Stefan Kuntz: "1860 kann es schaffen"

Am Sonntag muss Sechzig im Duell der Traditionsklubs in Kaiserslautern ran. Deren Vorstandsboss Stefan Kuntz traut den Löwen viel zu – ist aber ein Gegner des Investormodells
von  Marco Plein

AZ: Herr Kuntz, Sie haben Ihr Kaiserslautern genau vor dem Duell gegen die Löwen mit Alexander Baumjohann noch mal kräftig verstärkt. Für 1860-Coach Reiner Maurer sind Sie jetzt Topaufstiegsfavorit. Stimmen Sie zu?

STEFAN KUNTZ: Also an seiner Stelle hätte ich das genauso gesagt, das nimmt ja auch den Druck von seinem Team. Ich sehe es so, dass wir versucht haben, einen Kader zusammenzustellen, mit dem wir unter den ersten Drei landen können. Jetzt geht es darum, genau das zu beweisen.

Dennoch: Wie bekommt man als Zweitligist einen Spieler, der vor nicht allzu langer Zeit noch zum FC Bayern ging und zuletzt bei Schalke spielte?

Es geht einfach darum, das Ohr an der richtigen Stelle zu haben. Es gibt nur ein kleines Zeitfenster, in dem man so einen Spieler als Zweitligist bekommen kann. Und das hat jetzt geklappt. Wir haben eine gewisse Bedarfslage gedeckt. Bei Alexander ging es darum, unsere spielerische Komponente zu stärken. Mo (Idrissou, d. Red.) verstärkt uns im Kopfballspiel und tritt mit viel Selbstvertrauen auf. Und bei Albert (Bunjaku, d. Red.) ging es darum, einen Leader zu holen, der viel Professionalität reinbringt und vorlebt.

Für Zweitligaverhältnisse sind das Stars. Ist man nicht, wenn man drei bekannte Bundesliga-Spieler trotz des Abstiegs geholt hat, automatisch Aufstiegsfavorit?

Ich kann mit dem Begriff Stars nicht so viel anfangen. Ein Star wird für mich auf dem Platz geboren, er muss nachhaltig Erfolg bringen und sich immer wieder beweisen. Jetzt haben wir erst den dritten Spieltag. Aber wenn die genannten Spieler dafür sorgen, dass wir am 30. Spieltag ganz oben stehen, könnte ich mit dem Begriff schon eher leben.

Jetzt kommt 1860 zu Ihnen auf den Betzenberg. Und einer der besten Löwen, Daniel Halfar, war jahrelang Spieler beim FCK. Spricht man in der Pfalz noch von ihm?

Klar tauchen die Namen der Spieler wie Halfar, die hier groß geworden sind, immer wieder auf. Aber, wenn ich ehrlich bin, es wird mehr über Spieler gesprochen, die es nach ihrer Zeit beim FCK ganz nach oben geschafft haben. Hier wird viel öfter noch über den Miro Klose gesprochen.

Auch Halfars Löwen wollen um den Aufstieg mitspielen. Was erwarten Sie sich von Ihrem Gegner vom Sonntag?

Einiges, ich finde, Sechzig hat sich einen Kader zusammengestellt, der eine sehr gute Mischung zwischen erfahrenen und jungen Spielern beinhaltet. Das kann der Schlüssel zum Erfolg sein. Das kann dazu reichen, dass man am Ende den Aufstieg schafft. Auch bei uns hat man ja damals vor zwei Jahren gesehen, dass die Mischung ein wichtiger Grund für den Aufstieg war. Dazu gibt es ja noch die Fanfreundschaft zwischen dem FCK und Sechzig.

Ähnlich wie der FCK ist 1860 ein Verein mit viel Tradition. Beim Einstieg des Investors gab es viel Widerstand der Löwen-Fans. Wäre ein solches Modell in Lautern denkbar?

Ich sage es mal so: Ich möchte nicht in die Lage kommen, darüber entscheiden zu müssen. Denn bei so einem Modell wüsste man nie, in welche Richtung es sich entwickelt. Also die Finanzierung, auf die sich die Löwen eingelassen haben, gäbe mir persönlich ein ungutes Gefühl.

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