Stevic berichtet von Telefonat mit Nsereko
MÜNCHEN - 1860-Spieler und Problemlöwe Savio Nsereko verpasst den Flug zum Testsspiel nach Krakau. Der angebliche Grund: Sein Bruder in Uganda sei gestorben. Fragwürdig an der Geschichte ist, dass Nserekos Mutter nichts von dem Todesfall weiß...
Aus dem Kader für den Testkick am Samstag wollte Maurer seinen Problemkicker nicht nehmen. Die Löwen spielen bei Cracovia Krakau, den Klub, bei dem Janusz Filipiak, der Besitzer von 1860-Hauptsponsor Comarch, Präsident ist. „Da kann er eine Halbzeit spielen und sich darstellen.“ Doch daraus wurde nichts, denn Nsereko setzte noch einen drauf: Er erschien diesmal nicht nur unpünktlich. Nein, er kam gar nicht. Als die Mannschaft am Freitag um 12.30 Uhr in Polen landete, wusste immer noch keiner, wo Nsereko war. Unglaublich! Er hatte sich nicht bei Maurer gemeldet, war auch telefonisch nicht erreichbar. Am Handy antwortete nur die Mailbox.
Miki Stevic telefonierte am Donnerstag mit Nsereko und erfuhr vom Tod seines Bruders
1860-Sportdirektor Miki Stevic berichtete der AZ am Samstag in Krakau von einem Telefongespräch mit Nsereko am Donnerstag, seither habe er nichts mehr von ihm gehört. Stevic erzählte er vom Tod seines Bruders in Uganda und dass er deshalb nicht mitkommen könne. Skuril an der Sache: Nserekos Mutter weiß nichts von dem Todesfall...
Hat Nsereko diesmal den Bogen überspannt? Wird er noch mal für die Löwen auflaufen? Maurer wollte am Freitag dazu (noch) nichts sagen. "Wenn ich von so etwas sprechen würde, wie einem Todesfall in der Familie, dann würde es stimmen", äußerte sich Stevic zum Sachverhalt.
Wie lange geht das noch gut?
Savio Nsereko kam im Sommer als prominentester Zugang vom italienischen Erstligisten AC Florenz zu den Löwen. Der U19-Europameister kehrte als Hoffnungsträger zurück zu seinem Heimatverein. Doch seitdem lief es – vorsichtig gesagt – unrund.
Denn anstatt auf dem Platz für Aufsehen zu sorgen, tat er dies bisher nur abseits des Rasens. Nsereko wird immer mehr zum Problemlöwen für Trainer Reiner Maurer. Großen Worten („Ich gehe davon aus, dass ich spielen werde“) folgten kleine Taten – oder Verfehlungen.
Es ging los mit dem Streit um den Elfmeter im Jubiläumsspiel vor Saisonstart gegen Dortmund, danach folgte Nserekos Weigerung nach der 2:3-Pleite im Auftaktspiel in Bochum mit dem Team auszulaufen. Den jüngsten Fehltritt leistete sich Nsereko am Donnerstag, als er das Vormittagstraining verschlafen hatte. "Geldstrafe für Problem-Löwen Savio Nsereko" titelte am Freitag die AZ.
Training geschwänzt - Flug verpasst
Der 21-Jährige kam einfach nicht. Während seine Kollegen pünktlich um 10 Uhr zur Vormittagseinheit erschienen, fehlte Nsereko. Er hatte verschlafen. Und das, obwohl die Änderung des Trainingsplans – ursprünglich war der Donnerstagvormittag frei – der Mannschaft am Mittwoch mitgeteilt worden war. Doch Nsereko tauchte am Donnerstag gar nicht am Trainingsgelände auf. Maurer nahm’s gelassen und meinte nur, dass „es eben Spieler gibt, die unpünktlicher sind als andere.“ Gefragt, warum er sich von Nsereko auf der Nase herumtanzen lasse, meinte Maurer jedoch: „Da tanze schon eher ich ihm auf der Nase herum, ich sitze am längeren Hebel.“
Reinhard Franke
- Themen:
- AC Florenz
- TSV 1860 München