide Ohren verschuldete Fußball-Firma des TSV 1860.

Wie passend, dass tags zuvor die Geschäftsführer Günther Gorenzel und Marc-Nicolai Pfeifer mit Sechzigs Angestellten den (alpinen) Aufstieg anpackten – nach AZ-Informationen zu einer vereinsinternen, zweitägigen Klausurtagung am Münchner Hausberg "Brauneck".

Fanveranstaltung versus Gegendemonstration

Im Filmtheater am Sendlinger Tor versammelten sich dagegen gut 300 handverlesene Fans und lauschten den Worten von Vereinslegenden wie Kult-Keeper Petar "Radi" Radenkovic. Das Portal "dieblaue24" hatte geladen, um – relativ einseitig – ausgemachte Missstände aufzuzeigen.

Nicht verwunderlich daher, dass sich am Sendlinger Tor gut 100 Gegendemonstranten versammelten, die investorenbeleidigendes Gesangsgut dahinschmetterten. Während die sogenannten "Ismaikaner" im gespaltenen 1860-Fanlager voller Zustimmung für Jacobacci gewiss an ruhmreiche Tage denken – und von neuen Heldentaten träumen –, sind die ismaik-kritischen Fans den Parolen und Versprechungen des Jordaniers längst überdrüssig.

Jacobacci appelliert: "Braucht alle, damit wir eine anständige Mannschaft haben"

Wer nun Jacobacci direkt ins Ismaik-Lager verortet, dem seien nachfolgende Worte des Chefcoaches mitgegeben: "Es braucht alle, damit wir wieder eine anständige Mannschaft auf die Beine stellen können."

Bevor sich der neue Dompteur wie seine Vorgänger Michael Köllner und Daniel Bierofka noch einen präsidialen Rüffel von Robert Reisinger einfängt, besann er sich auf seinen Kernjob: "Wir wollen aus unseren Möglichkeiten das bestmögliche Resultat erzielen und die Saison am Samstag mit einem Sieg beenden." Ungleich spannender als die Frage, ob 1860 Siebter, Achter oder Neunter wird, dürfte sein, wie die Beteiligten auf den Hilferuf reagieren.

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