Stoffers Sticheleien: Aus Hoeneß wird Hohneß

MÜNCHEN - Bayern-Manager kritisiert den geplanten Verkauf von Lars Bender und lästert über den 1860-Geschäftsführer. Der antwortet mit Spott
Wird er verkauft? Bleibt er doch über den Sommer hinaus beim TSV 1860? Der mögliche Verkauf von Jungstar Lars Bender (19) in die Bundesliga ist das derzeit größte Reizthema beim Zweitligisten. Doch nun mischt einer mit, mit dem an der Grünwalder Straße wohl niemand gerechnet hätte: Uli Hoeneß. Der Bayern-Manager lästerte am Montagabend in „Blickpunkt Sport“ in Richtung 1860: „Auf die Dauer wird man kein besserer Verein, wenn man seine besten Spieler verkauft. Ich dachte, mit dem Verkauf von Gebhart ist die Bilanz okay.“
Tatsächlich hatten die Löwen für den 19-jährigen Timo Gebhart in der Winterpause rund drei Millionen Euro Ablöse vom VfB Stuttgart erhalten. Doch der Geschäftsführer des TSV 1860 wehrt sich gegen die Lästerei des Bayern-Managers! Dass womöglich Lars Bender im Sommer verkauft wird, habe nichts mit finanzieller Not zu tun. „Das ist kein Notverkauf“, versicherte Löwen-Geschäftsführer Manfred Stoffers am Dienstag, „sondern eine sportstrategische Entscheidung.“
Aufgrund einer Klausel könnte Bender die Löwen im Sommer 2010 für 1,6 Millionen Euro verlassen – und Stoffers will das verhindern: „Der Vertrag ist für uns ungünstig, weil er den Wert des Spielers nicht richtig widerspiegelt.“ Sein Wunsch: Entweder wird der Vertrag mit Bender verlängert oder der Spieler wird bereits im Sommer lukrativ verkauft!
Doch damit nicht genug. Denn Hoeneß hatte im „Blickpunkt“ auch noch gegen den Geschäftsführer der Löwen persönlich gestichelt: „Vielleicht sollten die Löwen einfach mal mehr Business-Seats verkaufen – und vielleicht sollte man Stoffers sagen, dass das Stadion Allianz Arena heißt. Damit fängt’s ja schon an.“ Stoffers hatte im vorhergehenden Bericht über 1860 mehrfach nur von „der Arena“ gesprochen.
Für einen wie Stoffers, der gern und viel und am liebsten spitzzüngig redet, ist so etwas eine willkommene Vorlage zum Konter. Also spöttelte er gestern: „Ich lasse gerade rechtlich prüfen, ob uns die Stadionverträge zwingen, den Markennamen zu nennen.“ Und er ironisierte über eine „Belehrung von Hoeneß, dass ich neben Huk-Coburg, Generali, der Beamtenversicherung und dem Heimstättenwerk auch noch eine andere Versicherung nennen soll.“ Dabei sei Schleichwerbung im öffentlich-rechtlichen Fernsehen doch verboten.
Für einen Branchenneuling war das ein bemerkenswerter Vorstoß gegen Hoeneß, der vielen ja als Nummer eins im deutschen Klubfußball gilt. Stoffers legte sich gleich auch noch persönlich mit Hoeneß an. Ein bisschen hatte es im „Blickpunkt Sport“ ja so geklungen, als hätte Hoeneß ihn „Stoffels“ genannt. Stoffers fragte gestern nun seinerseits: „Heißt der Hoeneß eigentlich Höneß oder Hohneß? Vielleicht handelt es sich ja auch bei seinem Namen ums westfälische Dehnungs-E. Coesfeld (eine Stadt im Münsterland, d. Red.) spricht man ja auch Cosfeld aus.“ Hohneß: purer Hohn?
Freilich möchte Stoffers künftig ernsthafter – und vermutlich ein bisschen manierlicher – mit Hoeneß umgehen. „Ich werde ihm einen Brief schreiben“ sagte er. Mit welchem Inhalt? Stoffers: „Ich gehe weder mit dem Buß- oder Bettelgewand an die Säbener Straße. Es geht um die Angelegenheit Business Seats, um vertragliche Bedingungen. In einem Punkt gibt es Klärungsbedarf, den er nicht sieht.“ Vielleicht gibt es seit gestern noch viel mehr Klärungsbedarf. Oliver Griss