Szenen einer Scheidung

Gemeinsam führten Wildmoser und Lorant 1860 nach oben. Die Trennung vor acht Jahren scheint noch immer nicht verdaut: Jetzt streiten sie sich im TV, und auch ein Vermittlungsversuch der AZ scheiterte.
MÜNCHEN Franz Beckenbauer verließ die Fernseh-Studios in Freimann am Montagabend gegen halb zehn, noch bevor die Scheinwerfer der 1500. Ausgabe von „Blickpunkt Sport“ wieder ausgeschaltet wurden. Der Bayern-Präsident hatte genug – was wohl auch am Streitgespräch zwischen Ex-Löwenboss Karl-Heinz Wildmoser und dem über Telefon aus der Schweiz zugeschalteten Ex-Trainer Werner Lorant lag. „Die benehmen sich wie zwei beleidigte Leberwürste“, murrte Beckenbauer beim Weggehen noch.
Immerhin stimmten die Quoten für den BR. 13,3 Prozent Marktanteil, allein in Bayern sahen 560000 Zuschauer die Jubiläums-Ausgabe – und den Zoff zwischen zwei blauen Hauptdarstellern von einst, die es heute allenfalls auf Laienspielbretter schaffen.
Wildmoser und Lorant galten mal als Erfolgsgespann in Giesing, gemeinsam hatten sie den Durchmarsch geschafft von der Bayernliga bis in die Champions League-Qualifikation. Doch seit Lorants Rauswurf im Oktober 2001 herrscht Eiszeit. Und nun fetzen sie sich sogar öffentlich.
Ausgerechnet in der Jubiläumsshow kam es zum Eklat, als Wildmoser ohne Not gegen Lorant nachtrat: „Ich hatte die Arbeit, du das schönste Leben.“ Das kam nicht witzig rüber, eher wie ein Affront. Wie auch Wildmosers Reaktion darauf, dass Lorant, obwohl er zunächst zugesagt hatte, dann doch nicht live vor Ort war: „Typisch für den Werner!“ Alle Schlichtungsversuche der Moderatoren Gerd Rubenbauer und Marianne Kreuzer halfen nicht. Am Ende bescheinigten sich die Kontrahenten gegenseitig, „Schmarrn“ zu erzählen.
Szenen einer Scheidung.
„Wildmoser ist halt verbittert“, sagte Lorant gestern der AZ. „Wir haben beide unsere Arbeit gemacht. Ich lasse mir nicht alles gefallen.“ Dennoch ist er auf Versöhnung aus: „Er hat seine Meinung – und ich meine. Das war ein normales Streitgespräch unter Männern. Ich bin ihm nicht böse.“
Während Wildmoser weiter auf Eskalation macht („Wenn ich das gewusst hätte, das Lorant zugeschaltet ist, wäre ich nie gekommen“), möchte Lorant den Kleinkrieg offenbar beendet wissen. „Wenn ich aus der Schweiz zurückkomme, werde ich Wildmoser in Hinterbrühl besuchen.“
Der Gastronom aber („Ich habe mich noch zurückgehalten“) legt darauf wenig Wert: „Ich weiß nicht, was ein Treffen bringen soll. Ich bin doch nicht Lorants Flocki. Lorant kommt doch eh nur, wann er will.“ Und dann legt er nochmal nach gegen seinen früheren Angestellten: „Für mich war das keine Überraschung, das er den „Blickpunkt“ trotz Einladung schwänzte. Das war doch schon früher so. Mit terminlichen Vereinbarungen steht er auf Kriegsfuß. Ich habe Lorant vorher nicht gekannt – und nachher nicht. Er ist mir wurst. Mich hat 1860 Geld gekostet, ihm hat’s Ruhm und Ehre gebracht. Ohne mich würde Lorant heute noch im fränkischen Raum irgendeinen Amateurklub trainieren.“
Oliver Griss, Matthias Kerber