Trainer-Diskussion beim TSV 1860 München: Kosta Runjaic wackelt nach Düsseldorf-Debakel

Erst konnte Thomas Eichin noch ein bisschen schmunzeln. "Wir müssen ja hier keinen Trend beibehalten", sagte der 1860-Geschäftsführer gestern vor dem Spiel gegen Fortuna Düsseldorf ins Sky-Mikrofon auf die Frage, ob Trainer Kosta Runjaic wie vor ihm viele Löwen-Trainer schon am zehnten Spieltag um den Job bangen muss. Eichin stellte klar: "Wir führen keine Trainerdiskussion." Zumindest noch nicht.
Denn am neunten Spieltag verlor der TSV 1860 gegen die Fortunen von Ex-Löwentrainer Friedhelm Funkel klar mit 1:3. Rouwen Hennings (6.), Ihlas Bebou (25., Elfmeter) und Marcel Sobottka (36.) schossen 1860 schon vor der Pause Richtung Tabellenkeller, Michael Liendl konnte per Strafstoß nur noch verkürzen (81.). Durch die vierte Pleite in Folge erschreckend schwacher Löwen wird es für Runjaic und sein Team immer gefährlicher.
"Wer die Lage jetzt nicht ernst sieht, ist falsch am Platz", sagte Eichin hinterher – willkommen im Abstiegskampf. "Ich glaube nach wie vor, dass wir zu viel Qualität dafür haben", beharrte Liendl zwar, aber Jan Mauersberger korrigierte: "Die Mannschaften auf den letzten Plätzen sind nunmal im Abstiegskampf."
"Das war heute hinten nix, in der Mitte nix und vorne nix"
Nach dem 0:3, als sich Kai Bülow, Ersatz für den verhinderten Soforthelfer Sebastian Boenisch, von Torschütze Sobottka narren ließ, war Eichin ausgerastet: Er sprang von der Bank auf, rannte in Richtung Spielfeld und schrie Phrasen auf den Rasen, die er hinterher so erklärte: "Wenn jemand solche Fehler macht, wenn Du so nachlässig bist, brauchst Du dich nicht wundern. Das war heute hinten nix, in der Mitte nix und vorne nix."
Ein knallhartes Urteil über eine Elf, die immer noch auf das Kommando von Runjaic hört. Wie lange noch? "Ich spreche zu diesem Zeitpunkt in einer Krisensituation, die wir haben, nicht über den Trainer. Bis Saisonende? Oder bis Freitag? Darüber diskutiere ich nicht. Natürlich stehe ich voll zum Trainer", so Eichin. Fragt sich nur, wie lange noch.
Er ließ anklingen, dass Runjaic im ersten Durchgang wohl besser anderem Personal vertraut hätte. Auf die Frage, ob Runjaic auch die kommenden zwei Spiele auf der Bank sitzen würde, antwortete Eichin ausweichend. Ebenso auf Gerüchte, wonach er bereits Gespräche mit dem zuletzt auf Schalke tätigen Trainer André Breitenreiter geführt habe.
"In der ersten Halbzeit waren wir nicht zweitligatauglich"
Schon nach zehn Minuten (!) völlig verplanter Löwen hatte der Coach Ersatzspieler zum Aufwärmen geschickt, aber erst nach der Pausel reagiert: Rodnei und Victor Andrade sollten hinten Schadensbegrenzung betreiben und vorne womöglich für einen Hoffnungsschimmer sorgen. Und tatsächlich: Beide zählten zu den besten Löwen.
Trotz unzähliger Andrade-Sprints und Flanken verpassten anstürmende Sechzger aber, den Anschluss herzustellen. Torjäger Sascha Mölders, Debütant Nico Karger, Joker Stefan Mugosa – alle scheiterten an Fortuna-Keeper Michael Rensing oder den eigenen Nerven. Liendls verwandelter Elfer, dem ein Foul von Akpoguma an Mugosa und Gelb-Rot für den Sünder vorausgingen, konnte an der dritten Heimpleite in Folge nichts mehr ändern.
"Ich bin sehr enttäuscht. Zu einem Spiel gehören zwei Halbzeiten. In der ersten waren wir nicht zweitligatauglich. Insofern geht das 0:3 in Ordnung. Danach war das Spiel so gut wie entschieden", urteilte Runjaic, der von einem Rücktritt nichts wissen wollte: Rücktritt? "Ich bin hierhergekommen, um etwas aufzubauen. Auch die Jungs, die auf dem Rasen stehen, stehen in der Verantwortung. Ich gebe mein Bestes und ich gehe davon aus, dass wir die Kurve kriegen."
Die Enttäuschung der Anhänger konnte er freilich nachvollziehen: "Meine Familie war zum ersten Mal im Stadion und wollten sich die Löwen anschauen, eine Mannschaft, die fightet und das Spiel mit allen Mitteln gewinnen will. Das ist uns in keinster Weise gelungen." Es könnte die letzte Möglichkeit eines Besuchs gewesen sein.