Steiners Rücktritt: Was er für Folgen hat
Der Boss des mächtigen Verwaltungsrats will „Chance auf Neuanfang“ unterstützen. Welche Folgen hat Steiners Rücktritt für die Löwen?
München – Um 10.30 Uhr am Sonntag beginnt im Zenith die durchaus zukunftsträchtige Mitgliederversammlung der Löwen. Wichtigste Frage: Wird Gerhard Mayrhofer zum Präsidenten gewählt – oder wiederholt sich das Desaster der letzten Delegiertenversammlung, in der Hep Monatzeder nicht bestätigt wurde?
Schon vor Beginn der Versammlung hat nun Otto Steiner die Konsequenzen aus dem Debakel vom April gezogen und ist als Vorsitzender des Verwaltungsrates zurückgetreten. Das wirft Fragen auf.
Warum geht Steiner diesen Schritt? Der Geschäftsführer der Constantin Entertainment GmbH, fast auf den Tag genau zwei Jahre im Amt des Vorsitzenden gewesen, war bei den Löwen die wohl am meisten polarisierendste Figur der letzten sieben Jahre. Seit 2006 träumt er davon, selbst Präsident zu werden, doch mehrheitsfähig im Fanlager schien er nie. Ex-Präsident Dieter Schneider lastet ihm seinen Rückzug an, die Nicht-Bestätigungs Monatzeders muss Steiner auf seine Kappe nehmen.
„Durch meine Funktion als Vorsitzender und Sprecher, der die gemeinsamen Entscheidungen unseres Gremiums nach außen vertritt, hat meine Person immer wieder polarisiert“, schrieb Steiner selbst in seiner Rückzugserklärung: „Ich gehe diesen Schritt, weil ich die Chance auf einen echten Neuanfang unterstützen möchte. Ich will ein Zeichen setzen, dass nicht einzelne Personen, sondern ausschließlich die Arbeit, der Erfolg und die Ruhe im Verein im Vordergrund stehen“.
Welche Folgen hat sein Rücktritt? Am Sonntag werden zwei weitere Verwaltungsräte von den Mitgliedern gewählt, auf der Kandidatenliste unter anderem auch Erich Meidert, der selbst auch Präsident werden will und sich der Unterstützung von Investor Hasan Ismaik sicher wähnt. Der neu formierte Rat wählt dann auch Steiners Nachfolger. Generell hofft Steiner, den Weg zu ebnen für eine Wahl von Präsident Gerhard Mayrhofer. Der Kommunikations-Experte wurde zwar von Steiner in einem beispiellosen Casting mit ausgewählt, soll aber nicht als Präsident von Steiners Gnaden gelten.
Ist dies das Ende von Steiners Karriere bei 1860? Nich zwingend. Bisher kam Steiner immer wieder zurück. 2007 war er für rund drei Monate Vize-Präsident, ehe er nach einem Streit mit dem damaligen Präsidenten Albrecht von Linde zurücktrat. Später war er im KGaA-Aufsichtsrat, zuletzt Chef im Vereins-Kontrollgremium, dem er als Mitglied erhalten bleibt.
Wäre nun der Weg frei für ein Comeback von Dieter Schneider? Nein. Der vor allem bei den Arge-Fans populäre Ex-Präsident sieht es knallhart: Nur bei einem Rücktritt des gesamten Verwaltungsrates könnte er sich eine Rückkehr vorstellen. „Mit dem Rücktritt von Otto Steiner ist ja nichts Weltbewegendes passiert. Es ist geschickt gemacht, um gute Stimmung zu machen und die Emotionen herauszunehmen für die Wahl am Sonntag. Das passt dem Verwaltungsrat natürlich gut ins Konzept“, sagte Schneider der AZ.