Tag der Entscheidung für Löwen-Boss Beeck
Am Samstag um 14 Uhr auf dem Nockherberg sollen die 1860-Delegierten den Präsidenten in seinem Amt bestätigen. Die AZ ist per Liveticker dabei.
MÜNCHEN Ende Mai hatte Rainer Beeck seinen ersten Tag als Löwen-Präsident. Er kam im roten Porsche und gab sich forsch. „1860 muss wieder eine einzige großartige Familie werden“, verkündete der 46-Jährige. Er wolle das Lagerdenken bei den Blauen beenden – und übersah dabei, dass es in jeder Familie eigentlich immer irgendwo kracht.
Knapp ein halbes Jahr später, am Samstag (14 Uhr), ist Familientreffen am Nockherberg. Beeck und seine Vize-Präsidenten, SPD-Politiker Franz Maget (55) und Banker Michael Hasenstab (38), sollen von der Delegiertenversammlung im Amt bestätigt werden. Und bei abendzeitung.de wird es einen Liveticker geben – mit ständig aktualisierten Schilderungen der Ereignisse!
Denn so gerne sich Beeck, der Prokurist beim Flughafen München ist, als Präsident der Einigkeit versteht, im Führungstrio gibt es Unruhe. Und natürlich geht’s ums Geld. Denn die blaue Familie ist in Geldnot. Schließlich schiebt der Zweitligist – bei sinkender Zuschauerzahl (aktueller Schnitt 27600) – in dieser Saison ein Minus von drei Millionen Euro vor sich her. Investoren, dies hat Beeck im Gespräch mit der AZ angedeutet, sind willkommen, aber nicht in Sicht. Und so ist es nicht verwunderlich, dass Finanzexperte Hasenstab, bei 1860 fürs Geld verantwortlich, seinen Präsidiumskollegen in einer Mail Sparvorschläge über 2,5 Millionen Euro unterbreitet hat. Dass das Schreiben an die Öffentlichkeit gelangte, erinnert an schlechte alte Zeiten.
Vize Hasenstab hatte vorgeschlagen, vor allem beim Profi-Team zu kürzen. Worauf Sportdirektor Stefan Reuter keine Lust hat. Beeck hingegen hatte Reuter, der rund 300000 Euro Jahresgehalt kassieren soll, zuvor zugesichert, dessen mit Saisonende auslaufenden Vertrag zu verlängern. In der Folge sah sich Beeck, der so gerne alles im Griff hat, veranlasst, Maulwurfjagd zu betreiben („Wir sind demjenigen ganz nah auf der Spur“).
Zudem entbrannte eine Diskussion, die darin gipfelte, dass Beeck und Reuter ein gemeinsames Interview gaben. Und der Präsident ließ den Geschäftsführer unwidersprochen in Sachen Einsparpläne sagen: „Dieser Auftrag ist vom Aufsichtsrat an die Geschäftsführung und nicht an den Vize-Präsidenten gegangen.“
Danach musste 1860-Sprecher Jörg Krause wieder einmal eine Friedenserklärung versenden: „Zwischen Präsidium und Geschäftsleitung herrscht völliges Einvernehmen (...). Wir haben uns sehr über die Veröffentlichung eines internen Papiers geärgert. Wir werden zu allen begleitenden Themen keinen weiteren Kommentar abgeben.“
Spannend, was die Delegierten vom neuen Hickhack halten. Spannend, ob Beeck und Hasenstab auf dem Podium wieder unzertrennlich wirken. Spannend auch, ob der nette Herr Maget, der mit 18,6 Prozent bei der Landtagswahl kläglich gescheiterte SPD-Spitzenkandidat, morgen ein gutes Wahlergebnis einfährt.
jos