Stefan Lex über Trainersuche beim TSV 1860: "Es muss wohlüberlegt sein – und passen"

München - AZ-Interview mit Stefan Lex: Der 33-jährige Erdinger spielt seit 2018 beim TSV 1860, ist der Kapitän der Löwen, die am Samstag (14 Uhr/Magenta Sport und im AZ-Liveticker) beim SV Meppen aus ihrer Krise kommen wollen.
AZ: Herr Lex, wenn man nach so einer herben Enttäuschung wie in Oldenburg heimkommt und dann seine Kinder erblickt, die sich freuen, dass der Papa zurück ist: Ist es dann leichter als früher, den Frust zu verdauen?
STEFAN LEX: Es lenkt auf jeden Fall ab, meine beiden Jungs zu sehen. Aber nichtsdestotrotz ist es ärgerlich und man kann es auch daheim nicht ganz abschütteln. Ändern können wir es eh nicht mehr. Wir sollten jetzt auch den vollen Fokus auf das Spiel in Meppen richten. Insgesamt war ich nicht unzufrieden mit dem Spiel – bis auf die letzten vier Minuten.
Haben Sie eine Erklärung dafür, dass die Mannschaft nach dem 1:2 so kopflos agiert hat?
Kopflos ist wahrscheinlich das richtige Wort. Wir haben nur noch gehofft, dass die Zeit rumgeht und nicht mehr konstruktiv was getan. Im Nachhinein leicht gesagt: Aber wir hätten selber mehr Ballbesitz haben müssen. Dann wäre es nicht so weit gekommen. Wir müssen uns ankreiden lassen, dass wir nicht bei unserer Linie geblieben sind. In den ersten fünf Saisonspielen hätten wir keine zwei Tore mehr gekriegt.
Lex: Im Moment ist das Wichtigste, dass wir Stabilität reinbekommen
Es waren zuletzt fünf Spiele, in denen Sechzig geführt hat, nur eines wurde gewonnen. Das kann ja kein Zufall mehr sein.
Und das sind dann genau die Punkte, die uns im Moment fehlen. Wir haben es über Phasen gut gemacht, aber eben nicht geschafft, die Spiele heimzubringen. Wir müssen wieder dahin kommen, dass uns eine Führung bestärkt und Sicherheit gibt, und nicht, dass wir am Schluss das Zittern anfangen.
Nun kommt eine Phase bis zum Spiel gegen Tabellenführer Elversberg Mitte März, in der die Löwen richtig Fahrt aufnehmen müssen. Sehen Sie das auch so?
Soweit denke ich jetzt nicht. Wir müssen auf das nächste Spiel schauen, in Meppen war es die letzten Jahre auch nicht einfach. Da wird uns nichts geschenkt, die werden kämpferisch auch voll dagegenhalten. Im Moment ist das Wichtigste, dass wir Stabilität reinbekommen. Wir wollen am Samstag gewinnen und schauen, dass wir wieder ins Spiel finden.
1860-Kapitän Lex: Bei der Trainersuche darf man nichts überstürzen
Lässt sich die Tabelle tatsächlich ausblenden im Moment, so wie es Günther Gorenzel fordert?
Ich finde schon. Ich weiß, dass wir zwei Punkte hinter dem Relegationsplatz sind, aber nicht, ob wir Fünfter, Sechster oder Siebter sind. Es mag sich vielleicht blöd anhören, aber das hilft uns eh nichts. Ich weiß, dass wir noch dabei sind, dass wir es noch selbst in der Hand haben, ob wir es in die richtige Richtung drehen. Wir müssen stabiler werden und punkten, dann können wir uns auch wieder mit der Tabelle befassen.
Wie sehr beschäftigt das Trainerthema das Team? Sie wären sicher froh, wenn die Köllner-Nachfolge zügig gelöst würde.
Wir haben gewusst, was auf uns zukommt, Günther hat das ja schon mal gemacht. Es ist nicht so, dass wir das Gefühl haben, es ist kein Chef da oder so. Er macht es gut. Von daher ist es nicht entscheidend, ob es eine Woche früher oder später passiert. Solange es am Ende eine gute Lösung ist, warte ich lieber eine Woche länger. Es muss wohlüberlegt sein und es muss passen.
TSV 1860: Lex hat das Köllner-Aus nicht kommen sehen – und war dennoch überrascht
Als Kapitän haben Sie mit anderen Spielern besonderen Einfluss. Welchen Eindruck haben Sie vom Team?
Ich finde, dass die Stimmung in der Kabine gut ist, wir haben da nie ein schlechtes Verhältnis gehabt. Wir haben jetzt weniger Programm vor dem Training als unter Michael Köllner. Von daher ist der Austausch wieder mehr gegeben. Wir haben mehr Zeit, uns miteinander zu beschäftigen. Das ist immer ein guter Weg: Wenn man viel miteinander redet, dann wird man auch viele Probleme gemeinsam lösen und Gutes schaffen.
Habt Ihr in der Mannschaft das Trainer-Aus kommen sehen?
Bis zum Mannheim-Spiel habe ich es überhaupt nicht gedacht. Wir hatten in meinen Augen ein gutes Trainingslager, eine gute Vorbereitung. Natürlich war Mannheim ernüchternd. Dann war der Druck von außen da, das ist schnell gegangen. Gegen Zwickau haben wir gezeigt, dass keiner gegen den Trainer spielt. Trotzdem war noch so viel Unruhe drin, dass man nicht mehr komplett überrascht ist als Spieler.