Strippenzieher Basha: Stürzt er 1860 ins Chaos?

Der Cousin von Investor Hasan Ismaik macht offen Politik. Über die Bosse sagt er: "Diese Leute betrügen den Fans und töten den Verein."
von  Filippo Cataldo, Dominik Hechler
Erich Meidert (rechts), hier mit Ismaik-Cousin Noor Basha.
Erich Meidert (rechts), hier mit Ismaik-Cousin Noor Basha. © sampics/Augenklick

München Wenn man Noor Basha eines nicht vorwerfen kann, dann: dass er sich nicht dafür interessieren würde, was beim TSV 1860 passiert. Der Cousin von Löwen-Investor Hasan Ismaik liest jeden Artikel über die Löwen. Und wenn er mit bestimmten Inhalten nicht einverstanden ist, greift er auch gerne zum Telefon. Dafür, dass Basha erst seit Herbst in München ist, versteht er Deutsch schon erstaunlich gut. Und wer Sachen sagt wie: „Der Verein verliert gerade seine Seele“ oder: „Wir sind eigentlich ein großer Klub, kein kleiner. Normalerweise müssten bei jedem Heimspiel 40<TH>000 Zuschauer da sein und nicht 9000 wie gegen Frankfurt“, der hat die Fan-Seele entweder erstaunlich schnell verstanden – oder er lässt sich populistisch beraten. Man sollte sich nicht wundern, wenn Basha bald die Rückkehr ins Sechzger Stadion postulieren würde.

Im Oktober 2012 tauchte Basha, von einigen Funktionären des TSV 1860 wegen dessen Pharmazie-Studiums etwas abschätzig „der Apotheker“ genannt, in München auf. Auf Wunsch seines Cousins sollte er ein Praktikum bei den Löwen machen. Allzu oft soll er nicht auf der Geschäftsstelle gewesen sein, aber Ismaik brauchte Basha plötzlich ohnehin für mehr. Als sein damaliger Berater und Statthalter Hamada Iraki sich zurückzog, wuchs Basha mehr und mehr in die Rolle des Sprachrohrs des Investors hinein.

Mit Basha hat ein neuer Kommunikationsstil Einzug gehalten. Wo Iraki sich nach außen hin meist verbindlich-charmant gab, sagt Basha frei heraus, was er denkt über die Verantwortlichen bei 1860. Und das ist meist nichts Gutes. „Diese Leute betrügen die Fans und töten den Verein“, sagte er etwa am Samstag. Er meinte: „Das ,higher management’: Robert Schäfer, Mister Otto Steiner.“ Der Geschäftsführer und Aufsichtsratschef, beide bis vor kurzem noch Lieblingsfunktionäre Ismaiks, würden nicht im Interesse des Klubs handeln, nur Eigeninteressen verfolgen. „Hasan ist sehr aufgebracht, sehr traurig. Mit diesen Leuten wird der Klub nicht überleben.“

So deutlich die Ansprache, so unklar seine genaue Rolle. Basha, der gerne irgendwann als Scout arbeiten würde, betont, dass er „involviert sei in diese Sachen“. Als Strippenzieher will er aber nicht bezeichnet werden. „Ich bin ein Fan des Klubs. Alles, was ich sage, sage ich als Fan.“

Doch als solcher betreibt er offen Politik. Am Samstag suchte er auf der Tribüne die Nähe zu Erich Meidert, der Hep Monatzeder als Präsident ablösen möchte, wenn nötig auch mit einem Putsch. Dass Meidert mit seinen Ambitionen die Löwen endgültig ins Chaos stürzen könnte, kalkuliert er wohl mit ein. Steiner hat via „Bild“ bereits angekündigt, dass der Aufsichtsrat Meidert nicht nominieren werde, sollte Monatzeder nicht bestätigt werden. Da aber mittlerweile selbst gemäßigte Delegierte wie Kult-Fan Franz Hell sich mit einer Kandidatur Meiderts anzufreunden scheinen – „viel schlechter, als die Leute, die die letzten Jahre gewurschtelt haben, kann er es ja auch nicht machen“, sagte er der AZ – könnte es am Donnerstag äußerst ungemütlich werden für Steiner und Co. Es drohen Tumulte mit ungewissem Ausgang.

Basha, am Donnerstag nicht wahlberechtigt, sagt nur: „Wir tun alles dafür, damit 1860 nicht stirbt.“ Und weiter: „Ich weiß nur: Wenn Monatzeder bestätigt wird, dann bleibt auch Schäfer. Und wenn Schäfer bleibt, dann wird die Partnerschaft sterben“, sagte er der "SZ". Auf ins Chaos?

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