Stoffers wehrt sich gegen Lorant: „Ausländerfeindliche Vorurteile?“

Der 1860-Geschäftsführer kontert die Kritik des früheren Löwencoachs – und lädt ihn dennoch zum nächsten Heimspiel ein. An Trainer Lienen und dessen Team glaubt er trotz der Negativserie
von  Abendzeitung
1860-Geschäftsführer Manfred Stoffers nimmt Stellung zu den Vorwürfen von Uli Hoeneß.
1860-Geschäftsführer Manfred Stoffers nimmt Stellung zu den Vorwürfen von Uli Hoeneß. © dpa

Der 1860-Geschäftsführer kontert die Kritik des früheren Löwencoachs – und lädt ihn dennoch zum nächsten Heimspiel ein. An Trainer Lienen und dessen Team glaubt er trotz der Negativserie

AZ: Herr Stoffers, sind Sie schon ein wenig zappelig?

MANFRED STOFFERS: Wieso sollte ich?

Naja, das Umfeld des TSV 1860 wird schon wieder leicht nervös: Vier Punkte aus vier Spielen ist zu wenig für die Ansprüche der Blauen– und jetzt kommt am Samstag zum Bayern-Derby auch noch Angstgegner Greuther Fürth in die Arena.

Wenn sportlicher Erfolg berechenbar und ohne Risiko wäre, dann würde Fußball keinen Spaß machen. Wir haben ein paar Schläge ins Gesicht bekommen – und darauf kann man unterschiedlich reagieren.

Wie denn bitte?

Naja, man kann in eine tiefe Depression fallen oder sich das Maul abwischen und weitermachen. Die zweite Alternative bevorzuge ich. Ich bin Kaufmann – und weiß: Die Kasse wird zum Schluss gemacht.

Wenn’s so einfach wäre. Die Fans sind ob des Fehlstarts jedenfalls schon in Sorge.

Ich verstehe die Fans ja, aber ich blicke täglich hinter die Kulissen und behaupte, dass es keinen Anlass zur Beunruhigung gibt. Der Erfolg beim TSV 1860 hat sich nur verzögert, aber er wird auf gar keinen Fall ausbleiben. Ich glaube an diesen Kader. Harte Arbeit wird belohnt.

Für harte Arbeit hat immer Ex-Löwen-Trainer Werner Lorant gestanden. Der findet die Arbeit bei 1860 nur „katastrophal“ – das hat Lorant zumindest dem „Merkur“ gesagt.

Natürlich ist die aktuelle Situation ideal für Propheten des Untergangs, die sich jetzt dafür berufen fühlen, den Neuanfang beim TSV 1860 in Grund und Boden zu schwadronieren.

Tut Lorant den Löwen also unrecht?

Absolut – und ich wehre mich dagegen, dass er unsere Spieler diffamiert.

Inwiefern?

Wenn Lorant den serbischen Nationalspieler Antonio Rukavina als den „komischen Dortmunder“ bezeichnet, hat das nichts mit Sportlichkeit zu tun – und wenn Lorant dann noch an anderer Stelle sagt, dass wir sieben „-ic“ in der Mannschaft hätten, dann stellt sich für mich die Frage: Kennt Lorant seine Löwen überhaupt noch richtig? Ist das Unwissenheit oder treibt er ein Spiel mit ausländerfeindlichen Vorurteilen?

Sie klingen sehr verstimmt.

Das bin ich. Auch wenn sich Lorant um den TSV 1860 sehr verdient gemacht hat, gibt es keinen Freibrief für solche Querschüsse. Ich will Lorant zu gute halten, dass er nicht informiert war – und deswegen werden Stevic und ich ihn am Samstag mit seiner Familie zum Spiel gegen Fürth einladen.

Die 1860-Bilanz von Trainer Ewald Lienen ist ausbaufähig: Nur ein Sieg in sechs Spielen, das ist nicht gerade Furchteinflösend.

Von Trainer Lienen und auch Sportdirektor Stevic bin ich nachwievor felsenfest überzeugt, davon weiche ich keinen Millimeter ab. Ich bin zwar kein Fußball-Experte, aber ich sehe mit welcher Ernsthaftigkeit und Entschlossenheit die beiden am Projekt 1860 arbeiten. Fußball ist manchmal wie eine Autobahn mit Baustellen. Dass wir jetzt eine Umleitung in Kauf nehmen, ist mir egal, wenn’s am Ende zum Ziel führt.

Für Frust im Verein sorgen auch sogenannte 1860-Fans, die beim 4:0-Sieg der U23 in Weiden Knallkörper aufs Spielfeld warfen.

Gegen Chaoten kann man sich nicht schützen – wie gegen Hagelschauer nicht. Man kann nur dafür sorgen, dass der Schaden so gering wie möglich bleibt. Ich fand’s toll, dass die Fans das unter sich geregelt haben und diese Krawall-Heinis ausgegrenzt haben.

Interview: Oliver Griss

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