Torwarttausch: Jetzt auch bei den Löwen?

MÜNCHEN - Löwen-Trainer Reiner Maurer denkt, nach dem Patzer von Gabor Kiraly gegen Bochum, über einen Torwart-Wechsel nach. Ersatzkeeper Philipp Tschauner rechnet mit seinem Einsatz.
Gabor Kiraly (34) war gereizt, als er Dienstagmittag das Trainingsgelände an der Grünwalder Straße verließ. Nach dem Training hatte der Torhüter mit den Reportern geplaudert. Das macht er eigentlich immer, Kiraly ist ein höflicher Mensch.
Doch möglicherweise war es dieses Mal sein erstes Gespräch als Ersatzkeeper der Löwen! Gestern deutete sich bei 1860 jedenfalls etwas an, was eigentlich undenkbar schien. Coach Reiner Maurer überlegt offenbar, den ungarischen Nationalkeeper auf die Bank zu verbannen und schon am Freitag in Osnabrück (18 Uhr, Liveticker auf abendzeitung.de) Philipp Tschauner ins Tor zu stellen. „Es ist einfach so, dass ich mir nach den nicht so erfolgreichen Spielen in der letzten Zeit meine Gedanken mache“, sagte Maurer. Das gilt explizit auch für die Torhüterposition: „Ich habe mit dem Tschauni einen sehr guten Torwart in der Hinterhand und natürlich wächst bei ihm auch die Ungeduld, wenn er nicht spielt“, so Maurer.
Maurer bescheinigte Kiraly zwar, „eine gute Hinrunde“ gespielt zu haben, jedoch fügte er auch hinzu: „Dass er jetzt gegen Bochum einen Fehler gemacht hat, ist ohne Zweifel.“ Das ist tatsächlich so, Kiraly hatte am Samstag beim 1:3 gegen Bochum beim Stand von 1:1 daneben gegriffen. Doch rechtfertigt ein unglückliches Spiel schon einen Torwarttausch? Oder steckt hinter Maurers Überlegungen gar etwas ganz anderes?
Erst vor zwei Wochen hatte Kiraly auf eine Klausel in seinem Vertrag verzichtet, nach der sich sein Kontrakt nach 25 absolvierten Spielen automatisch zu denselben Bezügen verlängern würde. Kiraly gehört bei 1860 zu den Großverdienern, mit seinem Entgegenkommen half er dem Klub, den von der DFL geforderten Liquiditätsnachweis zu erbringen. Hat der im Sommer 2009 von Manager Miki Stevic und dem damaligen Trainer Ewald Lienen geholte Publikumsliebling mit der Schlabberhose damit seine Schuldigkeit getan bei 1860? Fakt ist, dass der 34-Jährige gerne seinen Vertrag verlängern möchte und sicher auch zu deutlichen Gehaltseinbußen bereit ist. Mehr als Tschauner, dessen Vertrag ebenfalls im Sommer ausläuft, würde er aber wohl auch dann noch verdienen. Und klar ist auch, dass der ehemalige U 21-Keeper Tschauner, der seit 2006 immerhin 48 Zweitligaeinsätze bei 1860 machte, eigentlich als zu gut eingeschätzt wird, um ewig auf der Bank zu versauern. Dass 1860 mit beiden Torhütern in die neue Saison gehen wird, scheint unmöglich. Möglicherweise möchte Maurer Tschauner jetzt mal ausprobieren.
„Ich denke, der Trainer soll eine Entscheidung treffen über die Torwartleistung, aber das nicht nur vom letzten Spiel ausmachen, sondern allgemein“, mahnte Kiraly gestern. „Ich mache weiter meine Arbeit und denke nicht weiter darüber nach“, sagte er weiter. Und ergänzte schließlich noch: „Ich habe da keinen Einfluss darauf, sondern nur der Trainer.“ Konkrete Signale von Maurer, dass er seinen Posten räumen müsste, habe er aber nicht bekommen.
Offenbar ganz im Gegensatz zu Tschauner. Der sprach nämlich am Dienstag so selbstbewusst daher, als ob er schon die neue Nummer 1 wäre. „Ich möchte immer spielen und ich zeige die ganze Zeit im Training, was ich kann“, sagte er. Ich bin in der Lage der Mannschaft zu helfen und sie weiterzubringen." Kann er sich vorstellen am Freitag zwischen den Pfosten zu stehen? „Freitagabend unter Flutlicht – da ist es immer schön zu spielen und dann noch an der Bremer Brücke. Das ist ja eine kleine Festung. Natürlich würde es mich Freude, zu spielen."
F. Cataldo, R. Franke