Tiefstapelnd auf dem Weg zur Spitze

Zehn Punkte aus vier Spielen, von Platz 6 aus die Aufstiegsränge im Blick: Doch wie realistisch sind die Träume der Löwen? Die AZ checkt beim TSV 1860 und seinen Rivalen die Erstligareife.
MÜNCHEN Sie sind zum Greifen nah. Nach zehn Punkten aus den letzten vier Spielen hat der TSV 1860 die begehrten Plätze schon im Blickfeld. Klar, Topfavorit Hertha BSC (17), das starke Greuther Fürth (16), der Überraschungsneuling Erzgebirge Aue (16) und der MSV Duisburg (15) liegen noch ein paar Zähler vor den Sechzgern (die wie Cottbus 13 Punkte haben), trotzdem hat Reiner Maurers Mannschaft zuletzt gezeigt, wohin der Weg führen soll. Die Löwen im AZ-Aufstiegscheck.
Aufstiegsdruck:
Nur in Berlin wird das Ziel klar formuliert. Trainer Markus Babbel sagt: „Wir sind auf dem ersten Platz. Und den geben wir nicht mehr her." Auch in Fürth erhöht Trainer Mike Büskens den Druck: „Wir müssen die Denke reinkriegen, in jedem Spiel an einen möglichen Erfolg zu glauben." Ganz anders die Lage in Aue, wo Mittelfeldmann Kevin Schlitte meint: „Es wäre vermessen, das Saisonziel Klassenerhalt zu ändern." Zurückhaltung auch in Duisburg, Stürmer Stefan Maierhofer: „Zwar ist alles möglich, aber wir stapeln tief."
Die Löwen wollen natürlich weiter hoch, auch wenn sie sich bescheiden geben. Stefan Aigner: „Wir müssen uns erst mal festbeißen, dann sehen wir weiter. Ich will nicht, dass wir wieder die typisch-alten Löwen sind, die es nicht gebacken kriegen und sich hinterher ärgern müssen." Sechzig-Legende Manni Wagner ist jedenfalls guter Dinge: „Ich bin überzeugt, dass die Löwen dieses Jahr ganz lange oben mitspielen." Und Vize-Präsident Franz Maget sagt: „Hier wächst was zusammen. Aber man muss vorsichtig bleiben."
Fazit: 1860 hat weniger Druck als Hertha aber mehr als die Konkurrenz, doch das muss ja nicht schaden.
Aufstiegslust:
Zum Löwen-Sieg gegen Union kamen gerade mal 22100 Zuschauer, Benny Lauth sagte danach, dass „nur der harte Kern“ in die Arena komme. Aigner sagt: „Wir müssen das Vertrauen langsam zurückgewinnen". In Berlin ist die Erwartungshaltung dagegen so gewaltig, dass man die Fans in Liga zwei kaum begeistern kann. Am Montag gegen Aachen wurden Fangesänge im halbleeren Olympiastadion (35000) per Lautsprecher in andere Blöcke übertragen.
In Aue (keine 20000 Einwohner) ist das Umfeld so klein, dass sich die Fußball-Euphorie kaum greifen lässt. Doch in Duisburg ist langsam Aufstiegslust spürbar: Nachdem die Arena der Zebras drei Mal nur zu einem Drittel gefüllt gewesen war, kamen zuletzt mehr als 20000 Menschen, Tendenz steigend.
Fazit: Wecken die Löwen ihr riesiges Fan-Potenzial, hätten sie einen klaren Vorteil.
Aufstiegshelden:
Bei den Löwen läuft's besser, seit Kämpfer Aleksandar Ignjovski wieder mitmacht: vier Spiele, zehn Punkte. „Er gibt uns Stabilität. Das merkt man sofort", lobt Maurer. Auch Benny Lauth, Djordje Rakic und Torwart Gabor Kiraly spielen eine gute Runde. In Berlin ragt der aus Bremen geliehene Peter Niemeyer heraus. Steigt Hertha auf, wird er gekauft. Vor ihm wirbeln Offensivleute, die jeder gerne hätte: Raffael, Rob Friend und Adrian Ramos.
In Fürth bereiten vor allem die Jünglinge Freude: Nico Müller (23), Stephan Schröck (24) und Torwart Max Grün (23). In Aue macht's das Kollektiv, auch wenn die erfahrenen Skerdilaid Curri und Abwehrrecke Thomas Paulus überzeugen. Und in Duisburg stimmt die Mischung: Der überragende Youngster Julian Koch (19) sowie die Routiniers Ivica Grlic und Torjäger Srdjan Baljak begeistern den MSV.
Fazit: Mit Hertha kann Sechzig nicht mithalten, mit allen anderen schon.
Marco Plein