Steigt Hacker-Pschorr bei den Löwen aus?

Die Brauerei erwägt, ihren Sponsoren-Vertrag beim TSV 1860 nicht zu verlängern. Das Verhältnis zum Klub ist abgekühlt – doch ein Abschied würde die Löwen nicht nur finanziell sehr hart treffen.
von  Filippo Cataldo
Hacker-Pschorr fungiert auch als Brustsponsor der Regionalliga-Mannschaft der Löwen und ist auch im Sechzger präsent.
Hacker-Pschorr fungiert auch als Brustsponsor der Regionalliga-Mannschaft der Löwen und ist auch im Sechzger präsent. © sampics / AK

Die Brauerei erwägt, ihren Sponsoren-Vertrag beim TSV 1860 nicht zu verlängern. Das Verhältnis zum Klub ist abgekühlt – doch ein Abschied würde die Löwen nicht nur finanziell sehr hart treffen.

München - Der Frühling ist bei Fußball-Klubs traditionell die Zeit für Vertragsgespräche. Also bei Klubs, die einen Sportchef haben. Mangels diesem hängen beim TSV 1860, diesem Klub der Baustellen, gerade die Spieler etwas in der Luft. Auch mit Friedhelm Funkel brauchen sie nicht mehr zu reden - der Trainer ist, wie die Löwen am späten Mittwoch Nachmittag bekannt gaben, nur noch bis Saisonende da.

Für Sponsoren sieht die Sache ein wenig anders aus. Für sie gibt es Ansprechpartner, sogar deren zwei: Rejek und Noor Basha, den Geschäftsführer des klubeigenen Vermarkters HI2. Und doch verlaufen die Verhandlungen auch da, nun ja, suboptimal. Nachdem am Dienstag Ex-Präsident Dieter Schneider der AZ bestätigt hat, seinen zum Saisonende auslaufenden Sponsoren-Vertrag (zuletzt rund 200.000 Euro pro Jahr) bei 1860 nicht zu verlängern, erwägt ein weiterer Premium-Partner den Ausstieg bei den Löwen: Bier-Partner Hacker-Pschorr!

Nach AZ-Informationen ist die Brauerei schon länger nicht mehr ganz glücklich mit ihrem Engagement bei den Löwen, schon letztes Jahr dauerten die Verhandlungen ungewöhnlich lang. Nun aber könnte endgültig Schluss sein mit der intensiven und fruchtbaren Partnerschaft, die schon seit der Saison 2004/2005 besteht. In der Saison 1990/1991 war Hacker sogar Hauptsponsor gewesen.

Offiziell heißt es bei der Brauerei lediglich, dass man sich in Verhandlungen mit Rejek befinde. Doch dem Vernehmen nach tendiert das Unternehmen derzeit weit mehr zum Ausstieg als zur Verlängerung.

Wie bei Schneider, dessen Nicht-Verhältnis zum neuen Präsidium um Mayrhofer legendär ist, könnten auch bei der Brauerei neben den allgemeinen wirtschaftlichen Erwägungen auch persönliche Gründe eine Rolle spielen. Während der Wiesn gerieten eine recht forsche Vertreterin der Brauerei und Löwen-Funktionäre lautstark aneinander. Es war ein Missverständnis, das geklärt werden konnte.

Doch trotz einer Aussprache gilt das Verhältnis zwischen dem langjährigen Bierpartner und dem Klub seitdem als etwas abgekühlt. Zudem sollen sich die Verantwortlichen des Brauers – wie andere 1860-Sponsoren auch – nach den zahlreichen Personalwechseln bei 1860 und HI2 zuletzt nicht immer optimal betreut gefühlt haben. Es ist nun an Rejek, das verloren gegangene Vertrauen wieder aufzubauen. Eine weitere Baustelle für den Geschäftsführer. Immerhin: Rejek ist Marketing-Profi, Sponsoren-Betreuung gehörte beim BVB einst zu seinen Kern-Kompetenzen.

Für 1860 wäre ein Rückzug des Premium-Partners ein herber Schlag. Nicht nur finanziell. Rund 500<TH>000 Euro überweist Hacker-Pschorr an die Grünwalder Straße, im Gegenzug fungiert die Brauerei als Brustsponsor der Regionalligamannschaft, veranstaltet in Zusammenarbeit mit az-muenchen.de nach jedem Heimspiel den „Hacker-Pschorr-Fantalk“ mit Stadionsprecher Stefan Schneider und einem Spieler und ist in der Allianz Arena präsent. Nach dem Tod von Firmen-Inhaber Stefan Schörghuber 2008 erließ Witwe Alexandra den Löwen außerdem nach AZ-Informationen die Rückzahlung eines Darlehens in Höhe von zwei Millionen Euro.

Auch logistisch wäre ein Ausstieg schwer zu stemmen. Da Hacker-Pschorr zur Paulaner-Gruppe gehört – und Paulaner den FC Bayern sponsort – wird die Allianz Arena derzeit komplett von der Brauerei beliefert. Eine Belieferung durch eine andere Biermarke würde zusätzliche Kosten für neue Bierleitungen bedeuten.

Imagemäßig wäre ein Ausstieg Hackers ebenfalls problematisch: Augustiner macht traditionell keine Werbung, Spaten und Löwenbräu auch nur noch wenig. Und die Löwen als Werbeträger eines nicht-Münchner Bieres? Unvorstellbar!

Immerhin: Im Sechzger bliebe Hacker-Pschorr auch nach einem Ausstieg bei 1860 vertreten. Die Werbung im städtischen Stadion läuft über das Stadtmarketing, nicht über 1860.

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