Sturm-Problem bei 1860: Die 3 Fragezeichen
München - Gut eingepackt saß Rubin Okotie neben seinen Kollegen auf der Ersatzbank. Er hatte sein Sportzeug griffbereit und verfolgte jeden Angriff seiner Mannschaft mit angespanntem Blick. Doch an einen Einsatz im Test gegen den SV Grödig war nicht zu denken. Okotie leidet weiter an Knieproblemen und kann seinem Team nicht helfen, so hilflos es sich auch vorne anstellen mag.
Zwar sah der Top-Torjäger einen glücklichen 2:1-Sieg, doch die eigene Abschlussschwäche wird auch Okotie beunruhigt haben. „Ausbaufähig“ nannte Trainer Markus von Ahlen die Offensive und beschönigte damit noch die gezeigte Leistung. Symptomatisch, dass ausgerechnet der eben erst zurückgekehrte Außenstürmer Valdet Rama, der seit Wochen mit Rückenproblemen kämpft, als Joker beide Tore schoss.
Rama kam vor der Saison, genauso wie Okotie und Rodri. Die drei Stürmer sollten den großen Umbruch miteinläuten. Das vorgegebene sportliche Konzept beruhte auf einem 4-3-3-System, das auf drei Stürmern basiert. Da in der Winterpause alle drei vorgesehenen Spieler entweder angeschlagen (Rama) oder verletzt (Okotie, Rodri) sind, und auch Backup Daylon Claasen ausfällt, hat von Ahlen derzeit große Schwierigkeiten, unter diesen Umständen eine schlagkräftige Dreierreihe zu formen.
Die AZ analysiert das Sturm-Problem:
Die Abhängigkeit von Okotie: Ein Blick in die Statistik zeigt: Ohne ihn geht nichts. Okotie schoss zwölf von 24 Löwen-Toren, traf zudem drei Mal im Pokal und ist die Erfolgsgarantie im Sturm. Bisher fehlte er nur bei zwei Pflichtspielen, die der TSV 1860 beide ohne eigenen Torerfolg verlor. Der Österreicher kann momentan nur individuell trainieren. Trotz Fortschritten kann Okotie selbst zur Zeit noch nicht sagen, wann er zurückkehrt: „Es gibt keinen festen Zeitplan.“
Lesen Sie hier: Kult-Trainer Karsten Wettberg verlässt ATSV Kelheim
Die ewigen Rekonvaleszenten: Sorgen machen die Kollegen: Stephan Hain (Knochenödem) hat sein letztes Pflichtspiel vor elf Monaten bestritten, seit vier Monaten fällt zudem Rodri (Sprunggelenksverletzung) jetzt schon aus. Momentan fangen die beiden behutsam mit dem Lauftraining an, eine schnelle Rückkehr ist mehr als unwahrscheinlich. Dazu fehlt Claasen (Knieprobleme), der laut Trainer aber bald wieder zur Verfügung steht: „Alle Spieler fahren mit ins Trainingslager – auch Rodri.“
Die Jugend, der Notnagel: Fejsal Mulic, Marius Wolf, Korbinian Vollmann, jetzt auch noch Robert Glatzel: Die Löwen setzten auf ihre Bubis, auch aus Mangel an Alternativen. Während sich Wolf rechts aufdrängt, konnten sich weder Mulic noch Glatzel in den Testspielen als Sturmoption im Zentrum empfehlen.
Fehlenden Neuzugänge: Gerhard Poschner setzte auf die Rückkehr seiner verletzten Spieler, doch da sich das Löwen-Lazarett partout nicht lichten will, muss gehandelt werden. „Wir können uns nicht erlauben, mit zu vielen Fragezeichen in die Rückrunde zu gehen“, erkannte der Sportdirektor, der nach einem Stürmer Ausschau hält.
Doch noch immer gibt es nichts zu vermelden. Während alle Konkurrenten im Abstiegskampf schon zugeschlagen haben, stehen die Löwen noch am Wühltisch. Es liegt jetzt am Sportdirektor, aus dem großen Fragezeichen im Sturmzentrum ein Ausrufezeichen zu setzen.
- Themen:
- Karsten Wettberg
- TSV 1860 München