Stark wie lange nicht: Löwen als Derby-Helden
AUGSBURG - Der TSV 1860 gewinnt 2:1 in Augsburg.Aigner und Bell erzielen die Tore zum Sieg.Stevic jubelt: „Dieses Spiel war für die Fans! Heute können alle zufrieden sein mit uns“.
Angstgegner? War da was? Nach dem tollen Derby am Sonntag in Augsburg, nach diesem völlig verdienten 2:1 beim selbsterklärten Aufstiegsaspiranten, dürften die Löwen ihr Augsburg-Trauma zu den Akten legen.
Vier Tage nach dem enttäuschenden 0:0 gegen Aue jubelten die Löwen endlich wieder, zeigten beim schwäbischen Nachbarn ihre mit Abstand beste Saisonleistung – und versöhnten mit ihrem leidenschaftlichen Spiel die leidgeplagte Löwen-Seele.
„Dieses Spiel war für die Fans, ich denke, heute können alle zufrieden sein mit uns“, erkannte 1860-Sportdirektor Miki Stevic.
Wie wahr! Die Sechzger stellten sich den Augsburgern bissig und aggressiv entgegen, dass es eine reine Freude war. Womöglich hatten sich die 22 Spieler von der hitzig-aufgewühlten Derby-Atmosphäre in der Augsburger Arena anstacheln lassen – jedenfalls lieferten sie sich einen Fight, bei dem sich beide Trainer Sorgen um die Knochen der Profis machen mussten.
Schon nach 37 Minuten humpelte Youngster Moritz Leitner (17), der überraschend den Vorzug vor Florin Lovin erhalten hatte, vom Feld. Augsburgs Andrew Sinkala, der später in der Schlussphase mit Gelb-Rot vom Platz musste, hatte den 17-Jährigen gleich zwei Mal derart heftig von den Beinen gegrätscht, dass sich Leitner mehrfach am Boden kugelte und vor Schmerzen auf den Rasen schlug. „Das war sehr brutal, für mich was das Rot", sagte Stevic. Bei Leitners Auswechslung (Oberschenkelprellung) eilte sogar Keeper Gabor Kiraly aus seinem Tor herbei, um das Löwen-Talent zu trösten.
Die Löwen rächten sich für die üblen Tritte – mit einem Tor.
Kaum war Leitner draußen, drosch der stark verbesserte Stefan Aigner den Ball aus fünf Metern in den Winkel (38.). Die Löwen waren klar die bessere Mannschaft, spielten mit viel Tempo, großen Einsatz – und hatten auch noch viel Pech, dass der Schiedsrichter Christian Dingert erst einen klaren Elfmeter an Rukavina verweigerte (28.) und ihnen kurz nach Aigners Treffer auch noch einen Treffer verweigerte: Nach einem feinen Anspiel von Daniel Bierofka hatte Djordje Rakic die Kugel schön über die Linie gehoben. Dingert pfiff wegen Abseits ab. Damit lag er aber falsch.
Ärgerlich für die Sechzger, denn so nahmen sie nach der starken ersten Hälfte nur einen Vorsprung von einem Tor mit – und der war gleich nach Wiederbeginn futsch: der wendige Ibrahima Traore hämmerte einen Schuss aus 20 Metern aufs Tor, die Kugel wurde von FCA-Goalgetter Michael Thurk abgefälscht und landete für Kiraly unhaltbar im Tor.
Wer jedoch dachte, die Löwen würden sich davon einschüchtern lassen, sah sich getäuscht: Nach 71 Minuten nickte der starke Stefan Bell nach einem Lauth-Eckball zum 1:2 ein und raste im Jubelsprint zu den feiernden Löwen-Fans. Diese Führung gaben die Löwen nicht mehr her.
„Wichtig war, dass wir unseren Aufwärtstrend fortgesetzt haben“, meinte Trainer Reiner Maurer. Und das war arg untertrieben.
Marco Plein, Reinhard Franke