Stoffers, das schlaue Bürschle
Hauptsponsor Ernst Prost reagiert irritiert auf die Aussage des Löwen-Bosses, er freue sich auf einen „Bieter-Streit“ mit dem neuen Geldgeber aus Polen: „Nur wir können den Vertrag beenden“.
MÜNCHEN
Im Westen, in Ulm, 140 Kilometer von Giesing entfernt,
Am Mittwochabend las Prost auf abendzeitung.de vom künftigen Engagement Filipiaks, dem Klub-Besitzer des polnischen Erstligisten Cracovia, einst der Lieblingsverein von Papst Johannes Paul II. Und mit großem Staunen vernahm er, dass Manfred Stoffers sich auf einen, so wörtlich, „Bieterstreit“ freue, zwischen Filipiak und Prost, wer ab kommender Saison als Hauptsponsor sein dürfe.
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Fakt ist: Im Sommer standen die Löwen lange mit blanker Brust da. Erst Ende Juli, zwei Wochen vor Saisonbeginn fand sich mit Prost ein Hauptsponsor. Ein Comeback von Liqui Moly, das bereits von 2002 bis 2005 das Sechzig-Trikot zierte. „Damals kam IMG (die Vermarktungsagentur der Löwen, d. Red.) zu mir und sagte: ’Prost, du bist unsere letzte Rettung’“.
Und Prost rettete.
1,2 Millionen Euro pro Saison, die Partnerschaft mit dem Motoröl-Betrieb lief wie geschmiert, bei einer Laufzeit von zwei Jahren. Doch nun kündigte Filipiak im Gespräch mit der AZ an, dass er im März 2010 mit Stoffers verhandeln werde, in der Saison 2010/2011 als Hauptsponsor Liqui Moly abzulösen. Und was sagt Prost? „Sollte Sechzig den dringenden Wunsch an uns herantragen, das Feld zu räumen, weil ein anderer Sponsor mehr zahlt, dann werden wir uns dem Wunsch nicht verschließen“, so der Liqui-Moly-Boss, „klar ist aber auch: Nur wir können den Vertrag vorzeitig beenden.“ Heißt: Sollte Filipiak beispielsweise zwei Millionen Euro pro Saison anbieten, muss Stoffers in jedem Fall bei Prost nachfragen, ob er auch so viel zahlen mag. Wenn ja, bleibt Prost Sponsor, wenn nicht, erhält Filipiak den Zuschlag.
Nur auf eine Preistreiberei wie bei einer Auktion will sich Prost nicht einlassen. „Stoffers ist ein schlaues Bürschle“, sagt der Schwabe, „aber ich bin auch nicht auf der Brennsupp’n dahergeschwommen. Hochtreiben lasse ich mich nicht.“ Und auch nicht verärgern. „Ich verstehe Stoffers ja, wenn einer kommt, der mehr zahlt, dann will er natürlich den“, sagt Prost. „Ich will auch keine Dankbarkeit, und Freundschaften gibt es in dem Geschäft eh nicht. Ich will den Verein nicht blockieren, wenn uns das Angebot zu hoch ist, dann ziehen wir uns zurück.“
Bis er dann eines Tages wieder die letzte Rettung ist.
Florian Kinast
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