Tim Rieders Zukunft: Drei mögliche Szenarien
München - Er drehte am Montag erstmals in der anlaufenden Saison wieder seine Runden. Er ließ sich bereitwillig ins Ohr piksen und absolvierte die obligatorischen Leistungstests. Die Rede ist von einem der besten Löwen der Spielzeit 2019/20 – der den Trainingsauftakt allerdings nicht bei Sechzig, sondern beim FC Augsburg im Rosenaustadion bestritt.
Tim Rieder, 26-jähriger Defensivspieler aus Dachau, steht beim Bundesligisten noch bis Sommer 2021 unter Vertrag. Das heißt aber noch lange nicht, dass Rieder künftig wieder für den FCA kickt, denn nach AZ-Informationen ist entgegen Rieders ursprünglichen Planungen noch keine Entscheidung über die Zukunft des defensiven Mittelfeldmannes gefallen. Eigentlich hätte bis zum Trainingsstart Klarheit herrschen sollen, doch Rieder scheint noch zu zögern. Daher sind theoretisch immer noch drei verschiedene Szenarien denkbar.
Zweite Liga? 1860 kann aktuell keine höheren Ziele anvisieren
Rieder könnte beim TSV 1860 bleiben, wo er vergangene Saison sofort einschlug und zum Leistungsträger avancierte – ob auf der Innenverteidiger-Position oder zumeist auf der Sechs. "Ich bin sehr froh, hier zu sein. Bei Sechzig fühle ich mich zuhause. Die Fans sind einzigartig, das hatte ich in meiner Laufbahn noch nie", schwärmte Rieder im AZ-Interview im November 2019. Dafür hatte er Gehaltseinbußen in Kauf genommen.
Sport-Geschäftsführer Günther Gorenzel will die Hoffnung auf Rieder trotz einer fälligen Ablöse nicht aufgeben. Auch aus dem Umfeld des Spielers ist zu hören, dass der Mensch Rieder jetzt noch fühlt wie beschrieben. Der Fußball-Profi Rieder will allerdings – neben einem vernünftigen Gehalt – eine gewisse Perspektive Richtung Zweite Liga aufgezeigt bekommen. Stand jetzt kann 1860, ohne die beiden Rieder-Spezl Efkan Bekiroglu und Herbert Paul und mit vielen unerfahrenen Junglöwen im Kader, aber keine höheren Ziele anvisieren. Die Verhandlungen zwischen den Gesellschaftern laufen im Hintergrund, um den Etat noch zu erhöhen, den Kader doch noch zu verstärken – und auch Rieder zu halten? Klar ist: Der Zwiespalt der Fans, die sich beim Dauerkartenkauf zwischen der Variante "Löwenherz" oder "Löwenkopf" (ohne oder mit Rückerstattung verpasster Heimspiele) entscheiden müssen, gilt in ähnlicher Weise auch für Rieder: Herz oder Kopf?
FCA anschließen oder der nächste Vereinswechsel?
Während das Herz nach wie vor für die Löwen schlägt, tut sich mit dem Trainingsauftakt Option zwei auf: Rieder könnte sich wieder dem FCA anschließen, wo er ohnehin noch ein Jahr Vertrag hat. Aus dem Umfeld des Spielers ist zu hören, dass sich Trainer Heiko Herrlich den letztjährigen Löwen erst einmal genauer anschauen möchte, bevor er eventuell wieder abgegeben wird. In der Vergangenheit hatte Rieder in Augsburg kaum eine Rolle gespielt, weshalb er mehrfach verliehen worden war. Unter Herrlich werden die Karten neu gemischt. Rieder droht dennoch nur die Reservistenrolle, die nicht den Vorstellungen des Abräumers entspricht.
Die dritte Möglichkeit: der nächste Vereinswechsel. Die Zweitligisten Eintracht Braunschweig, Holstein Kiel und Würzburger Kickers haben ihre Fühler nach Rieder ausgestreckt, woraufhin aus Braunschweig ein Dementi folgte. Drittliga-Aufsteiger Türkgücü ist ebenfalls aus dem Rennen. "Tim Rieder hat mir abgesagt, weil er eine Liga höher spielen möchte – so seine Aussage", sagte Türkgücü-Trainer und Ex-1860-Coach Alexander Schmidt kürzlich im Podcast "Radis Erben." An Optionen mangelt es also nicht, und: Gehaltsscheck und Perspektive sind im Vergleich mit den klammen Sechzgern andernorts verlockender.
Der Wermutstropfen: Rieder müsste sich eine solche Rolle, wie er sie bei 1860 innehat, erst neu erkämpfen und seine Wohlfühloase wieder verlassen. "Ich war die letzten drei Jahre immer auf Reisen. Ich wollte mal länger an einem Ort bleiben", sagte Rieder über sein unfreiwilliges Vereins-Hopping vor 1860. Nun droht es weiterzugehen, obwohl auf Giesings Höhen so vieles passen würde – aber eben nicht alles.
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