Tim Linsbichler: Endlich wichtig beim TSV 1860

München - Dürfen wir vorstellen? Linsbichler. Tim Linsbichler. Der österreichische Neuzugang der Löwen legt endlich los - nach über einem Jahr Linsbichlers Leiden.
"Es ist einfach geil, wennst wieder auf dem Rasen stehst", sagte der 21-jährige Wiener mit schmalem Lächeln und sanftem Schmäh. Beim 1:1 des TSV 1860 im Heimspiel am vergangenen Samstag gegen Viktoria Berlin, als der Neulöwe in der 73. Minute eingewechselt worden war, hatte man endlich das Gefühl: Linsbichler ist in seinem fünften Kurzeinsatz als Joker bei den Giesingern überhaupt erstmal angekommen.

Tim Linsbichler will als junger Spieler "Vollgas geben"
Bei Sascha Mölders' drittem Saisontreffer zum Ausgleich (77.) hatte der vergleichsweise sehr, sehr schlaksige Torjäger-Kollege seine Füße mit im Spiel: Langer Ball von Mölders in die Spitze zu Linsbichler, Pfostenschuss Stefan Lex, Abstauber Mölders - drin!
"Man versucht, wenn man reinkommt, nochmal was zu drehen, als junger Spieler Vollgas zu geben", meinte der 1,93 Meter große Bursche hinterher: "Wir haben alles reingehauen und hätten am Ende noch das ein oder andere Tor machen können." Gesagt, getan - sogar fast getroffen: Ausgerechnet der Kopfball des Leidens-Löwen war es, der Sechzigs Leidenszeit (sechs Spiele ohne Sieg) um ein Haar beendet hätte.
Linsbichler über seine, über Sechzigs dickste Chance auf einen Dreier: "Das eine richtig starke Ecke, der Ball ist kurz in der Sonne verschwunden. Ich wollte ihn unten ins Eck reinsetzen, aber den hält der Torwart stark." Gemeint ist Berlins Philip Sprint, der den platzierten Kopfstoß des Blondschopfs mit dem Pferdeschwanz noch von der Linie kratzte (80.). Es wäre der Doppelschlag gewesen,
Zwei Chancen verpasst: Linsbichler gibt sich selbstkritisch
Linsbichler hatte noch eine zweite Chance in der dritten Minute der Nachspielzeit, zielte mit einer Schuss-Grätsche aus aussichtsreicher, aber nicht optimaler Position über den Querbalken und traf nicht den Kasten, sondern die Westkurve dahinter. "Am Schluss muss ich etwas ruhiger bleiben", sagt der Youngster selbstkritisch, denn schließlich "hätt' ich schon gerne noch ein Tor geschossen." Glauben wir Ihnen aufs Wort, Herr Linsbichler.
Dennoch ist der Einsatz mit Torbeteiligung und zwei weiteren Chancen im Vergleich zu den harten Monaten zuvor ein Quantensprung. Linsbichler ist endlich wichtig für 1860, er steht auf dem Feld und kann das tun, wofür er von Sportchef und Landsmann Günther Gorenzel verpflichtet wurde: Torgefahr ausstrahlen.
Trotz des verpassten Sieges konnte und wollte Linsbichler nach seinem ersten Auftritt mit etwas mehr Rampenlicht nicht nur Trübsal blasen. "Man will immer gewinnen", meinte er, ergänzte aber: "Wir haben ein Powerplay gehabt, wir hatten Chancen und das Stadion hat uns getragen." Es sei "richtig geile Unterstützung" gewesen, schwärmte der Torjäger, schließlich hatte er den ganz normalen Giesinger Wahnsinn bisher kaum erlebt.
Tim Linsbichler hat eine lange Leidenszeit hinter sich
Lange, viel zu lange hatte der Österreicher darauf warten müssen, eine ernstzunehmende Rolle zu spielen. Mitte September 2020 wechselte der Stürmer von der TSG Hoffenheim zum TSV 1860. Was folgte, ist hinlänglich bekannt: Schambeinentzündung. Reha. Rantasten. Warten, warten, warten. Nicht wenige hatten den Angreifer, der beim 1:1 gegen den SV Meppen sein Vier-Minuten-Debüt feierte, schon als Fehleinkauf abgeschrieben.
Im Totopokal-Viertelfinale bei Dorfklub Buchbach (Freitag, 19 Uhr/Löwen-TV und im AZ-Liveticker) dürfte Linsbichler erneut zeigen können, was er drauf hat. Er sagt: "Wir wollen weiterkommen und die Euphorie mitnehmen ins nächste Ligaspiel."
Gutes Omen: Im Achtelfinale gegen Bayreuth (3:0) schoss er seine ersten beiden 1860-Tore. Ob er sogar bald in den Sturm-Zweikampf zwischen Mölders und Marcel Bär eingreifen kann?